Die Dienerin - Gesamtausgabe
vor dem großen Kleiderschrank. Er drehte sich um und lächelte Selda an.
„Schön, dass du da bist.“
Selda sah die Reisetasche und ihr Herz zersprang fast vor Glück.
„Fahren wir weg John?“
Er kam auf sie zu und streckte ihr beide Hände entgegen. Selda hielt beide Hände kurz fest, sie drückte sie und ließ sie dann los. Es war ein komisches Gefühl, manchmal dachte sie fast, er wäre ihr fester Freund. Beide wirbelten die Regeln durcheinander , im Grunde hatte sich alles geändert, seit Selda das erste Mal dieses Zimmer betrat.
„Wir fliegen nach New York, ich habe uns eine Suite im Waldorf Astoria reserviert, es geht in einer Stunde los.“
„NEW YORK!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
Selda schrie vor Freude auf und machte einen Freudentanz, sie konnte sich nicht einkriegen und es war ihr egal, dass John über sie lachte. Sie freute sich, dass er wieder lachen konnte und ihre Freude war unermesslich. Vor Jahren hatte sie einmal 2000 Euro gespart, sie wollte damit nach New York, stattdessen heiratete sie Apo und zog mit ihm zusammen. Er hatte ihr versprochen, die Reise nachzuholen, aber leider hielt er nicht sein Wort. Selda hatte das Geld für die gemeinsame Wohnung ausgegeben und Apo nie verziehen. Er hatte sie um ihren Traum gebracht, aber dank John wurde er Wirklichkeit.
Selda fiel etwas ein, etwas, was ihr auf dem Herzen lag. Sie nahm ihren Mut zusammen und fragte John einfach.
„John, weißt du noch als wir aus Monaco zurückkamen? Ich habe damals einen Streit zwischen dir und Simone mit angehört. Ich kann das einfach nicht vergessen. War sie böse wegen mir?“
„Nein, wie kommst du denn darauf? Es ging gar nicht um dich, das kannst du mir glauben, es ging um eine andere Frau. Simone mag dich, glaub mir das, ich kenne sie sehr gut. Diese Frau war nur einmal in Roccabella mit mir.“
Plötzlich begriff Selda und ihre Freude wich der Enttäuschung. Sie war nicht die einzige. Sie drehte sich um, denn sie hatte das Gefühl heulen zu müssen. Sie hätte sich am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Ich bin so dumm dachte sie, wie konnte ich nur denken, die einzige in seinem Leben zu sein, der Mann ist ein Milliardär! Und trotzdem hatte sie gehofft, die einzige zu sein.
„Dein Geld Selda.“
Selda dreht sich um und sah neben der Louis Vuitton Tasche zwei dicke Bündel mit Geld. Selda nahm sie und steckte sie in ihrer Ledertasche. Geschäft ist Geschäft und das ist meine Bezahlung. Und wieder war sie am Anfang ihres Weges.
Sie wurden vom Chauffeur im Bentley zum Flughafen gefahren. Selda sagte während der Fahrt kein Wort und John fragte nichts. Er sprach mit dem Chauffeur, der anscheinend seit sehr langer Zeit für John arbeitete. Für gewöhnlich hätte sich Selda am Gespräch beteiligt, aber ihr fiel nichts ein und sie hatte Angst, dass John ihre Wut heraushören würde.
John erklärte Selda, dass sie heute erste Klasse fliegen würden, aus irgendeinem Grund wollte John heute nicht mit seinem Privatflugzeug fliegen und Selda hakte nicht nach. Sie kannte nur die Schlangen vor dem Charter Check in, und genoss die Vorzüge der erste Klasse Fluges. Nach den wenigen Formalitäten ging es in eine Lounge, in der sehr teuer gekleidete Menschen saßen. Heute fühlte sich Selda nicht selbstbewusst, obwohl sie ein teures Kleid trug, Manolo Blahniks an den Füssen hatte und 20000 Euro in der Tasche. Sie wartete, dass John sie endlich auf ihre schlechte Laune ansprach, aber gleichzeitig fürchtete sich davor. Sie hasste Streit, sie hasste es so sehr, dass sie sogar nachgab, wenn sie Recht hatte.
22.
Flughafen 10 Uhr
Selda saß in der Lounge. So langsam kroch doch Freunde in ihr hoch, ihr Traum ging in Erfüllung. Sie würde nach New York und das sogar erste Klasse! Sie fühlte sich sexy und richtig reich, als könnte sie alles erreichen, als würde ihr die Welt zu Füssen liegen. Aber es gab einen Haken, wieder einmal. Gab es noch eine Frau in John´s Leben? Könnte es sein, dass sie irgendwann wichtiger sein könnte als Selda? Bekam sie auch Designer Kleider? Sie hasste sich dafür, aber sie war eifersüchtig. Das verrückte war, sie war nicht mal eifersüchtig, als sie von Apo´s Betrug erfahren hatte. Sie hatte es zu lange geahnt, sie hatte es eigentlich schon immer gewusst. John war kurz weg gegangen, jetzt stand er vor ihr und schaute sie fragend an.
„Hast du was Selda?“
Das war eine dumme Frage, dachte sich Selda, er wusste es doch, oder
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