Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)
das Lebenslicht ausblasen, wenn Sie sich mit ihm anlegen!«
»Tom«, sagte Fraser zu Mallorys Bruder, »können Sie mit einer Pistole umgehen?«
»Einer Pistole?«
»Nehmen Sie die«, sagte Fraser und reichte ihm Tallys Derringer, »es ist nur noch eine Kugel übrig. Schießen Sie erst, wenn Ihr Mann nahe genug ist, dass Sie ihn berühren können.«
Nachdem er sich der Derringer entledigt hatte, griff Fraser in seine Rocktasche, zog einen kleinen lederbezogenen Totschläger heraus und fing an, ohne den Schritt zu verlangsamen, Tally Thompson mit methodischer Genauigkeit auf Schultern und Oberarme zu schlagen.
Der Mann zuckte und grunzte unter den Schlägen, und schließlich begann er zu heulen, dass ihm der Rotz aus seiner platten Nase lief.
Fraser blieb stehen, steckte den Totschläger ein. »Sie sind ein verdammter Dummkopf, Tally Thompson«, sagte er mit einer seltsamen Art von Zuneigung. »Wissen Sie noch immer nichts von Polizisten? Ich bin ganz allein gekommen, Ihren verehrten Swing festzunehmen, und habe meine drei Freunde bloß mitgebracht, damit sie den Spaß zu sehen bekommen! Also: Wo hält er sich versteckt?«
»Ein großes Lagerhaus am Hafen«, schniefte Tally. »Voller Beute – Wunder! Und Waffen, ganze Kisten voll …«
»Welches Lagerhaus?«
»Ich weiß nicht«, winselte Tally. »Ich war noch nie dort, kenne nicht die verdammten Namen von all diesen Lagerhaus- und Stauerbetrieben.«
»Welcher Name steht an der Tür?«
»Ich kann nicht lesen, das wissen Sie!«
»Wo ist es dann?«, bohrte Fraser. »Einfuhrhafen oder Ausfuhrhafen?«
»Einfuhr …«
»Südseite? Nordseite?«
»Süd, ungefähr in der Mitte …« Aus der Straße hinter ihnen drangen entfernte Rufe, das Splittern von Glas und trommelndes Dröhnen von heftigen Schlägen auf Blech. Tally verstummte und neigte den Kopf auf die Seite, um zu lauschen. Seine Lippen zogen sich in die Breite. »Aber das ist ja Ihr Wagen!«, sagte er, und der winselnde Tonfall war aus seiner Stimme gewichen. »Swings Burschen sind schnell zurückgekommen und haben Ihren Wagen gefunden, Mr. Fraser!«
»Wie viele Männer sind in diesem Lagerhaus?«
»Sie schlagen ihn in Stücke, hören Sie nur!«, sagte Tally. Ein eigenartiger Ausdruck kindlichen Staunens und freudiger Überraschung hatte alle Furcht aus seinen groben Zügen vertrieben. »Wie viele Männer?«, schnauzte Fraser und knuffte Tally hinter das Ohr.
»Sie schlagen ihn kurz und klein!« erklärte Tally fröhlich, ohne Wirkung zu zeigen. »Ludds Arbeit an Ihrem hübschen Dampfwagen!«
»Halt’s Maul, du Bastard!« Toms Stimme war schrill vor Schmerz und Wut.
Tally, im ersten Augenblick erschrocken, betrachtete Toms maskiertes Gesicht mit aufdämmerndem Verstehen. Er lächelte befriedigt. »Was soll das heißen, Mister?«
»Maul halten, habe ich gesagt!«, schrie Tom.
Tally Thompson lächelte noch breiter. »Ich bin es nicht, der deinem kostbaren Dampfwagen wehtut! Geh hin und sag ihnen, dass es dir nicht passt, Junge! Sag ihnen, dass sie aufhören sollen!« Tally sprang zurück und riss seine gefesselten Hände aus Frasers Griff. Fraser verlor das Gleichgewicht und fiel gegen Brian, der seinerseits fast zu Boden gestoßen wurde.
Tally wandte sich um und brüllte durch die an den Mund gehaltenen Hände: »Hört auf mit dem Spaß, meine Herzchen!« Sein Heulen hallte durch die Schlucht der Ziegelmauern. »Ihr beschädigt Privateigentum!«
Tom sprang wie ein Wilder auf ihn zu, und ein wütender Schwinger traf Tallys Unterkiefer. Tallys Kopf wurde in den Nacken gerissen und er stieß die Luft seiner Lungen in einem röchelnden Keuchen aus. Er wankte einen Schritt, dann fiel er wie ein Mehlsack auf das Kopfsteinpflaster der Durchfahrt.
Eine jähe Stille breitete sich aus.
»Verdammich, Tom!«, sagte Brian endlich. »Der steht nicht mehr auf!«
Fraser stieg über den leblos daliegenden Tally, bückte sich und schob mit dem Daumen ein Augenlid zurück. Dann blickte er zu Tom auf und sagte mit mildem Tadel: »Sie haben ein jähzorniges Temperament, junger Mann …«
Tom zog sich den Atemschutz vom Gesicht und schnaufte angestrengt. »Ich … ich hätte ihn niederschießen sollen!«, platzte er heraus. Er blickte um Verständnis bittend von Brian zu Mallory. »Ich wäre imstande gewesen, Ned! Ihn niederzuschießen!«
Mallory nickte knapp. »Langsam, Junge …«
Fraser schloss die Handschellen auf. Sie waren klebrig vom Blut aus Tallys verletzten Handgelenken.
»Das war seltsam, was der
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