Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
Vom Netzwerk:
sagte sie.
    »Ist mir auch«, nickte
Estelle und beantwortete all ihre Fragen, noch bevor Caroline sie gestellt
hatte: »Darf ich vorstellen. Thomas Steiner, freier Finanzfahnder.«
    »Ich hatte keine Lust
mehr, für einen mordenden Werwolf gehalten zu werden«, ergänzte Steiner
freundlich.
    »Sabine hat ihn
engagiert«, erklärte Estelle. »Er soll meine finanziellen Aktivitäten untersuchen.«
    Als ehemaliger
Steuerfahnder, so hörten sie von Estelle, war Steiner Experte darin, Gelder
aufzuspüren, die Menschen vor der Steuer, vor Angehörigen, Kompagnons,
Gläubigern, Expartnern und Erben verstecken wollten. Erben wie Alexander
Heinemann und seine Frau Sabine.
    »Sie haben den
Verdacht, dass ich über die Stiftungen systematisch das Vermögen aus der Firma
ziehe.«
    »Und? Tust du das?«,
fragte Caroline sachlich.
    »Natürlich tue ich
das«, gab Estelle unumwunden zu. »Seit Jahrzehnten. Die Stiftung dient keinem
anderen Zweck. Das ist der Sinn von Wohltätigkeit. Man teilt.«
    Steiner erklärte:
»Sabine und Alexander Heinemann haben den Eindruck, Estelle bereichert sich.
Auf ihre Kosten.«
    »Mit den eigenen
Kindern klarzukommen, ist schon nicht einfach. Aber setze dich mal mit
Stiefkindern auseinander, die glauben, du bringst ihr Erbe durch.« Estelle
klang müde.
    Caroline begriff, was
das für Estelle bedeutete. Es ging nicht alleine um Kikis Projekt. Es ging ums
große Ganze. Es würde schwer werden, jemanden wie Sabine den Sinn jeder
Stiftungstätigkeit klarzumachen. Und sie verstand noch mehr. Steiner hatte
soeben sein Schweigen gebrochen.
    »Es ist sympathisch,
was Sie hier tun«, gab er zu. »So ein Projekt verdient eine faire Chance.«
    Kopfschüttelnd stand
Estelle auf.
    »Wo willst du hin?«,
fragte Judith.
    »Ich gehe beim Möller
vorbei«, verkündete Estelle. »Wenn man sich in eine Herde wiederkäuender Kühe
setzt, ist das wie Hypnose. Ich muss mich dringend beruhigen. Sonst erlebe ich
den Tag nicht mehr, an dem Sabine hier aufschlägt.«

53
    In der Sandkrugschule ging
es drunter und drüber. Die blutdrucksenkende Wirkung von Kühen war wohl eher
theoretischer Natur. Estelle haderte mit ihrer übereifrigen Schwiegertochter.
Und mit Arthur.
    Sie hatte alle Hebel in
Bewegung gesetzt und ein halbes Tiroler Dorf rebellisch gemacht, bis sie ihren
Mann endlich ans Telefon bekam. Der war durch die Bergluft und die Entfernung
vom Büro tiefenentspannt.
    »Überzeug du Sabine«,
hatte er Estelle am Telefon mitgegeben. »Mir ist es nicht gelungen.«
    Er vertrat die Meinung,
dass man, wenn man abtrat, dies auch konsequent tun müsse. Und dann hatte er
ausführlich über künftige Generationen doziert und den Raum, den man ihnen
geben müsse, eigene Entscheidungen zu fällen.
    »Vielleicht
unterschätzen wir die Aufgaben, die auf die Kinder zukommen«, meinte Arthur.
»Wer weiß, wie viel es kostet, das Imperium konkurrenzfähig zu halten.«
    Estelle konnte es nicht
fassen. In den Augen ihres Mannes waren sie Dinosaurier mit einer
Anpassungsstörung, nicht mehr auf der Höhe der Zeit und in Bezug auf die
Risiken der Zukunft genauso ahnungslos wie die prähistorischen Riesen.
    »Sieh es als Chance«,
hatte Arthur sie ermuntert. »Je weniger Arbeit wir haben, umso mehr können wir
unseren zweiten Frühling genießen.«
    Estelle war noch immer
aufgebracht. »Von wegen Frühling«, wetterte sie. »Arthur will den Herbst des
Lebens einläuten.«
    So weit war sie noch
lange nicht.
    »Ich sehe schon die
nächste Scheidung auf uns zukommen«, schloss Caroline.
    Estelle sah das ganz
anders: »Arthur und ich haben immer zwei unabhängige Leben geführt« sagte sie.
»Das ist das Geheimnis unserer Ehe. Der wird mich nicht los.«
    Genauso wenig wie sie
ihre Schwiegertochter loswürde.
    »Sabine sucht einen
Grund, die Stiftung aufzulösen«, beschwerte sie sich. »Sie tut alles, um zu
beweisen, dass die angelegten Spenden verlorenes Kapital sind.«
    »Du musst sie als
Freundin gewinnen«, schlug Judith vor. »Mit negativer Energie erreichst du
nichts.«
    Estelle verzog das
Gesicht, als hätte sie soeben in eine Zitrone gebissen.
    »Du brauchst eine
Taktik«, unterbrach Caroline.
    »Ich brauche
Verfügungsgewalt«, hielt Estelle dagegen. »Die Menschen in unseren geförderten
Projekten verlassen sich auf mich. Kiki verlässt sich darauf.«
    Kiki machte ein
betretenes Gesicht. In der Aufregung um Estelles Verschwinden war vollkommen
untergegangen, dass sie immer noch einen akuten Dachschaden hatten. Sie drehte
den

Weitere Kostenlose Bücher