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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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teigige junge Bursche entsetzt und wich zwei Schritte zurück.
    Fraser brachte stählerne Handschellen zum Vorschein.
    »Nein!«, japste Thompson. »Nichts davon! Das kommt nicht infrage! Das will ich nicht!«
    »Ihr anderen macht die Straße frei!«, erklärte Fraser. »Sie, Bob Miles – wozu schleichen Sie hier herum? Tun Sie diese albernen Eisenwaren weg, bevor ich auch Sie festnehme.«
    »Mann Gottes, Tally, knall ihn ab!«, rief der Strolch mit dem Schal.
    Fraser nutzte die Ablenkung, um Tally Thompson geschickt die Handschellen anzulegen. »Wir haben also eine Schusswaffe, wie, Tally?«, fragte er und zog eine Derringer-Pistole aus dem mit Messingnägeln beschlagenen Gürtel des Banditen. »Eine Schande, wirklich.« Er blickte stirnrunzelnd zu den anderen. »Wollt ihr jetzt verschwinden, ihr Tagediebe?«
    »Lasst uns abhauen«, winselte Bob Miles. »Wir sollten verschwinden, wie er sagt!«
    »Macht ihn platt, ihr Knallköpfe!«, rief der O-Beinige. Er drückte mit einer Hand den Atemschutz vor Mund und Nase und zog mit der anderen ein kurzes Messer mit breiter Klinge aus dem Gürtel. »Er ist von der Schmiere, ihr Idioten – macht ihn kalt! Swing wird euch erwürgen, wenn wir es nicht tun!« Er hob die Stimme zu einem heiseren Kreischen, wie ein Maroniverkäufer. »Schmiere hier! Kommt alle her und macht sie nieder, diese Hurensöhne …«

Fraser schlug hart mit dem Kolben der Derringer auf das Handgelenk des O-Beinigen; dieser ließ das Messer mit einem Aufschrei fallen.
    Die drei anderen Strolche gaben sofort Fersengeld. Auch Tally Thompson versuchte zu fliehen, aber Fraser bekam mit der linken Hand die zusammengeschlossenen Handgelenke des Mannes zu fassen, riss ihn aus dem Gleichgewicht und stieß ihn auf die Knie.
    Der O-Beinige hüpfte und humpelte mehrere Schritte zurück, als würde er gegen seinen Willen gezogen. Dann bückte er sich, hob das schwere Plissiereisen an seinem Mahagonihandgriff und holte zum Wurf aus.
    Fraser brachte die Derringer in Anschlag und feuerte. Der O-Beinige krümmte sich, seine Knie gaben nach, und er fiel auf die Straße, wo er zuckend liegen blieb. »Er hat mich umgebracht!«, jammerte der Raufbold. »Ich hab einen Bauchschuss, er hat mich erledigt!«
    Fraser knuffte Tally Thompson tadelnd hinter das Ohr. »Der Knaller taugt nichts, Thompson. Ich zielte auf seine verdammten Beine!«
    »Er wollte Ihnen nichts tun«, winselte Thompson.
    »Er hatte ein fünf Pfund schweres Bügeleisen.« Fraser blickte über die Schulter zu Mallory und Brian, die beim Kohlenanhänger standen und verblüfft herübersahen.
    »Kommen Sie, wir müssen den Dampfwagen zurücklassen. Sie werden danach Ausschau halten. Von nun an müssen wir zu Fuß weiter.«
    Fraser zog Tally Thompson mit einem grausamen Ruck an den Handschellen auf die Beine. »Und Sie, Thompson, führen uns zu Kapitän Swing.«
    »Werde ich nicht, Mr. Fraser!«
    »Sie werden, Tally.« Fraser zog ihn mit einem auffordernden Blick zu Mallory und seinen Brüdern mit sich.
    Sie umgingen den stöhnenden, jammernden Straßenräuber, der sich in seinem sich ausbreitenden Blut auf dem Pflaster wälzte. Seine schmutzigen O-Beine zitterten im Krampf. »Will verdammt sein, wenn er nicht simuliert«, sagte Fraser kalt. »Wer ist er, Tally?«
    »Nie seinen Namen gehört.«
    Ohne den Schritt zu verlangsamen, schlug Fraser ihm den verbeulten Zylinderhut vom Kopf, wo er mit Schweiß und Makassaröl und Schmutz festgeklebt war. »Natürlich kennen Sie ihn!«
    »Keinen Namen!«, beharrte Tally. Er sah sich mit einem Ausdruck der Verzweiflung zu seinem verlorenen Hut um. »Ein Yankee, von Natur.«
    »Was für ein Yankee?«, fragte Fraser, der Täuschung witterte. »Unionist? Kalifornier? Konföderierter? Texaner?«
    »Aus New York«, sagte Tally.
    »Was?«, sagte Fraser in ungläubigem Ton, »Sie wollen mir weismachen, er sei ein Kommunarde aus Manhattan?« Er blick te einmal zu dem vermeintlich Sterbenden zurück, während sie weitergingen, dann fasste er sich rasch und sagte in skeptischem Ton: »Er redete nicht wie ein New Yorker Yankee.«
    »Ich weiß nichts von Kommunarden. Swing mochte ihn, das ist alles!«
    Fraser führte sie durch eine Zufahrt, die von rostigen Laufgängen überquert wurde. Die ragenden Ziegelwände glänzten von fettiger Feuchtigkeit. »Gibt es mehr von seiner Sorte in Swings Ratsversammlung? Mehr Männer aus Manhattan?«
    »Swing hat eine Menge Freunde«, sagte Tally. Er schien wieder Mut zu fassen. »Und er wird Ihnen

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