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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Paläontologen«, sagte Mallory etwas unbehaglich, »aber der Bursche hielt sich offenbar für einen Herren von Stand. Nahm Allüren an und vertrat veraltete Theorien. Ziemlich unklar in seinem Denken, meiner Meinung nach.«
    Die beiden Mechaniker schauten zweifelnd drein.
    »Es ist nicht meine Art, schlecht von den Toten zu spre chen«, versicherte Mallory ihnen. »Rudwick hatte seine Freun de, ich habe meine, und dabei sollten wir es belassen.«
    »Aber Sie erinnern sich an Professor Rudwicks großes Flugreptil?«, beharrte Godwin.
    »Quetzalcoatlus«, antwortete Mallory. »In der Tat, das war ein Coup. Man kann es nicht leugnen.«
    »Seine Überreste wurden in Cambridge studiert«, sagte Godwin. »Im Institut für Maschinenanalytik.«
    »Ich habe vor, selbst dort zu arbeiten, über den Brontosaurus«, sagte Mallory, unglücklich über die Richtung, die das Gespräch zu nehmen schien.
    »Sehen Sie«, fuhr Godwin fort, »die besten Mathematiker des Landes saßen dort und arbeiteten an dem Problem, während Sie und ich im Schlamm von Wyoming festfroren. Sie lochten ihre Karten, um herauszubringen, wie ein Geschöpf solcher Größe fliegen konnte.«
    »Ich weiß von dem Projekt«, antwortete Mallory. »Rudwick veröffentlichte einiges darüber, aber ›Pneumo-Dynamik‹ ist nicht mein Gebiet. Offen gesagt, ich bin nicht sicher, dass viel daran ist, wissenschaftlich gesehen. Es scheint ein bisschen … nun … ätherisch , wenn Sie verstehen, was ich meine.« Er lächelte.
    »Möglicherweise gibt es enorme praktische Anwendungen«, sagte Godwin, unbeeindruckt von Mallorys Skepsis. »Lord Babbage selbst hat an der Analyse mitgearbeitet.«
    Mallory dachte darüber nach. »Ich gebe zu, dass dann sehr wahrscheinlich etwas an der Pneumo-Dynamik dran ist, wenn der große Babbage sich dafür interessiert! Vielleicht, um die Kunst des Ballonfahrens zu verbessern? Ballonfahrt, das ist ein militärisches Gebiet. Für die wissenschaftlichen Anwendun gen in der Kriegstechnik gibt es immer reichliche Geldmittel.«
    »Nein, Sir, ich meine die Praxis der Maschinenkonstruktion.«
    »Eine Flugmaschine?« Mallory hielt inne. »Sie werden mir doch nicht erzählen wollen, dass dieses Fahrzeug fliegen kann, oder?«
    Die Mechaniker lachten höflich. »Nein«, sagte Godwin, »und ich kann auch nicht sagen, dass bei alledem viel herausgekommen ist, nicht direkt. Aber wir verstehen heute, dass gewisse Dinge mit dem Verhalten von strömender Luft zu tun haben, dem Prinzip des Luftwiderstands. Ein neues und bisher wenig bekanntes Prinzip.«
    »Aber wir Mechaniker«, sagte Mr. Chesterton stolz, »haben es in der Formgebung unseres Zephyr in die Praxis umgesetzt, Sir.«
    »Wir nennen es strömungsgerecht«, sagte Tom.
    »Also ist dieser Dampfwagen ›strömungsgerecht‹ konstruiert, wie? Darum sieht er so sehr wie ein … äh …«
    »Wie ein Fisch aus«, sagte Tom.
    »Genau«, bekräftigte Godwin. »Ein Fisch! Es hat alles mit der Bewegung und Strömung von Flüssigkeiten zu tun, verstehen Sie? Wasser. Luft. Chaos und Turbulenz! Es ist alles in die Berechnungen eingegangen.«
    »Bemerkenswert«, sagte Mallory. »Demzufolge nehme ich an, dass dieses Turbulenzprinzip …«
    Plötzlich drang aus einer benachbarten Garagenbox ein Lärm, der laut genug war, um auf der Haut Blasen zu ziehen. Die Wände erbebten, und feiner Ruß regnete von der Decke herab.
    »Das werden die Italiener sein«, rief Godwin. »Sie haben dieses Jahr ein wahres Ungetüm mitgebracht!«
    »Macht einen schweinischen Gestank!«, beklagte sich Tom.
    Godwin legte den Kopf schief. »Hören Sie, wie die Pleuelstangen beim Kolbenniedergang klappern? Schlechte Toleranzen. Schlampige ausländische Arbeit!« Er zog die Mütze vom Kopf und klopfte an seinem Knie den Ruß heraus.
    Mallory dröhnte der Schädel. »Kommen Sie, ich gebe einen aus!«, rief er.
    Godwin hielt die Hand ans Ohr. »Wie?«
    Mallory tat so, als würde er trinken. Godwin grinste. Er bellte etwas zu Chesterton hinüber und zeigte auf die Blaupause, dann gingen er und Mallory hinaus in den Sonnenschein.
    »Schlechte Pleuelstangen«, sagte der Wächter draußen selbstgefällig. Godwin nickte und gab dem Mann seinen Lederschurz. Stattdessen zog er einen einfachen schwarzen Rock über und vertauschte seine Mütze mit einem Strohhut.
    Sie verließen die Absperrung. »Ich kann nur ein paar Minuten erübrigen«, entschuldigte sich Godwin. »›Des Meisters Auge schmilzt das Metall‹, wie man sagt.« Er hakte eine dunkle

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