Die Diener des Boesen
hatte noch niemanden getötet, nicht eigenhändig. Aber sie hatte danebengestanden, während die anderen getötet hatten. Sie war mitverantwortlich. Selbst wenn ihre Mutter sagen würde, dass sie ihr vergab, so glaubte Connie nicht, dass sie sich jemals selbst vergeben konnte. Sie gehörte jetzt hierher. Sie war eine von ihnen.
Wenn sie nicht Rolands Braut werden würde, dann würde sie eben zu den Jägern gehören. Sie würden ihre Familie sein.
Sie weinte die ganze Zeit, während Brian versuchte, ihren Blick auf sich zu lenken, mit ihr zu reden. Nach einer Weile trockneten ihre Tränen, doch sie weinte weiter. Ein kleiner Schwaden des dunklen Nebels hing vor ihrem Gesicht, und Treasure starrte ihn an. Es konnte natürlich sein, dass er nur vorbeigetrieben war. Aber ihr drängte sich die Frage auf, ob er nicht aus ihrem Innern gekommen war. Mit ihren Tränen.
Das Horn erklang. Sie schob ihr Schwert in die Scheide. Treasure bestieg ihr Pferd und war bereit, erneut auf die Jagd zu gehen. Etwas hatte sie endlich begriffen. Sie starb bereits allein durch ihre Anwesenheit hier. Allein durch ihre Zugehörigkeit zur Jagd. Es brachte sie um.
Sie verwandelte sich in etwas anderes. Verwandelte sich in einen Jäger.
Treasure fiel es schwer, es zuzugeben, aber ihr gefiel es. Ihr Vater hatte sie häufig geschlagen und als Herumtreiberin beschimpft. Ihre Mutter hatte ihr im Streit oft vorgeworfen, dass sie ihr Leben verschwendete. Dass sie nichts erreicht hatte.
Treasure war jetzt wer.
Treasure war jetzt etwas Schreckliches.
Willow wischte sich die Tränen aus den Augen, während sie Xander durch den Wald folgte und die Lichtung hinter ihnen zurückfiel. Trotz seines verletzten Armes hielt er mit Giles und Brian Anderson Schritt. Bald würden sie die Route 17 erreichen.
Willow versuchte immer wieder langsamer zu gehen, aber jedes Mal wurde sie von Giles und Xander gedrängt, sich zu beeilen. Schließlich blieb sie einfach stehen.
Xander bemerkte erst nach ein paar Schritten, dass sie den Anschluss verloren hatte.
»Komm schon, Will«, sagte er besorgt.
»Wir können nicht«, sagte Willow. »Wir können sie nicht einfach zurücklassen.«
Xander starrte sie an. Giles trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Natürlich nicht«, sagte er sanft. »Wir werden ohne Buffy nirgendwo hingehen.«
»Aber dieser Schwur«, protestierte Willow. »Sie sagten ...«
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, unterbrach Giles heftig, um dann entschuldigend den Kopf zu schütteln. »Ich wünschte nur, wir hätten Zeit, genau zu untersuchen, wie man diesen Schwur brechen kann. Ich fürchte, wir werden improvisieren müssen.«
»Improvisieren ist gut«, sagte Willow ermutigend.
»Leute, wir sollten hier nicht stehen bleiben«, warf Xander ein. »Bringen wir besser etwas Abstand zwischen uns und ihre winzig
kleinen Ohren.«
Schließlich begriff Willow. Möglicherweise wurden sie von den dunklen Elfen verfolgt. Oder es hausten noch andere Wesen in diesem Wald. Xander wollte in sicherer Entfernung sein, bevor sie einen Plan schmiedeten.
» Ganz meine Meinung, Xander«, sagte Giles. »Aber nicht zu viel Abstand. Wahrscheinlich bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Beginn der letzten Jagd.«
Sie marschierten weiter und Willow fühlte sich etwas besser. Nicht, was die Übermacht des Gegners oder ihre Chancen betraf. Aber sie wusste, dass sie es sich nie vergeben würde, wenn sie von hier weggingen, ohne zumindest den Versuch zu unternehmen, Buffy zu retten, ganz gleich, wie hoch der Preis war.
Kurze Zeit später erreichten sie einen breiten, nach Süden führenden Pfad. Willow hatte versucht, ihre Position einzuordnen, und sie vermutete, dass der Pfad sie höchstwahrscheinlich zur Route 17 bringen würde. Sofern sie in diese Richtung gehen wollten. Aber das taten sie nicht. Sie blieben.
»Brian«, sagte Willow leise. »Wir bleiben hier. Du solltest besser weitergehen.«
»Ja, Brian. Das solltest du wirklich«, stimmte Giles zu.
Brian ließ sich nicht beirren. »Buffy hat auch mein Leben gerettet.«
Willow dachte an Brians Vater, an dessen Selbstmordversuch. Wie betrunken und verzweifelt er gewesen war. Sie wollte nicht daran denken, wie ihre Eltern reagieren würden, wenn sie verschwand. Aber Buffy war ihre Freundin, die gekommen war, um sie zu retten. Und das nicht nur in dieser Nacht, sondern unzählige Male. Sie mussten zurückgehen. Brian nicht.
Offensichtlich dachten sie alle dasselbe, aber Xander sprach es als Erster
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