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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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viel
einfacher«, erklärte Judith. »Die Bälle sind größer und du bekommst schon
Punkte, wenn du so ungefähr triffst.«
    Die Freundinnen schienen
wenig begeistert. Aber Judith hatte einen Joker in der Hinterhand: »Hatte ich
bereits erwähnt, dass OBI der Hauptsponsor des Turniers
ist?«, fragte sie.
    »Keine von uns kann
bowlen. Wie sollen wir da was gewinnen?«, wandte Caroline ein.
    Kiki blies ins selbe
Horn: »Keine Chance. Bruno Schwarzer gewinnt seit Jahren. Das Preisgeld lässt
er stehen.«
    »Und wie viel hat sich
inzwischen angesammelt?«, erkundigte sich Estelle, die jetzt doch neugierig
geworden war.
    »1.500   Euro«, verkündete Judith triumphierend.
    »1.500   Euro«, wiederholte Kiki. Ihrer Stimme war
deutlich anzuhören, dass sie das für unfassbaren Reichtum hielt. Schließlich
war es genau die Summe, die sie brauchten, um das Dach in Angriff zu nehmen.
    Judith hielt eine Karte
hoch: »›Nº11. Viel Geld gewinnen‹, die Tageskarte von heute Morgen. Das kann
nur bedeuten, dass wir eine Glückssträhne haben.«
    »Und wenn es das
Gegenteil bedeutet?«, erkundigte sich Caroline, die inzwischen begriffen hatte,
dass jede Karte eine positive und eine negative Bedeutung haben konnte.
    »Dann fällt man aus
allen Wolken, weil man unrealistische Erwartungen hat«, antwortete Judith
ehrlich.
    »Ich habe diese Woche
genug Schläge kassiert«, meinte Estelle. »Ich kann keine weitere Niederlage
ertragen.«
    »Diese ewige
Schwarzseherei«, ereiferte sich Judith. »Wer weiß, vielleicht ist das Schicksal
in Geberlaune. Wenn man nicht manchmal etwas bekommt, kann es einem auch nichts
wegnehmen.«
    »Wir brauchen so was
wie einen positiven Schicksalsschlag«, übersetzte Kiki, die bereit war, jeden
Strohhalm zu packen, der sich ihr bot. »Und einen sechsten Mann für die
Mannschaftswertung.«
    »Rico«, schlug Judith
vor. »Der ist richtig gut.«
    Estelle war mit Arthur
öfter mal im Spielcasino in St.   Moritz gewesen. Der Gedanke, um ihr Glück zu
spielen, lag ihr nicht fern. »Bowlen ist auch nur lebendiges Roulette«, nickte
sie.
    »Fehlt nur noch Eva«,
gab Caroline zu bedenken.
    Sie sahen sich um. Eva
war nirgendwo zu sehen. Ganz offensichtlich hatte das Nilpferd im Kopf
gewonnen.

58
    Eva fühlte sich wie ein
dummes Kind. Sie wusste nicht, wohin mit sich und ihrer Peinlichkeit. Das
Fiasko steckte ihr tief in den Knochen. Ihre Karriere als Ehebrecherin war zu
Ende, bevor sie richtig anfangen konnte. Ihre erste große Liebe fiel ihr ein.
Christof hatte er geheißen, und Eva war so alt gewesen wie ihre Jüngste jetzt.
Mit zwölf waren sie beste Freunde. Sie teilten alles miteinander: Elternleid
und Schulprobleme, Hausaufgaben, Taschengeld, Eis, Mad-Hefte, die erste und
letzte Zigarette, Kaugummis. Gemeinsam schlugen sie Zweipfennigstücke platt,
bis sie für fünfzig   Pfennig
durchgingen und in den Getränkeautomaten im Schwimmbad passten. Gemeinsam
schämten sie sich zu Tode, als ihnen der Kantinenpächter am selben Tag eine
Leckmuschel schenkte. Christof war ihr bester Freund. Bis sie mit fünfzehn auf
einer Faschingsfeier rote Bowle aus einem Reagenzglas schlürfte und ihn aus
Versehen küsste. Es kostete sie die Unbefangenheit und die Freundschaft. Eva
war am Boden zerstört gewesen und ihre Mutter Regine der schlechteste Tröster
der Welt. Ein einziger Kuss hatte damals genügt, das Band, das sie mit Christof
hatte, zu zerschneiden. Ein einziger Kuss genügte jetzt, sie in ihre
Teenagerjahre zurückzukatapultieren. Zum ersten Mal seit der Geschichte mit der
Deckenplatte konnte sie klar denken. Wozu brauchte sie eigentlich Bücher über
die Pubertät? Es reichte, die Spuren der frühen Verwirrtheiten bei sich selber
zu suchen. Sie verstand auf einmal, was Frido jr. und Lene bewegte. Sie war
keinen Hauch besser. Weder damals noch heute.
    Während die Freundinnen
im Gemüsebeet wateten, widmete sie sich der letzten DVD aus der Serie »Japanische Schocker«. Noch 46   Minuten, dann war der Film zu Ende, und sie
hatte denselben Wissensstand wie Frido jr. Gerade empfing eine Frau einen
Drohanruf: »Ich habe dich immer im Auge«, erklang es im Video. »Ich kann deine
Angst riechen. Deine Zeit läuft ab.«
    Danach folgte
martialischer Gesang. »I’m gonna kill you«, hallte es durch die Gänge der
Sandkrugschule.
    Mit einem Knall flog
die Tür auf. Caroline stand in der Tür.
    Eva schrie auf: »Willst
du mich umbringen? Ich bin schon so schreckhaft.«
    »Was ist das?«, platzte
Caroline heraus.
    Eva

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