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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht ausgebeutet!« erklärte ein dritter heftig.
    »Warum habt ihr dann in die Stadt ziehen müssen, als der Sand eure Felder unfruchtbar machte?« trumpfte der zweite auf.
    »Ich will meine Geschichte hören!« brüllte Ran-tu wütend.
    Die Bürschchen verstummten.
    »Der junge Herr hier hat recht«, bestätigte Hakiem und deutete auf den zweiten Jungen. »Aber das war natürlich nicht von heute auf morgen der Fall. Es verging eine lange Zeit. Als die Sklaven dem Land im Norden alle Fruchtbarkeit entzogen hatten, bestellten sie Felder immer weiter südwärts, bis sie schließlich die Stelle erreichten, wo jetzt die Stadt steht. Hier trafen sie auf einheimische Fischer und mit ihnen gemeinsam erhielten sie sich durch Fischfang und Ackerbau, und lebten in Ruhe und Frieden.«
    »Ja, aber nicht lange!« konnte Ran-tu sich nicht enthalten.
    »Stimmt, die Götter wollten es nicht«, bestätigte Hakiem. »Gerüchte, daß man hier Gold und Silber entdeckt habe, erreichten das Königreich Ilsig, und so brachen Eindringlinge den Frieden und die Stille hier. Zunächst waren es nur Abenteurer, doch ihnen folgte schließlich eine ganze Flotte, mit dem Auftrag, die Stadt einzunehmen und unter die Oberhoheit von Ilsig zu bringen. Die einzige Fliege in der Suppe war für das Königreich jedoch, daß fast die ganze Fischerflotte zu dem Zeitpunkt auf See war, und da sie sich schnell des Schicksals der Stadt bewußt wurde, suchte sie Zuflucht auf der Aasfresserinsel, wo sie zum Grundstock der Kappiraten wurde, die bis zum heutigen Tag den Schiffern das Leben schwermachen.«
    Eine Fischersfrau kam vorüber. Ihr Blick fiel auf die in den Straßenstaub gekritzelte Karte. Lächelnd warf sie Hakiem zwei Kupfermünzen zu. Er fing sie geschickt und stieß dabei mit dem Ellbogen einen der Bengel zur Seite, der sie an sich bringen wollte, und schob sie schnell in seine Schärpe.
    »Segen auf Euer Haus, Herrin!« rief er seiner Wohltäterin nach.
    »Was ist mit dem Reich?« drängte Ran-tu, der befürchtete, Hakiem würde zu erzählen aufhören.
    »Was? O ja. Ein Abenteurer drang in seiner Suche nach dem mythischen Gold weiter nordwärts vor. Er fand einen Paß durch die Civa und gelangte durch ihn schließlich ins rankanische Reich. Später fand sein Enkel, jetzt ein Reichsgeneral, das Tagebuch seines Vorfahren. Er führte eine größere Streitmacht südwärts auf den Spuren seines Großvaters und nahm die Stadt ein. Sie als Stützpunkt benutzend, eroberte er durch einen Angriff vom Meer rund um das Kap aus das Königreich Ilsig und verleibte es für immer dem rankanischen Reich ein.«
    »Und so sieht es jetzt aus!« Einer der Straßenjungen spuckte in hohem Bogen aus.
    »Nicht ganz«, verbesserte ihn Hakiem. Seine Ehre als Geschichtenerzähler überwand seine Ungeduld, endlich mit dieser Geschichte fertig zu werden. »Obgleich das Königreich sich ergab, widersetzten sich die Bergstämme und verhinderten die Versuche des Reichs, den Großen Paß zu benutzen. Dadurch kam es zu den Karawanenrouten.«
    Seine Augen blickten flüchtig verträumt drein.
    »Das waren die Tage von Freistatts Blüte. Wöchentlich kamen drei oder vier Karawanen, reich mit Handelsware und Schätzen, so ganz anders als die armseligen Karawanen, wie man sie heutzutage sieht, die lediglich das Lebensnotwendigste bringen. Nein, das waren damals riesige Karawanen, die einen halben Tag brauchten, bis auch der letzte Wagen in der Stadt war.«
    »Was ist passiert?« fragte einer der mit großen Augen lauschenden Jungen. Hakiems Gesicht verfinsterte sich. Er spuckte in den Staub. »Vor zwanzig Jahren gelang es dem Reich, die Bergstämme niederzuzwingen. Danach stand der Große Paß für alle offen und es war nicht mehr nötig, große Karawanen durch die banditenbedrohte Wüste zu schicken. Freistatt ist nur noch ein Schatten ihrer ehemaligen Größe, ein Asyl für Gesindel, das sich nirgendwo anders blik-ken lassen darf. Glaubt mir, eines Tages kommt es noch soweit, daß es mehr Diebe gibt als ehrliche Bürger und dann ...«
    »Zur Seite, Alter!«
    Ein schwerer Fuß in einer Sandale trat auf die Karte, verwischte die Eintragungen und ließ die Jungen erschrocken aufspringen.
    Hakiem duckte sich vor dem Schatten des Höllenhunds — einer der fünf Elitewachen, die der neue Statthalter mitgebracht hatte.
    »Zalbar! Nimm dich zusammen!«
    Der finstere Riese erstarrte beim Klang dieser Stimme und drehte sich um, um dem herbeieilenden goldhaarigen Jüngling

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