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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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den
Wechseljahren das Gehirn auch noch einmal umgebaut?«, fragte Eva. »Ich fühle
mich wie ein verwirrter Teenager.«
    Eigentlich war sie ein
bisschen wie Greta. Greta konnte sich stundenlang damit beschäftigen, aus
Bauklötzen einen Turm zu bauen, und dann riss sie selber alles wieder ein.
Anders als Greta fand Eva wenig Komisches daran, ihre mühsam aufgebaute Welt
einstürzen zu sehen.
    »Ich hatte vergessen,
dass es Abenteuer nicht ohne Nebenwirkungen gibt«, klagte Eva.
    »Das mit der perfekten
Balance im Leben ist eine Illusion«, tröstete Caroline die Freundin: »Leben ist
nicht wie Fahrrad fahren. Man lernt es einmal und danach ist es ein
Kinderspiel. Ich probiere auch jeden Tag aufs Neue, nicht zur Seite zu kippen.«
    Eva schluckte schwer:
»Ich fühle mich, als wäre ich komplett unter die Räder gekommen.«
    Estelle hatte einen
guten Tipp: »Aufstehen, Krone richten und weiter.«

57
    Estelle schuftete im
Garten. Wie eine Wahnsinnige wühlte sie in der Erde. Noch 48   Stunden bis zu Sabines Ankunft. Noch 48   Stunden Zeit, um zu spekulieren, wie das Duell
ausging. Noch 48   Stunden,
um sich mit körperlicher Arbeit von dem aufziehenden Gewitter abzulenken.
Nebenbei lernte sie alles über die Pflanzabstände von Radieschen, Standortbedingungen
von Kohlrabi und dass man Zwiebeln besser nicht neben Stangenbohnen in die Erde
setzt. In ihren kühnsten Albträumen funktionierte Estelle bereits den edlen
englischen Rasen, der ihre Kölner Villa umgab, zu einem Nutzgarten um, weil Sabine
verkündete, das Unternehmen werfe keinen Gewinn mehr ab.
    »Es ist gut, wenn ich
mir rechtzeitig eine Hornhaut zulege«, verkündete sie. »Wer weiß, was mich zu
Hause erwartet.«
    Nach einem halben Tag
in Plastikhandschuhen waren Estelles sorgsam gepflegte Hände Sabines erstes
Opfer. Beim Anblick der schrumpeligen Finger wurde ihr ganz anders: »Meine
Hände sehen aus, als gehörten sie einer Wasserleiche«, beschwerte sie sich.
    Der Dreck hatte sich in
jeder einzelnen Pore festgesetzt. Trotzdem war sie entschlossen weiterzumachen.
Es war eine eigentümliche Genugtuung, sich die Erde untertan zu machen.
    »Vielleicht kann ich
meine Freunde bald damit beeindrucken, dass ich den größten Kürbis ziehe«,
meinte Estelle. »Falls ich noch Freunde habe, wenn ich zurückkomme.«
    »Auf Freunde, die nur
auf dein Geld schielen, kannst du getrost verzichten«, sprach Caroline Estelle
gut zu.
    »Du vielleicht. Aber
ich? Ich bin eitel. Ich mag es, wenn Leute höflich zu mir sind.«
    Kiki tat das, was in
dieser Situation angebracht war. Sie nahm Estelle in den Arm. Die war davon so
gerührt, dass ihr die Tränen kamen. »Ich weiß nicht, ob ich mich in arm
aushalte.«
    »Du kannst jederzeit
anrufen, wenn du Ratschläge brauchst«, meinte Kiki. »Was ist schon dran am
Geld? Schweine fressen es nicht einmal.«
    »Und die Rechnung von
Rico?«, fragte Caroline nach.
    »1.367,20   Euro«, seufzte Kiki. Nachdem die Lage an der
Steiner-Front ruhig geworden war, hatte sie sich offenbar erlaubt, einen Blick
auf die Kalkulation zu werfen.
    Es gab Dinge, die waren
mit Muskelkraft und gutem Willen nicht zu bewerkstelligen. Da half nur eins:
Geld!
    »Es ist zum
Verzweifeln«, sagte Kiki. »Immer wenn ich glaube, ich bin angekommen, geht
irgendetwas schief.« Sie hatte den halben Nachmittag herumtelefoniert. Mit der
Bank, mit Max, mit einem Pfandleiher. Sie hatte sogar erwogen, ihren
Schwiegervater anzurufen. Aber nur ganz kurz.
    »1.367,20   Euro«, wiederholte Kiki. »Das kann doch so
schwer nicht sein, so eine Summe aufzutreiben.«
    »Wir machen einen
Ausflug«, schlug Judith vor, die beschwingt von der Minol-Tankstelle zurückkam.
In allerbester Laune.
    »Mir ist nicht nach
Ausflug«, winkte Estelle ab. »Ich leide noch unter der letzten Radtour.«
    Mit Schwielen und
Schrammen an den Händen und Muskelkater in den Beinen mochte Estelle nicht
daran denken, sich noch irgendwohin zu bewegen. Das beständige Bücken und
Beugen hatte ihrem Rücken schwer zugesetzt.
    »Den ganzen Tag habe
ich das Gefühl, dass in meinem Körper ein Wettrennen zwischen Bandscheibenvorfall
und Muskelfaserriss tobt.«
    Kiki stöhnte auf.
»Stand das in den Karten: Befinden Sie sich in einer persönlichen Finanzkrise?
Dann machen Sie am besten einen Ausflug.«
    »Ich habe uns zum
Bowlingturnier angemeldet«, verkündete Judith ihren genialen Einfall.
    »Ich bekomme nicht
einmal beim Golf einen Ball dorthin, wo er hinsoll«, wandte Estelle ein.
    »Bowling ist

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