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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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zu
fischen.
    »Erinnern Sie sich noch
an Ihr erstes Treffen?«, hob sie an. »Ihr Mann hat Ihnen etwas mitgebracht…«
    »Er war pleite«,
erinnerte sich die Bäuerin. »Also habe ich ihn eingeladen. Auf ein Eis.«
    Judith überspielte den
Fehler: »Sehen Sie, das meinte er mit Geschenk. Ihre Anwesenheit.« Mühsam
hangelte sie sich weiter. »Er vermisst Sie, genau wie Sie ihn.«
    Frau Möller starrte sie
ungläubig an.
    Judith entschied sich
für eine klare Anweisung. »Sie müssen einen Schritt auf ihn zu machen. Wie
damals mit dem Eis. Dann kommt alles in Ordnung.«
    Judiths Märchenstunde
beeindruckte die Bäuerin. Wie bei Peggy hatte Judith ein Gespür dafür, was Frau
Möller hören wollte, um an das eigene Lebensglück glauben zu können und sich zu
trauen, etwas im Leben zu verändern. Statt für ihre hellseherischen Dienste ein
Honorar zu nehmen, hatte Judith eine Spendenbüchse aufgestellt. Der Umsatz war
nicht für sie gedacht, sondern für Kikis Projekt. Anders als Kiki, die
standhaft an einen guten Ausgang glaubte, befürchtete Judith, dass das
Apothekenimperium sich vollständig aus jeder gemeinnützigen Arbeit zurückziehen
würde. Es sei denn, die Freundinnen fanden eine überzeugende Taktik.
    Die Dorfbewohner hatten
keine Ahnung, wofür sie spenden sollten. Kiki war so beschäftigt mit dem Umbau
gewesen, dass sie bislang nicht dazu gekommen war, in die dorfinterne PR zu investieren. »Wenn ich fertig bin«, klang Kikis Mantra
Judith in den Ohren. Aber »fertig« gab es nicht. Nicht in Kikis Leben. Vor
allem nicht in Kikis Leben.
    Judith übernahm in der
Tankstelle die Rolle der Sprecherin des Projektes. Zum ersten Mal erfuhren die
Altbirkower, dass das Bed & Breakfast weit mehr als eine Frühstückspension
werden sollte. Aufmerksam hörten sie zu, als Judith von der Initiative
»Sommertag für alle« erzählte und von dem Plan, die Sandkrugschule wieder zu
dem zu machen, was sie einstmals war: ein lebendiges Dorfzentrum.
    »Warum kommen Sie nicht
und sehen sich das Ganze einmal an?«, forderte Judith ihre Zuhörer auf.
    Die Reaktionen der
Altbirkower fielen mehr als zurückhaltend aus. Man hatte hier zu viele Westler
mit großspurigen Ideen kommen und vor allem gehen sehen. Wer wusste schon, wie
lange der Genossenschaftsladen sich hielt? Wer wusste, wie lange die neuen
Eigentümer der Schule durchhielten? So jung, wie die waren. In dem gut informierten
Dorf war niemanden entgangen, dass Kiki Rico statt Bruno Schwarzer engagiert
hatte. Das war ein deutliches Zeichen, dass die Finanzen nicht zum Besten
standen. Man wollte in niemanden emotional investieren, der kurz vor der Pleite
stand.
    Statt einer Zusage
drückte Peggy Judith einen Zettel in die Hand. »Vielleicht ist das was für
Sie.«
    Es war ein
Anmeldeformular für den Birkow-Cup. Judith verdrehte die Augen. Bowlen. Du
meine Güte.
    »Wir haben noch Platz
für eine Mannschaft«, bekräftigte Peggy.
    Judith verstand die
Botschaft. Erst wenn man sich aktiv an den althergebrachten Dorfaktivitäten
beteiligte, hatte man eine Chance, als Neueinwohner gesehen und gehört zu
werden.
    »Zu gewinnen gibt es
auch etwas«, versprach Peggy.
    Judith drehte den
Zettel um. Auf der Rückseite waren Sponsoren und gestiftete Preise aufgelistet.
Sie strahlte, als sie den Hauptgewinn sah.

55
    Caroline zögerte. Sollte
sie? Sollte sie nicht? Sie war auf dem Weg zum Fischerhäuschen, um mit Steiner
zu reden. Oder auch nicht. Gretas Plastikente, die bei der Hütte
zurückgeblieben war, nahm ihr die Entscheidung ab. Mit einem viel zu lauten
Quietschton wehrte sie sich dagegen, von Caroline totgetrampelt zu werden, und
bewies gleichzeitig, dass manches Kinderspielzeug die Lautstärke von Alarmanlagen
überstieg. Verlegen winkte sie Steiner zu, der seinen Koffer über die Veranda
in Richtung Auto zog. Überrascht war er nicht. Im Gegenteil. Er hatte sogar ein
Abschiedsgeschenk für sie.
    »Das habe ich heute
Morgen im Informationszentrum vom Nationalpark erworben«, sagte er. »Extra für
Sie.«
    Verblüfft sah Caroline
auf die Broschüre über den Vogelbestand der Gegend. Auf der letzten Seite lag
eine CD mit Vogelstimmen bei.
    »Versuchen Sie es
weiter. Zuhören ist eine Tugend, die unterschätzt wird«, gab Steiner ihr mit
auf den Weg.
    Caroline verstand
genau, worauf er anspielte. Nach Estelles Bericht hatte sie Satz für Satz Revue
passieren lassen, was Steiner ihr erzählt hatte. Sie musste zugeben, dass er
auf alle Fragen zwar nicht vollständig, aber immer

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