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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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warf ihn zum Kleiderhaken an der Tür, verfehlte aber das Ziel. »Ich bin heute Nacht richtig in Stimmung. Lass uns noch mal!«
    »Etwas später«, sagte Mallory und gähnte. Seine Lippen fühlten sich auf einmal hölzern an, und in seinem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz, von dem nicht klar war, ob er von Velascos Knüppel oder vom liederlichen Lebenswandel dieser Nacht herrührte.
    Hetty ergriff sein schlaffes Organ und begann, es zu kneten. »Wann hattest du zuletzt eine Frau, Ned?«
    »Ach … zwei Monate, glaube ich. Drei.«
    »Und wer war sie?«
    »Sie war …« Sie war eine Hure in Kanada gewesen, aber Mallory sagte es nicht. »Warum fragst du?«
    »Weil ich gern davon höre. Ich möchte gern wissen, wie es in besseren Kreisen gemacht wird.«
    »Darüber weiß ich nichts. Du auch nicht, kann ich mir denken.«
    Hetty ließ von ihm ab und verschränkte die Arme auf der Brust. Sie lehnte sich gegen das Kopfteil ihres Bettes, zündete sich eine zweite Papyrossi an, indem sie das Zündholz an einer rauen Stelle anriss, wo die Tapete sich gelöst hatte. Sie blies Rauch durch die seltsam geformte Nase – für Mallory ein beunruhigender Anblick. »Du denkst, ich weiß gar nichts«, sagte sie. »Dabei wette ich, dass ich von Dingen gehört habe, die du dir nicht vorstellen kannst.«
    »Zweifellos«, sagte Mallory höflich. Er trank seine Flasche leer.
    »Wusstest du, dass die alte Lady Byron ihren Mann nackt auspeitscht? Er kann erst, wenn sie ihm mit einer Reitgerte den Hintern versohlt. Das weiß ich von einem Polizisten, der nett zu mir war und es von einem Hausdiener der Byrons gehört hat.«
    »Tatsächlich?«
    »Diese Familie Byron ist durch und durch pervers und verdorben. Jetzt ist er zu alt, aber in seinen jüngeren Jahren soll Lord Byron es mit Schafen getrieben haben, sogar mit einem Busch, erzählt man sich, wenn er ein Schaf darin vermutete, der elende Sodomiter! Seine Frau ist nicht besser. Sie hat keine anderen Männer, aber sie hält es mit der Peitsche.«
    »Bemerkenswert«, sagte Mallory. »Und was ist mit ihrer Tochter?«
    Hetty schwieg eine Weile. Er war erstaunt über den plötzlichen Ernst ihres Ausdrucks. »Die ist ganz durchtrieben. Die größte Hure in ganz London.«
    »Warum sagst du das?«
    »Weil sie mit jedem rammelt, der ihr gefällt, und niemand wagt darüber einen Pieps zu sagen. Sie hat das halbe Oberhaus im Bett gehabt, und alle hängen ihr wie kleine Jungen am Rockzipfel. Und nennen sich ihre Favoriten und ihre Paladine, und wenn einer sein Gelübde bricht und wagt, ein Wort gegen sie zu sagen, dann sorgen die anderen dafür, dass es ihm sehr schlecht geht. Sie umringen und beschützen sie und verehren sie wie die papistischen Priester ihre Madonna.«
    Mallory grunzte. Das war Hurengerede, mit dem Zweck, die Freier zu unterhalten, aber sicherlich maßlos übertrieben. Er wusste, dass Lady Ada ihre Galane hatte, aber die Vorstellung, dass sie sich von verschiedenen Männern besteigen ließ, die sich im Bett der Königin der Maschinen wälzten … Es war am besten, nicht daran zu denken.
    »Deine Sachkenntnis ist eindrucksvoll, Hetty«, murmelte er. »Es scheint, dass du über die Daten deines Gewerbes verfügst …«
    Hetty, die an der dritten Flasche Ale sog, lachte schallend. Schaum bespritzte ihre Brust. »Gott, nein«, sagte sie hustend und verrieb den Schaum auf ihren Brüsten. »Neddie, wie du redest! Sieh nur, was du angerichtet hast.«
    »Tut mir leid.«
    Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und nahm ihre schwelende Zigarette vom Rand der Kommode. »Nimm den Lappen und wasch mich ab«, schlug sie vor. »Das würde dir gefallen, oder?«
    Ohne ein Wort machte er sich an die Arbeit. Er holte das Becken, tauchte das Handtuch hinein und rieb sie sorgsam und vorsichtig ab. Hetty beobachtete es mit halb geschlossenen Augen, paffte an ihrer Zigarette und schnippte die Asche auf den Boden, als ob ihr Fleisch einer anderen gehörte. Danach ergriff sie wieder sein Glied und begann, es wortlos zu massieren.
    Mallory versah sich erneut einen Schafsdarm und verlor über dem unbeholfenen Gefummel beinahe seine Erektion. Zu seiner Erleichterung gelang ihm das Eindringen trotzdem und in ihrem Fleisch gewann er bald die Steifheit zurück und arbeitete schwitzend und müde, mit einem dumpfen Schmerz im Schädel, im Rücken und in den Armen. Die Bettfedern quietschten wie eine Wiese voll metallener Grillen. Halbwegs durch, war Mallory zumute, als wäre er Meilen gelaufen, und Hetty, deren

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