Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
Vom Netzwerk:
zwischen Aula und dem
ehemaligen Instrumentenzimmer gab es keine Tür. Die lag draußen auf einem
riesigen Haufen Bauschutt.
    Schwungvoll öffnete sie
ihrem Besucher. Ein Problem weniger. Im Eingang stand der Arzt, den sie noch in
der Nacht für Eva bestellt hatte.

19
    »Bist du dir sicher, dass
er hinter den Anrufen und Drohbriefen steckt?«, hakte Judith nach.
    »Sicher? Natürlich
nicht. Ich bin mir bei nichts mehr sicher«, gab Caroline zu.
    »Merkwürdig ist es
schon«, bestätigte Judith. »Das ist, was ich aus den Karten gelesen habe. Ein
Mann wird unsere Freundschaft auf die Probe stellen.«
    Estelle stöhnte auf:
»Verschwörungstheorien um diese Uhrzeit. Und das ohne Kaffee«, ächzte sie.
»Hätte ich gewusst, dass ich ein Survival-Camp gebucht habe, wäre ich zu Hause
geblieben.«
    Die neumodische
Kaffeemaschine in der Küche funktionierte nur mit Strom. Genauso wie der Herd.
Auf warmes Duschwasser, eine funktionierende Zentralheizung oder Licht im
Dunkel brauchte man an diesem Tag nicht zu hoffen.
    »Pilgern und Fasten war
nichts dagegen«, befand Estelle.
    Während sie ausführlich
ihr Schicksal beklagte, beschloss Caroline zu handeln. Im Schuppen fand sie
einen alten Turbotopf der VEB Union Quedlinburg, der so
verbeult war, dass es nichts mehr ausmachte, wenn man ihn direkt ins Feuer
hängte, um darin Kaffeewasser zu kochen. Judith schleppte bereits Brennholz
heran.
    »Jetzt brauchen wir nur
noch eine Grillvorrichtung«, meinte Estelle ratlos. »Falls wir das Feuer
anbekommen.«
    »Sie müssen ein
Dreibein bauen«, erklang eine Männerstimme aus dem Hintergrund. Caroline schrak
zusammen. Da war Steiner. Gut gelaunt, ausgeschlafen und frisch geduscht. Das
fehlende warme Wasser hatte ihn offenbar nicht von seiner morgendlichen Routine
abhalten können. War Caroline beim Joggen beinahe in Ohnmacht gefallen, als sie
merkte, dass Steiner dieselbe Unterkunft gewählt hatte, zeigte er nicht das
geringste Zeichen von Überraschung, sie und ihre Freundinnen bei der
Sandkrugschule anzutreffen. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Weder ihre
Anwesenheit noch ein Stromausfall. Selenruhig demonstrierte er mit drei kleinen
Stöcken, was er meinte.
    »Wichtig ist, dass die
drei Stöcke eine stabile Spitze bilden, wie bei einem Zelt«, erläuterte er. »Am
besten funktionieren Metallstangen. Und dann können Sie den Topf an einer Kette
über den Flammen aufhängen.«
    Steiner verhielt sich,
als wäre es die normalste Sache der Welt, dass er hier auftauchte und so ganz
nebenbei einen Schnellkurs »Überleben in der Wildnis« abhielt.
    Caroline verdaute die
Überraschung nicht so schnell. Sie hatte andere Sorgen als frischen Kaffee.
»Wir waren unhöflich gestern«, sagte sie. »Wir haben uns nicht einmal bei Ihnen
bedankt.«
    Steiner winkte ab: »Ich
wusste, dass wir uns hier wieder begegnen würden.«
    Caroline verschlug es
die Sprache.
    »Sie wussten das?«,
fragte nun auch Judith nach.
    »Natürlich«, gab er
lässig zur Antwort. Und dann verstummte er. Er verspürte offenbar wenig
Bedürfnis nach weiteren Erläuterungen.
    Caroline war
überfordert: Wollte der sie provozieren? Aus der Reserve locken?
    »Ach, und woher?«,
interessierte sich Caroline.
    »Sie haben die ganze
Zeit von ihrer Freundin gesprochen«, lüftete Steiner das Geheimnis. »Wie viele
Menschen gibt es wohl in Birkow, die Kiki heißen und Zimmer in einer alten
Schule vermieten?«
    Caroline ärgerte sich.
Sie war gestern so mit sich, dem gestrandeten Auto und den eigenen Ängsten
beschäftigt gewesen, dass sie nicht wahrgenommen hatte, wie viele Informationen
sie und ihre Freundinnen unwillentlich preisgegeben hatten. Er wusste sehr viel
mehr über sie als andersrum.
    »Warum haben Sie uns
nichts verraten?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Tut mir leid«,
antwortete Steiner, »ich bin nicht gewöhnt, dass Frauen sich auf den ersten
Blick für mich interessieren.«
    Caroline überlegte, ob
sie ihm präventiv an die Gurgel gehen sollte, da tauchte Estelle mit drei
Metallstäben, einem Seil und einer alten Fahrradkette auf. Steiner machte sich
sofort an die Arbeit.
    »Und wie sind Sie
ausgerechnet auf diese Unterkunft gestoßen?«, erkundigte sich Caroline. Sie versuchte,
ihre Frage so leicht wie möglich klingen zu lassen.
    »Ein Insidertipp«, gab
er zu. »Und Sie?«
    Mühsam, mit jemandem zu
sprechen, der freiwillig keinen Zentimeter Information preisgab. Ob ihm das
Spiel heimlich Spaß machte? Im Zeugenstand half es, hartnäckige Verschweiger
mit

Weitere Kostenlose Bücher