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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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einsame
Gehöfte und düstere Buschgruppen. Straßenschilder wiesen auf Seen hin, die nur
noch als schwarze Löcher zu erahnen waren.
    Caroline war so
konzentriert, dass ihr der große dunkle Jeep hinter ihr zunächst nicht
besonders auffiel. War es eine plötzliche Eingebung? Täuschte sie sich? Nach
ein paar Kilometern drang zu ihr durch, wie merkwürdig es war, dass der Mann
hinter ihr dieselbe Wegstrecke nahm. Immer öfter glitt ihr Blick in den
Rückspiegel. Du bist tot. Die Warnung fiel ihr
wieder ein. Die beiden hellgelben Autolichter, die formatfüllend im Rückspiegel
prangten, hielten selbst dann den gleichen Abstand, als sie absichtlich
langsamer fuhr. Der Jeep klebte an ihrer rückwärtigen Stoßstange. Hatte sie
nicht bereits vor einer Stunde an der Autobahnraststätte den Eindruck gehabt,
dass jemand um ihr Auto schlich, während sie drinnen Kaffee tranken? Als sie
zum Wagen zurückgekommen waren, hatte sie nichts Verdächtiges entdecken können.
Das befremdliche Gefühl in der Magengegend war geblieben.
    Objekte
im Rückspiegel erscheinen näher, als man denkt , tröstete sie sich mit einem Lehrsatz aus der
Führerscheinprüfung. Doch ihre Angstvorstellungen fügten sich nahtlos in die
Schauergeschichten, die auf der Rückbank ausgebreitet wurden. Estelle
schilderte genüsslich ihr schrecklichstes Kinoerlebnis. Der Film handelte von
einem kleinen Mädchen, das von einem Clown verfolgt wurde. »Und dann sitzt das
Mädchen nachts alleine zu Hause und hört diese Geräusche aus dem
Untergeschoss«, erzählte Estelle. »Als ob jemand im Keller Holz hackt. Und was
macht die Kleine? Sie geht nach unten, um persönlich nach dem Rechten zu
sehen.«
    »Was will der Clown von
ihr?«, fragte Eva, die auf blutige Details gerne verzichtete und zügig zum
positiven Ende kam.
    »Das muss sie
rausbekommen. Genau darum geht es in dem Film.«
    Die Freundinnen waren
so mit ihrem eigenen Horror beschäftigt, dass sie gar nicht merkten, wie
Caroline am Steuer immer nervöser wurde. Der Jeep blieb konsequent hinter ihr.
Panisch schwenkte ihr Blick zwischen Navigationsgerät und Rückspiegel hin und
her. Auf der Suche nach einer möglichen Fluchtroute entdeckte sie auf dem
Display des Navis einen kleinen Weg, der den ausgedehnten Linksschlenker der
Hauptstraße abschnitt, um dann wieder auf den normalen Weg zurückzuführen. Das
war die Chance, ihren Verfolger abzuhängen. Im letzten Moment riss Caroline das
Steuer nach rechts und lenkte das Auto mit hohem Tempo über die Böschung auf
den Forstweg. Judith schrie auf, Oskar bellte, der Wagen kam ins Schlingern.
    Im Hintergrund rauschte
der schwarze Jeep mit Vierradantrieb auf dem ursprünglichen Kurs weiter. Vage
konnte Caroline die Silhouette eines Mannes erkennen. Er trug eine Brille und
guckte gelassen geradeaus. Das Auto vor ihm schien er nicht weiter zu
vermissen. Dann war der Wagen weg. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, sich
das Kennzeichen zu merken.
    »Willst du uns
umbringen?« empörte sich Judith.
    »Das ist eine
Abkürzung«, erklärte Caroline ihren Freundinnen.
    Der Wagen holperte über
den unbefestigten Weg voller Schlaglöcher, bis sich die Spur des Weges verlor.
Pfützen standen auf der Wiese. Noch fünfzig Meter, noch ein kleiner Hügel, dann
waren sie wieder auf der Landstraße. Caroline gab vorsichtig Gas. Viel zu spät
bemerkte sie, dass die Pfütze in Wirklichkeit eine Matschkuhle war. Die Reifen
frästen sich in den weichen Untergrund. Mit einem großen satten Schmatzer kam
das Auto zum Stehen.
    »Sie haben Ihr Ziel
erreicht«, verkündete die Stimme aus dem Navigationsgerät fröhlich.

8
    Gegen halb sieben wurde
Kiki unruhig: »Sie müssten längst hier sein«, sagte sie zu Max. Sie hatte schon
ein paarmal vergeblich versucht, ihre Freundinnen telefonisch zu erreichen.
Greta, die den Mittagsschlaf ausgelassen hatte, war nach dem Abendbrot
eingeschlafen. Kiki nutzte die unerwartete zeitliche Lücke, um überfälligen
Bürokram zu erledigen. So gut das eben ging, wenn man sich Sorgen machte.
    »Dann fangen wir jetzt
mit der Bescherung an«, schlug Max vor.
    Kiki verstand nur
Bahnhof. »Welche Bescherung?«
    »Eine Überraschung zum
Geburtstag«, freute sich Max.
    »Ich habe im November
Geburtstag«, wandte Kiki ein.
    »Findest du?«, fragte
Max. Was ihn betraf, eignete sich ein Geburtstag bestens zum beweglichen
Feiertag. Ewig angekündigte Feste hielten nie, was sie versprachen. »Schau dir
Weihnachten an«, erklärte er. »Man hat 365   Tage

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