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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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kuppelförmigen Steingebäude, das etwa haushoch vor ihnen aufragte.
    »Ich habe solche komischen Dinger schon einmal gesehen«, flüsterte Nikos. »Mein Vater hat sie mir mal gezeigt. Sie sollen furchtbar alt sein. Früher hat man angeblich die Toten da hineingelegt.« Er strich mit der Hand über die dunklen, glatten Steine.
    »Die Toten hineingelegt? Wie unheimlich«, flüsterte Zoe staunend.
    »Ja, man hat das gemacht, um sie nicht beerdigen oderverbrennen zu müssen. Stell dir das mal vor: Ein Verwandter stirbt, ihr packt ihn in solch eine Höhle, und wenn ihr, du und deine Verwandten, dran vorbeigeht, könnt ihr euch einbilden, der ist ja gar nicht tot, sondern lebt da drinnen lustig weiter.«
    Zoe musste trotz allem lachen. »Wie ein Gespenst.«
    »Ja, und angeblich spukt es in diesen komischen Häusern wirklich. Weil ja die Seelen der Toten nicht tot sind. Manchmal ziehen sie sich weiße Gewänder an und erschrecken die Leute.«
    Zoe starrte Nikos so entsetzt an, dass er seinerseits anfing zu lachen und die Kleine beruhigte: »Ich glaube ja nicht an diesen Unsinn, aber so Wand an Wand möchte ich trotzdem nicht mit solch einem komischen Ding wohnen ...«
    Kaum hatte er das gesagt, da erklang aus dem Innern des seltsamen Gebäudes ein lang gezogenes, klagendes Geräusch.
    Beiden stockte der Atem.
    »Das Gespenst«, stammelte Zoe, starrte Nikos aus großen Augen an und versuchte mit aller Kraft, ihn von diesem unheimlichen Ort wegzuzerren. Nikos aber war wie angewurzelt stehen geblieben. Er lauschte aufmerksam, dann trat er dicht an die massive Mauer heran und legte ein Ohr an einen kleinen Spalt zwischen den massiven Steinen. Ganz deutlich konnte er es jetzt verstehen: »Hilfe! Hier bin ich. Holt mich hier raus. Bitte, holt mich hier raus.«
    »Das ist Jannis! Ich hab’s doch geahnt!«, sagte er leise zu Zoe. Und dann flüsterte er mit gespitzten Lippen und trichterartig geformten Händen durch die schmale Ritze ins Innere: »Jannis, wir sind’s, mach dir keine Sorgen. Wir holen dich da raus.«
    Jannis verstand ihn offenbar und antwortete in kläglichem Ton: »Macht bloß schnell. Lange halte ich das hier nicht mehr aus. Meine Hände und Füße! Ich bin gefesselt. Kann mich nicht rühren. Aber das Allerschlimmste: Neben mir steht ein Sarg ...!«
    Nun lief Nikos doch ein Schauer über den Rücken. Sie hatten seinen Bruder zu einer Leiche gesperrt? Was waren das für furchtbare Menschen ... Jetzt konnten sie ihre Drohung wahr machen, sie hatten ihn in ihrer Gewalt.
    Und er? Hatte er seinem Bruder nicht zu viel versprochen? »Wir holen dich da raus!«, hatte er gerade noch großspurig versprochen. Wie aber sollte das gehen? Dieser seltsame Bau schien gar keine Tür zu besitzen, durch die man so einfach hätte hineingehen können. Wahrscheinlich von der anderen Seite, vom Hof aus, nicht aber von hier. Er hob die Lampe über seinen Kopf und ließ seinen Blick über die steinerne Wand gleiten. Er stutzte, etwas über Augenhöhe entdeckte er einige Löcher im Mauerwerk. Hier fehlten mehrere der großen Steine und bildeten eine tiefschwarze Öffnung. Nikos schöpfte Hoffnung. War das Loch groß genug, um von hier ins Innere zu gelangen?
    Zoe hatte Nikos schweigend zugesehen. Sie schien seineGedanken zu erraten, wies nach oben und flüsterte: »Ich pass da durch!«
    Im nächsten Moment stand sie genau unterhalb der Öffnung und erklärte leise, aber bestimmt: »Und im Klettern bin ich unschlagbar. Hilf mir mal ...«
    Nikos musterte sie überrascht. Dann hielt er seine Hände so, dass Zoe sie wie eine Leiter benutzen und hinaufsteigen konnte. Bereits im nächsten Augenblick war sie durch das Schwarz der Maueröffnung entschwunden.
    Unsanft fiel sie im Inneren auf den Boden. Sie stöhnte auf.
    »Zoe«, hörte Jannis seinen Bruder rufen. »Fällst du direkt aus dem Himmel? Ich bin so froh, dass du da bist.«
    Zoe blickte sich in dem kreisrunden Raum um. Jannis lag auf einer schmalen steinernen Bank, die der Form des Raumes folgte und ringsum an der Wand entlangführte. Neben ihm erhellte eine kleine Öllampe einen Teil des höhlenartigen Innern.
    Zoe konnte erkennen, dass er an Händen und Füßen gefesselt war. Sie beugte sich zu ihm herab und begann, die Stricke von seinen Handgelenken zu lösen. Jannis stöhnte erleichtert auf. Gemeinsam machten sie sich über die verknoteten Schnüre an den Fußgelenken her.
    »Endlich!« Jannis rieb sich die schmerzenden Gelenke. »Wirklich mutig, dass du dich hier reintraust,

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