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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ins Auge fassen zu dürfen.« In seiner Weisheit verbarg Kilite sein Triumphgefühl.
    »Wir haben augenblicklich keinen Vorschlag«, gestand der Kaiser. »Noch werden Wir in der Lage sein, uns damit zu befassen, bis nicht etwas anderes erledigt ist, das schwer auf Uns drückt. Gewiß dürfte das Reich doch noch ein paar Tage sicher vor Unserem Bruder sein?«
    »Was ist diese andere Angelegenheit, die Eurer Kaiserlichen Majestät Sorgen macht?« erkundigte sich der Berater, ohne auf seines Herrschers sichtliche Bemühung um Gleichmut zu achten. »Wenn ich Eurer Majestät vielleicht behilflich sein könnte ...«
    »Es ist nichts weiter. Eine unwichtige Entscheidung, trotzdem unerfreulich. Wir müssen einen neuen Militärstatthalter für Freistatt ernennen.«
    »Freistatt?« Kilite runzelte die Stirn.
    »Eine kleine Stadt an der Südspitze des Reichs. Wir selbst hatten leichte Schwierigkeiten, sie zu finden - sie ist auf den neueren Karten gar nicht mehr eingetragen. Welchen Grund es auch immer für die Existenz dieser Stadt gab, er scheint überholt zu sein. Die Stadt siecht dahin und sieht ihrem Ende entgegen, sie ist nichts weiter mehr denn eine Zuflucht für kleine Gauner und heruntergekommene Abenteurer. Aber trotzdem, sie gehört jedenfalls zum Reich.«
    »Und sie braucht einen neuen Statthalter«, murmelte Kilite nachdenklich.
    »Der bisherige tritt seinen verdienten Ruhestand an.«
    Der Kaiser zuckte die Schulter. »Und Wir haben ein neues Problem. Als Reichsgarnisonsstadt steht ihr ein Statthalter von Rang und Namen zu — jemand, der das Reich gut genug kennt, es würdig zu vertreten, und der als Mittler zwischen Freistatt und der Hauptstadt geeignet ist. Er muß fähig sein, für Recht und Ordnung zu sorgen, etwas, worin der alte Statthalter wohl etwas lässig war, fürchten Wir.«
    Ohne daß es dem Kaiser bewußt war, fing er erneut an, unruhig hin und her zu schreiten.
    »Unser Problem ist, daß ein solcher Mann anderswo im Reich besser eingesetzt wäre. Uns deucht es eine Vergeudung, einen guten Mann für einen solchen, unbedeutenden Posten zu ernennen, ja fast in Verbannung zu schicken.«
    »Eure Majestät sollte es nicht >in Verbannung< nennen, sondern >weit fort von der Brutstätte der Intrigen<.«
    Der Kaiser blickte seinen oberstem Ratgeber lange an. Dann begannen beide Männer herzhaft zu lachen.
2. Die Stadt
    Hakiem, der Geschichtenerzähler, leckte sich den Staub von den Lippen und blinzelte in die Morgensonne. Es würde heute wieder heiß werden - eine Weintag, falls er sich Wein leisten konnte. An die kleinen Annehmlichkeiten, wie Wein, die er sich gönnte, war zusehends schwerer heranzukommen, denn Karawanen, die hierherkamen, wurden immer seltener.
    Gleichmütig zerquetschte er einen Sandfloh, der sich unter seinen Lumpen eingenistet hatte, und machte es sich müde an seinem neuen Platz am Rand des Basars bequem. Von seinem früheren Stammplatz am großen Kai hatten die Fischer ihn vertrieben, weil er sie angeblich bestohlen hatte. Ausgerechnet er! Bei der Unzahl von Dieben in der Stadt mußten sie gerade ihn beschuldigen! »Hakiem!«
    Er schaute sich um und sah eine Bande von sechs Straßenjungen mit leuchtenden Augen und aufgeweckten Gesichtern auf ihn zukommen.
    »Guten Morgen, Kinder.« Sein Lächeln entblößte gelbe Zähne. »Was wollt ihr denn von dem alten Hakiem?«
    »Erzähl uns eine Geschichte!« riefen sie im Chor und drängten sich um ihn. »Hebt euch hinweg, ihr Sandflöhe!« stöhnte er und unterstrich seine Worte mit einer abweisenden Gebärde. »Die Sonne wird heute wieder herabbrennen, und ich habe nicht vor, noch mehr zur Austrocknung meiner Kehle beizutragen, indem ich euch umsonst Geschichten erzähle.«
    »Bitte, Hakiem!« flehte einer.
    »Wir bringen dir auch Wasser«, versprach ein anderer.
    »Ich habe Geld!«
    Letzteres zog Hakiems Aufmerksamkeit magnetisch auf sich. Sein Blick verschlang schier die Kupfermünze auf der ausgestreckten, nicht ganz sauberen Hand. Diese Münze und vier ihrer Geschwister würden für eine Flasche Wein reichen.
    Es spielte keine Rolle, woher der Junge sie hatte — gestohlen vermutlich! Das einzige, was Hakiem beschäftigte, war, wie sich dieser Reichtum von dem Bengel auf ihn übertragen ließ. Er dachte sogar an Gewalt, entschied sich jedoch dagegen. Es waren schon zu viele Leute im Basar, die nicht tatenlos zusehen würden, wenn er Kinder beraubte. Außerdem waren die verflixten Bürschchen weitaus flinker als er. Da blieb ihm wohl nichts

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