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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Schriftzug Dienstagsfrauen verzierte.
    »Drück uns die Daumen«,
forderte sie Greta zum Abschied auf. Ingrid hatte sich noch einmal bereit
erklärt, auf das kleine Mädchen aufzupassen. Greta war begeistert. Bei Ingrid
durfte sie herrlich im Ton rummatschen und Teller bunt bemalen. Das gefiel
Greta und tröstete sie darüber hinweg, dass sie nicht mitdurfte.
    Zu Fuß machten sich die
Dienstagsfrauen auf den Weg zum Bowlingcenter, das mit wehenden Fahnen und
einem Willkommen-Transparent geschmückt war, offenbar von den Dorfkindern
gestaltet. Woodstock war es dann doch nicht. Statt Jimi Hendrix begrüßte die
örtliche Akkordeonband, die sich aus DDR -Zeiten gehalten
hatte, die Teilnehmer und die Ankunft des Siegerpokals. Judith, auf deren
Initiative das sportliche Engagement der Damen zurückging, wurde feierlich zum
Kapitän der Mannschaft ernannt. Es gab nur ein Problem. Sie waren keine
Mannschaft. Rico fehlte. Immer noch.
    »Wo ist Ihr sechster
Mann?«, fragte der bullige Besitzer, mit dem sie schon bei ihrem ersten Besuch
Bekanntschaft gemacht hatten. Mit jeder Faser seines Körpers strahlte das John-Wayne-Double
Wichtigkeit aus. Schließlich war er der Oberschiedsrichter des heutigen Tages.
    Kiki sah sich suchend
um. Statt Rico betrat Bruno Schwarzer, sechsfacher Birkower Bowlingheld, in
Siegerpose das Feld seiner größten Triumphe. Kiki begriff zum ersten Mal, wie
schwer die Aufgabe sein würde. Selbstverständlich hatte Schwarzer einen
maßgefertigten Bowling-Ball mit eingraviertem Firmenlogo, der vermutlich selbst
mit der Gewinnsumme des heutigen Tages nicht zu bezahlen war. Er schob den
Schiedsrichter einfach zur Seite und begrüßte sie überschwänglich: »Fräulein
Kiki, wie schön, dass Sie teilnehmen.«
    Sein Ton zeigte
deutlich, dass er das neue Damenteam eher als Dekoration denn als ernsthafte
Konkurrenz wahrnahm. Irgendwann würde Kiki ihm erklären müssen, dass sie keine
Figur aus einer Operette war. Widerwillig gab John Wayne den Weg frei. »Wenn
die zu fünft bleiben, sind die draußen.«
    »Rico wollte noch etwas
erledigen«, log Mannschaftsführerin Judith. »Er muss jede Minute hier sein.«
    Die Erwähnung seines ehemaligen
Kompagnons entlockte dem selbstbewussten Bauunternehmer ein mitleidiges
Lächeln. Zu Rico hatte er eine dezidierte Meinung: »Bei dem weiß man nie genau,
ob man ihn nüchtern, pünktlich oder überhaupt antrifft«, warnte er sein
Fräulein Kiki.
    Als amtierender
Platzhirsch ließ er es sich dennoch nicht nehmen, die Damen zur Schuhausgabe zu
geleiten.
    »Wohltätigkeit hat
immer etwas mit eigenen Opfern zu tun«, beklagte sich Estelle. Mit
Todesverachtung roch sie an den Leihschuhen, die durch viele Vorgänger eingelaufen
und durchgeschwitzt waren. Während sie noch klagte, nahmen die Freundinnen eine
sportliche Haltung ein: Sie stretchten, dehnten und streckten ihre Körper und
wogen schon mal die Bowling-Bälle in den Händen, um herauszufinden, welche
Farbe wie schwer war. Selbst Eva versuchte es vorsichtig mit sportlicher
Aktivität. Systematisch bereiteten sie sich auf die Partie vor. Alle. Bis auf
Judith.
    »Ich weiß, dass wir
gewinnen«, verkündete sie. »Wozu die schweißtreibende Prozedur?«
    Kiki stand vor der Vitrine
und bewunderte die Kegelteller, Vereinspokale, Wimpel befreundeter Mannschaften
und ein finnisches Mölkkyset. Eine Mannschaft aus Helsinki, so klärte Schwarzer
sie auf, hatte das Spielset, bei dem die nummerierten Kegel so getroffen werden
mussten, dass eine bestimmte Punktzahl erreicht wurde, als Gastgeschenk
mitgebracht. Durchgesetzt hatte sich nur der provisorische Name Helsinki Club,
so hatte man den nüchternen Ausschank zu Ehren der ausländischen Gäste getauft,
nicht jedoch das Spiel. Das Rechnen hatte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Da
verließ man sich schon lieber auf die vollautomatischen Bowlingbahnen.
Schwarzer öffnete die Vitrine, setzte die diesjährige Siegertrophäe dazwischen
und verschwand. Der farbenfrohe und wild geformte Pokal war wie jedes Jahr von
Töpferlegende Ingrid gestaltet worden. Selbst das Wort exzentrisch beschrieb
das Tonungetüm nur ungenügend.
    »So was würde sich gut
vor meiner Haustür machen«, meinte Estelle. »Das Ding hält sicher auch böse
Geister ab. Oder Verwandtschaft.«
    »Fehlt nur noch Rico,
dann ist der Pokal fast dein«, ergänzte Caroline.
    Kiki fing an, sich
ernsthaft Sorgen zu machen. Wo blieb er nur? Rico musste doch seit vielen
Jahren darauf warten, seinem Erzrivalen Bruno eins

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