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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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übrig, als sich die Münze ehrlich zu verdienen. Schrecklich, wie tief er gesunken war!
    »Also gut, Ran-tu.« Er streckte lächelnd die Hand aus. »Gib mir das Geld, dann kannst du dir die Geschichte aussuchen, die du hören möchtest.«
    »Nachdem ich die Geschichte gehört habe«, entgegnete der Bengel von oben herab. »Du wirst die Münze bekommen, wenn - wenn ich finde, daß die Geschichte sie wert ist. Das ist so üblich.«
    »So ist es«, bestätigte Hakiem mit erzwungenem Lächeln. »Komm, setz dich neben mich, damit dir kein Wort entgeht.«
    Der Junge tat wie geheißen, glücklicherweise ohne zu bedenken, daß er dadurch Hakiems langer, flinker Hand nicht entgehen konnte.
    »Nun sag, was du gern hören möchtest, Ran-tu.«
    »Erzähl uns die Geschichte unserer Stadt!« piepste der Junge aufgeregt und vergaß seine gespielte Herablassung, die er sich als Kunde leisten konnte. Hakiem verzog das Gesicht, aber die anderen Bengel hüpften und klatschten begeistert. Ganz im Gegensatz zu Hakiem wurden sie es nie müde, diese Geschichte zu hören.
    »Na gut.« Hakiem seufzte. »Dann macht mal Platz!«
    Grob schob er den Wall dünner Beine vor sich zur Seite und glättete die so geschaffene freie Stelle mit der Hand. Mit der Schnelligkeit langjähriger Übung zeichnete er die Umrisse des südlichen Teils des Kontinents und die von Norden nach Süden verlaufende Bergkette.
    »Die Geschichte beginnt hier, wo sich einst das Königreich Ilsig befand, östlich des Königingebirges ...«
    »... das die Rankaner Weltendgebirge nennen«, unterbrach ihn ein Junge.
    »... und die Gebirgler nennen es Gunderpah«, wußte ein anderer.
    Hakiem lehnte sich auf seinen Schenkeln zurück und kratzte sich abwesend. »Vielleicht möchte einer der jungen Herren die Geschichte weitererzählen, dann kann Hakiem in Ruhe zuhören.«
    »Nein, kommt gar nicht in Frage!« protestierte Ran-tu.
    »Seid still, ihr alle! Es ist meine Geschichte! Laßt Hakiem sie erzählen.« Hakiem wartete, bi s Ruhe eingekehrt war, dann nickte er Ran-tu fast hochmütig zu und fuhr fort.
    »Aus Angst vor einer Invasion durch das damals neue rankanische Reich jenseits des Gebirges taten die Ilsiger sich mit den Bergstämmen zusammen, um den einzigen bekannten Paß zu bewachen.«
    Er hielt im Erzählen inne, um mit einem Strich auf seiner Karte den Paß anzudeuten.
    »Tatsächlich stellte sich heraus, daß ihre Ängste nicht unbegründet waren. Die Rankaner schickten ihre Armeen nach Ilsig, und die Ilsiger sahen sich gezwungen, ihre eigenen Truppen in den Paß zu senden, um die Bergbewohner bei der Verteidigung des Königreichs zu unterstützen.«
    Hoffnungsvoll schaute Hakiem auf und streckte eine Hand aus, als ein Kaufmann stehenblieb, um zu lauschen, doch der Mann schüttelte den Kopf und ging weiter.
    Finsterer Miene fuhr Hakiem fort: »Während der Abwesenheit der Truppen kam es in Ilsig zum Aufstand. Sklaven, Leibdiener, Galeerenruderer, Gladiatoren und sonstige versuchten gemeinsam, sich der Sklavenkette zu entledigen. Aber o je ... «
    Hakiem legte eine wirkungsvolle Pause ein und warf in dramatischer Geste die Hände hoch.
    »... die Armeen von Ilsig kehrten früher als erwartet zurück und machten dem Aufstand ein schnelles Ende. Die Überlebenden flohen südwärts - hier - an der Küste entlang.«
    Mit dem Finger zeigte er die Route.
    »Das Königreich wartete eine Weile, da es hoffte, die Sklaven würden aus freiem Willen zurücckehren. Die geflohenen Aufständischen dachten jedoch gar nicht daran. Also sandte man einen Reitertrupp aus, sie zu verfolgen und mit Gewalt zurückzubringen. Die Kavallerie holte die Sklaven hier ein und drängte sie ins Gebirge, wo es zu einer gewaltigen Schlacht kam. Die Sklaven gingen siegreich daraus hervor, und kaum einer der Kavalleristen überlebte.«
    Hakiem deutete auf einen Punkt im südlichen Teil der Bergkette.
    »Erzählst du denn nicht von der Schlacht?« unterbrach ihn Ran-tu.
    »Das ist eine Geschichte für sich—für die extra bezahlt werden muß«, entgeg-nete Hakiem lächelnd.
    Der Junge biß sich auf die Lippe und schwieg.
    »Während der Schlacht entdeckten die Sklaven einen Paß, durch den sie danach in dieses grüne Tal kamen, wo es an Wild nicht mangelte und Wildgetreide wucherte. Sie nannten es Freistatt.«
    »Das Tal ist gar nicht grün!« warf ein Junge ein.
    »Das kommt daher, daß die Sklaven dumm waren und das Land ausbeuteten«, rief ein anderer.
    »Mein Vater war Bauer, aber er hat das Land

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