Die Diener Der Eosi
nickte, fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: »Was Kamiton an euch Menschen am meisten beeindruckt, ist eure Flexibilität. Diese Eigenschaft besitzen wir Catteni nicht.«
»Ha! Ihr seid genauso flexibel wie jeder andere auf diesem Planeten.«
Er strich ihr mit den Fingern durchs Haar. Sie hatte sie mindestens fünfzehnmal waschen müssen, um die schreckliche Farbe herauszubekommen. »Ich habe gelernt, so zu sein«, sagte er.
»Um so bemerkenswerter, da es in deinem ganzen vorherigen Leben immer danach ging, alles wissen des Wissen-müssens zu müssen.«
Zainal wandte sich ab und starrte in die Dunkelheit, die sie einhüllte. »Ich möchte, daß meine Söhne alles erfahren können, was sie wissen wollen.«
»Ich denke, manchmal vergessen wir sehr leicht, was für ein wertvolles Geschenk das freie Denken ist«, stellte Kris fest.
8. Kapitel
Am nächsten Tag flog Hassan mehrere Massai-Anführer zum südlichen Ende des Kontinents, weil die Überlebenden von fünf verschiedenen Stämmen versorgt werden mußten. Mpeti Ole Surum, Caleb Materu und Sikai Ole Sereb sprachen ein wenig Englisch und verstanden sogar noch mehr. Diese drei beruhigten die beiden anderen, Pakai Olonyoke und Tepilit Ole Saitoti, die ein exzellentes Swahili, aber dafür kein Englisch sprachen. Bart, der während des größten Teils der langen Nacht Swahiliworte und -phrasen gebüffelt hatte, nahm an der Reise der KDL teil, wie auch Yuri Palit, der eigentlich das Wiederansiedlungsprojekt leitete. Baby wäre weitaus praktischer gewesen.
Das Tub hätte viel länger gebraucht, aber die großen Massai hätten sich in dem einen zu eingezwängt gefühlt und in dem anderen wahrscheinlich unter Klaustrophobie gelitten, daher versprach Hassan, daß er nur für entsprechende Flughöhe sorgen und ansonsten so lange wie möglich im Gleitflug bleiben würde, um Treibstoff zu sparen.
»Ich sehe … oft … Flugzeuge«, sagte Caleb und deutete zum Himmel. Er saß in würdevoller Haltung in einem der Kommandosessel auf der Brücke. Über Nacht hatten er und viele von den älteren Männern es geschafft, sich mit Speeren aus Zeltstangenbaumholz auszurüsten. Der gerade Wuchs der Bäume hatte sie fasziniert, und Geoff, der die meisten Eisenteile in der Umgebung von Retreat herstellte, hatte Metallspitzen geschmiedet. »Ich hätte niemals erwartet, mal in einem dieser Dinger mitzufliegen.« Er schaute sich grinsend in der Brückenkabine um.
Mpeti Ole Surum stand direkt hinter Hassan, der an der Kontrolltafel saß. In seinen Augen war kein deutbarer Ausdruck zu erkennen, aber ihm entging nichts von dem, was Hassan tat.
Sikai Ole Sereb war der lockerste der drei Englischkundigen. Er glich eher einem neugierigen Kind auf einem Ausflug.
»Ich glaube, sie waren alle so sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu übertreffen, daß sie gar keine Zeit hatten, Angst zu haben«, berichtete Hassan an diesem Abend dem Obersten Rat, als er den Tagesausflug analysierte. Kris, Zainal und Kamiton gehörten zu der Gruppe – so daß Kamiton demonstriert werden konnte, wie die Kolonie sich selbst verwaltete. Zainal lieferte leise Erklärungen, um die anderen Insassen im großen Hangarbüro nicht zu stören. »Sie wissen jetzt, was es mit den Aasfressern auf sich hat. Die gestrige Demonstration war sehr dramatisch und furchteinflößend. Sie wollen ihre eigenen Luh-Kühe haben, selbst wenn diese Tiere so undankbar sind und keine Milch geben. Wissen Sie, wir sollten ein paar Rinder, Ziegen und Schafe importieren. Sie wären für uns sicherlich sehr nützlich.«
»Wenn man welche findet«, bemerkte Beverly.
»Richtig, aber wir können uns doch mal umschauen. Eine ganze Reihe von terranischen Tieren würde sicherlich auch hier bestens existieren.«
»Moment mal«, sagte Beverly und hob eine Hand, »wir haben Felsläufer, die uns als Proteinquelle dienen und auch noch andere Nebenprodukte liefern. Ich kann nicht versprechen, daß wir hier so etwas wie eine Arche Noah schaffen können.«
»Wie dem auch sei, wir würden sowieso nicht erfahren, ob terranische Weidetiere auf Botany gedeihen … jedenfalls nicht bei den Aasfressern und den fliegenden Schreckenswesen.«
»Das denke ich auch. Wir müssen das Ganze behutsam in Angriff nehmen. Hier geht es uns eigentlich sehr gut, und wir wollen sicher nichts einführen, das ökologisch nicht verträglich wäre«, sagte Beverly.
»Ich denke, die Massai werden dankbar sein«, fügte Yuri Palit hinzu, »wenn sie nach
Weitere Kostenlose Bücher