Die Dichterin von Aquitanien
ihre Gelegenheit und sprang auf. Während Cadell von weiteren Krämpfen geschüttelt wurde, gelang es ihr, den Trank rasch aus der Truhe zu holen.
»Ich werde Euch noch einen Becher Bier bringen, mein Herr Cadell«, rief sie. »Das beruhigt sicher Euren Magen.«
Obwohl ein Übermaß ebendieses Getränks seine Übelkeit ausgelöst haben musste, kam kein Widerspruch. Marie entstöpselte das Gefäß und ließ braune Tropfen in den mit Bier gefüllten Becher fallen.
»Hier, trinkt!«, forderte sie ihn auf und legte eine Hand auf seine Schulter. Dabei vermied sie es gewissenhaft, die bräunlich schleimige Masse auf dem Boden anzusehen. Langsam begann sie dann, ihn zu streicheln. Cadell schloss für einen Moment die Augen und stieß ein zufriedenes Knurren aus.
»Nun trinkt, dann geht es Euch besser«, murmelte Marie hoffnungsvoll, doch ihre Worte ließen Cadell schlagartig erstarren. Er hob den Kopf. Seine Augen waren kalt und voller Misstrauen.
»Trink du zuerst!«, befahl er. Marie gehorchte. Falls der Trank tatsächlich Schmerzen linderte, dann konnte er auch ihr bei dem helfen, was nun bevorstand. Sie nahm einen großen Schluck, bevor sie den Becher wieder ihrem Gemahl entgegenhielt. Cadell entspannte sich ein wenig. Er nippte an dem Becher, um ihn gleich darauf zu leeren.
»Das hat gutgetan«, sagte er, während er sich den Mund
abwischte. »Leg dich zu mir. Heute Nacht bekomme ich langsam Lust auf dich.«
Maries legte sich wieder auf die zerwühlten Laken. Es würde nicht anders sein als sonst. Wie hatte sie auch so dumm sein können, irgendwelche Hoffnungen in den Trank eines zerknitterten Kräuterweibleins zu setzen? Falls er irgendeine Wirkung zeigte, dann vielleicht erst am nächsten Morgen. Cadell begann, die Verschnürung ihres Bliaut zu lösen. Sie wich vor dem übel riechenden Atem zurück und schloss die Augen. Seine Berührungen waren ein wenig sanfter als sonst, er kniff und kratzte nicht, sondern ließ seine Handfläche über ihrem Bauch und ihre Schenkel gleiten, als sei er plötzlich neugierig auf die Formen ihres Körpers geworden.
»Du bist eine abgemagerte Krähe, aber wenigstens noch jung. Es hätte schlimmer sein können«, murmelte er. Seine Finger glitten zu ihren Brüsten.
»Flach wie ein Brett«, knurrte er, doch das Tasten ließ nicht nach. Die feuchte Berührung seiner Lippen ließ Marie vor Ekel zusammenzucken. Ihr war, als krieche eine Schnecke über ihre Haut, wo sie eine Spur aus Schleim hinterließ.
»Hilf mir ein wenig«, drang seine Stimme heiser an ihr Ohr. Sie begriff nicht, was er meinte, doch spürte sie, wie er ihre Hand unter seine Beinkleider schob, wo ein schlabberiger Wurm lag. Cadell bewegte ihr Handgelenk auf und ab. Diese Berührung erweckte die weiche Masse zum Leben, sie regte sich und wurde allmählich hart. Die Worte Angharad ferch Davydds hallten in Maries Kopf wider. Es war nicht leicht, einen bissigen Hund zu zähmen. Marie überwand ihren Ekel und zwang sich, die Bewegungen freiwillig auszuführen. An ihrem Ohr keuchte Cadell lauter und schneller. Der Wurm schwoll immer mehr an. Schließlich hörte sie ein lautes, zufriedenes Grunzen, während klebrige Feuchtigkeit
sich über ihre Finger ergoss. Cadell legte seinen Kopf an ihre Schulter.
»Gwen«, keuchte er mit geschlossenen Augen. »Meine Gwen.«
Als sein Schnarchen deutlich zu vernehmen war, stand Marie auf, um sich zu waschen. Sie musterte das von Falten und Narben durchzogene Gesicht ihres Gemahls. Die stolz geschwungene Nase erinnerte an den Prinzen Rhys. Einst musste auch Cadell ap Gruffydd ein gutaussehender Mann gewesen sein, der loszog, um die Welt seinem Willen zu unterwerfen. Doch jetzt gab es nur noch eine normannische Braut, eine graue Maus oder abgemagerte Krähe, um ihm ein wenig Befriedigung zu verschaffen.
Sie legte sich freiwillig an seine Seite, denn er flößte ihr keine Angst mehr ein. Dankbar strich sie über das Rabenamulett, und überließ Cadell seiner Sehnsucht nach der einstigen Braut, um selbst von ihrem blondgelockten Ritter träumen zu können. Zum ersten Mal schlief sie friedlich in ihrem Ehebett.
Wenige Tage später erschien Vater Brian, da Marie nun bereit war, ihn zu empfangen. Sie hatte Cleopatra wieder in den Käfig gesperrt und ihr Rabenamulett hinter ihrer Chemise verborgen. Vermutlich würde er sie nun rügen, weil sie in all den Wochen nicht zur Beichte gekommen war. Sie an ihre Pflichten als Cadells Ehefrau erinnern. Noch vor einigen Tagen wäre sie nicht
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