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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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und einen knirschenden Durchgang, der mit Erdnussschalen übersät war.
    »Eigenartig«, murmelte der Markgraf. »Als ich zuletzt hier war, herrschte ein emsiges Kommen und Gehen der Ge nossen …«
    Im rückwärtigen Teil des Lagerhauses nahm die Zahl der Warenhaufen ab. Sie passierten die Druckmaschine, die in einer Sackgasse zwischen hochragenden Papierstapeln stand. Irgendwer warf ein Bündel noch feuchter Druckbögen über einen Stapel in den Gang und hätte um ein Haar den Markgrafen getroffen, der geschickt auswich.
    Mallory wurde sich einer entfernten Stimme bewusst, die hoch und schrill deklamierte.
    Vor der Rückwand des Lagerhauses war eine geräumige Flä che in einen improvisierten Vortragssaal umgewandelt worden. Eine Wandtafel, ein Tisch voller Glaswaren und ein Rednerpult standen wacklig auf einem Podium aus zusammengescho benen Seifenkisten. Wahllos zusammengestellte billige Stühle aus gepresster Eiche mit Ahornfurnier boten einem aufmerksamen Publikum von fünfzig oder sechzig Zuhörern Sitzgelegenheiten.
    »Hier also sind sie«, sagte der Markgraf mit einem seltsamen Beben in der Stimme. »Ihr habt Glück! Dr. Barton begünstigt uns mit einem Manifest. Setzt euch, Genossen. Ihr werdet finden, dass dieser Vortrag eure Aufmerksamkeit lohnt.«
    Mallory und seine Gefährten sahen sich in die letzte Stuhlreihe genötigt. Der Schwarze blieb am Rand der Versammlungsfläche stehen, die Hände auf dem Rücken. Da Mallory neben dem Markgrafen saß, hatte er kaum Gelegenheit, sich mit den anderen zu verständigen.
    Die Vortragende schwang einen Zeigestock aus Ebenholz mit Kreidespitze und bearbeitete ihr Publikum mit schrillem, aber genau einkalkuliertem Fanatismus. Die eigentümliche Akustik verfremdete ihre Stimme mit Halleffekten. Ihr Vortrag schien von der Temperenzbewegung inspiriert, denn sie zog gegen »das Gift Alkohol« vom Leder und beklagte seine Gefahr für den »revolutionären Geist der arbeitenden Klasse«. Auf ihrem Tisch standen große, glasverstöpselte Karaffen mit Spirituosen. Sie trugen Etiketten mit Totenschädeln und gekreuzten Knochen. Ferner war eine kleine Destillationsanlage aufgebaut mit Glaskolben, Korbflaschen, roten Gummischläuchen und Gasbrennern.
    Tom, zu Mallorys Rechter, tippte ihm auf den Arm und flüsterte in entsetztem Ton: »Ned! Ned! Ist das Lady Ada?«
    »Mein Gott, Junge«, zischte Mallory zurück, während die Furcht ihm eine Gänsehaut über Rücken und Arme sandte, »wie kommst du denn darauf? Natürlich ist sie es nicht!«
    Tom sah erleichtert aus, aber auch verwundert und fast ein wenig verletzt. »Wer ist sie dann?«
    Die Vortragende wandte sich zur Tafel und schrieb in da menhafter Kursivschrift die Worte »Neurasthenische Degene ration«. Sie drehte sich wieder um, beschenkte das Publikum über die Schulter hinweg mit einem falschen und strahlenden Lächeln, und jetzt erst erkannte Mallory sie.
    Florence Russell Bartlett!
    Mit einem halb unterdrückten Keuchen fuhr Mallory auf seinem Stuhl zusammen. Etwas – vielleicht ein Stückchen trockener Watte aus seinem Atemschutz – geriet ihm in die Kehle, und er begann zu husten und konnte nicht mehr aufhören. Seine wunde Kehle war gereizt, konnte den Fremdkörper nicht ausstoßen. Er versuchte zu lächeln, ein Wort der Entschuldigung zu flüstern, aber seine Luftröhre war mit dem ganzen Brustkorb wie von Eisenbändern zusammengepresst, und er hatte alle Mühe, zwischen den Hustenstößen Luft zu holen. Mit aller Kraft kämpfte er gegen die quälenden Krämpfe an, doch obwohl die Anstrengung ihm Tränen in die Augen trieb, konnte er nicht aufhören. Es lenkte eine Aufmerksamkeit auf ihn, die tödlich sein konnte. Deshalb stand Mallory wankend auf, stieß seinen Stuhl klappernd zurück und tappte gebeugt und halb blind davon.
    Nachdem er ein Stück durch die verworrene Wildnis des Plünderungsgutes gewankt war, eine Hand vor dem Mund, die andere tastend ausgestreckt, mit den Füßen gegen Hindernisse stoßend, fand er eine geschützte Stelle und beugte sich zitternd nach vorn, nach Atem ringend, den sauren Geschmack von Mageninhalt in der Kehle. Er glaubte, vor Erschöpfung und Atemnot sterben zu müssen, wenn der Anfall noch länger andauerte. Irgendetwas würde platzen. Sein Herz würde der Belastung nicht standhalten.
    Endlich ließ der Hustenreiz nach, der Anfall war überstanden. Mallory stand mit vorquellenden, geröteten Augen da, atmete angestrengt durch die wunde Kehle und kam allmählich wieder zu

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