Die Dienerin - Gesamtausgabe
nochmal um und verließ das Zimmer. Auf dem Weg nachhause hörte sie keine Musik, ihr war nicht danach. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Einer davon war, dass Geld doch nicht alle Probleme löste. Wie oft war sie pleite und war sich ganz sicher, dass alle Sorgen sich im Nichts auflösen würden, hätte sie nur das nötige Geld. Aber verglichen mit John´s Problem waren ihre Sorgen nichts. 23 Millionen Euro Lösegeld hatte John laut Internet gezahlt, eine für Selda unfassbare Summe. Sie würde niemals so viel Geld im Leben besitzen, aber sie würde auch niemals Lösegeld bezahlen müssen, sie würde niemals in diese Situation kommen. Plötzlich wurde Selda klar, wie gut es ihr ging. Sie beschloss heute nicht nach Hause zu fahren, sie wollte bummeln und auf andere Gedanken kommen. Sie fuhr zum Einkaufszentrum und parkte ihr Auto. Sie war noch betroffen von John´s Schicksal, aber sie wollte vergessen und genießen. Vielleicht kann sie sich was Schickes kaufen.
Selda ging als erstes in ein Parfümgeschäft und probierte neue Düfte aus. Sie liebte besonders blumige Düfte. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich abrupt um. Sie wollte schon schimpfen, denn sie hasste es von Fremden berührt zu werden, das erkannte sie, wer sie berührt hatte. Es war Apo.
Seldas Herz blieb fast stehen. Sie hatte ihn so lange nicht mehr gesehen, und sich so oft gewünscht, sie würde ihm einfach so begegnen. Und ausgerechnet heute, wo ihre Gedanken bei John waren und sie keinen Gedanken an ihren Ex-Mann verschwendet hatte, da musste sie ihm begegnen. Sie starrte ihn einfach an, sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Hallo Selda, wie geht es dir, ich habe dich eine Ewigkeit nicht gesehen.“
„Gut. Und selber?“
Selda wusste nicht, ob sie sich freuen oder sich ärgern sollte. Sie war immer noch wütend auf ihn, weil er sie verlassen hatte. Auf der anderen Seite war sie erleichtert, denn irgendwann wäre sie ihm übern Weg gelaufen.
„Prächtig, prächtig. Ich habe mit einem Freund ein Restaurant eröffnet, es läuft super, aber leider hört die Arbeit nicht auf. Heute habe ich seit Wochen das erste Mal frei, und wer läuft mir über den Weg? Meine Ex!“
Selda hasste dieses Wort, Ex. Es klang so negativ, so endgültig. Als hätte man nie wirklich existiert, als wäre man nie ein Paar gewesen. Apo merkte, dass Selda nicht sehr gesprächig war und griff nach ihren Arm.
„Lass uns zum Italiener gehen, wir können da in Ruhe reden.“
Das war typisch Apo, er fragte nicht, sondern entschied etwas alleine, aber trotzdem klang es wie eine Bitte bei ihm. Selda sagte nichts, sondern ließ sich einfach führen. Sie kannte den Italiener sehr gut, sie waren bei ihrem ersten Rendez-vouz da essen gewesen und zwar so lange, bis die Kellner die Stühle auf die Tisch stellten. Eines hatte Apo innerhalb Sekunden erreicht, John war wie weggefegt. Ihre Liebesromanze fegte durch ihre Gedanken und alle alten Erinnerungen wurden wieder wach.
Sie gingen zu Fuß, es war nach 21 Uhr und das Restaurant füllte sich langsam. Kaum durch die Tür schaute Selda sofort nach ihrem alten Platz, dort hatten sie immer gesessen, sie am Fenster, Apo ihr gegenüber.
Sie setzten sich gegenüber von ihrem alten Platz. Apo bestellte für sich ein Weißwein und für Selda eine Cola, er musste sie gar nicht fragen. Er wusste, sie liebte Cola und trank es zu fast allem.
„Erzähl.“
Apo machte es kurz, er forderte sie auf zu reden, er schien zu spüren, dass irgendwas Selda bedrückte. Sie wusste, sie konnte ihm nicht von John erzählen. Apo würde es nicht verstehen, und sie hatte Angst, er würde eifersüchtig reagieren.
„Ich arbeite als Haushälterin. Die Familie ist ganz nett. Mir geht’s gut.“
Apo schien das nicht zu glauben, mit seinem Finger strich er über den Glas Rand, das machte er immer, wenn er nervös war.
„Du hast mir gefehlt Selda.“
Selda hätte sich beinahe verschluckt. Sie keuchte:
„Was?!“
Sie war sich sicher, sie hätte sich verhört, aber seine Blicke wiederholten die Worte. Er guckte ihr tief in die Augen und wiederholte:
„Du hast mir sehr gefehlt Selda.“
Selda brach in Tränen aus. Der ganze Frust und die Enttäuschung brachen aus ihr raus.
„Wieso hast du Schluss gemacht? Du bist einfach gegangen! Du hast mich zurückgelassen wie einen ungeliebten Hund!“
Apo senkte seinen Blick, er konnte ihr nicht in die Augen schauen.
„Ich musste gehen. Ich hatte etwas Furchtbares
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