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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Taschen. Schlüssel, Zigarrenetui, Geldbörse, Kartentasche. Der dicke Horngriff seines Sheffield-Taschenmessers mit mehreren Klingen. Das Buch mit seinen Feldnotizen – der wertvollste Gegenstand von allen. Ein Taschentuch, ein Bleistiftstummel, ein paar lose Shillinge. Als praktisch denkender Mann wusste Dr. Mallory, dass jedes Sportereignis mit den Menschenmengen auch Taschendiebe anzog, denen man ihr Metier nicht ansah. Jeder hier konnte ein Taschendieb sein. Es war eine Tatsache und ein Risiko.
    Eine Frau lief Mallory in den Weg, und die Nägel seiner Stiefelsohlen rissen ein Stück Volant von ihrem Rock. Sie wandte sich um, verzog das Gesicht und machte sich mit einem Quietschen ihrer Krinoline los, während Mallory die Hand an seine Mütze legte und rasch weiterging. Eine Farmersfrau, ein unbeholfenes, grobknochiges, rotwangiges Geschöpf, zivilisiert und englisch wie eine Milchkuh. Mallorys Auge war noch an eine wildere Rasse gewöhnt, die kleinen braunen Wolfsfrauen der Cheyenne mit ihren eingefetteten schwarzen Zöpfen und den perlenbesetzten ledernen Leggins. Die Reifröcke in der Menge um ihn her schienen eine Verirrung der Evolution; die Töchter Albions hatten regelrechte Gerüste unter ihren Röcken, alles Stahl und Fischbein.
    Er fühlte sich unwillkürlich an die Bisons erinnert, wenn das großkalibrige Geschoss sie niederwarf; sie hatten eine Art, in das hohe Gras zu fallen, plötzlich beinlos, ein fellbedeckter Fleischhügel. Die großen Bisonherden in Wyoming ergriffen nicht die Flucht, wenn in der Ferne Gewehrschüsse krachten; sie standen ganz still und zuckten nur erstaunt mit den Ohren, bis der Tod sie ereilte.
    Nun arbeitete sich Mallory durch diese andere Herde, verwundert, dass eine bloße Modeerscheinung ihre geheimnisvolle Schwungkraft so weit tragen konnte. Die Männer schienen unter ihren Damen wie eine andere Spezies, bei Weitem nicht so extrem – vielleicht mit Ausnahme ihrer glänzenden Zylinderhüte, obwohl sein inneres Auge sich weigerte, irgend einen Hut exotisch zu finden. Er wusste zu viel von Hüten, kannte zu viele der Geheimnisse ihrer Anfertigung. Mit einem Blick konnte er sehen, dass die meisten der Hüte ringsumher billige Ware waren, Fabrikarbeit, obwohl sie annähernd so fein aussahen wie die Arbeit eines geschickten Hutmachers, und das zum halben Preis oder weniger. Er hatte seinem Vater in der kleinen Hutmacherei in Lewes geholfen: auslochen, heften, formen, nähen. Sein Vater, der den Filz in das Quecksilberbad getaucht hatte, war scheinbar unempfindlich gegen den Gestank gewesen …
    Mallory betrachtete das allmähliche Absterben des väterlichen Gewerbes nicht mit sentimentalen Empfindungen. Er verdrängte es aus seinem Gedanken, als er sah, dass in einem offenen Zelt unter gestreiftem Segeltuch Getränke verkauft wurden. Männer umdrängten die Theke, wischten sich Schaum von den Schnurrbärten. Beim bloßen Anblick wurde ihm bewusst, wie durstig er war. Er umging ein Trio von Freunden des Reitsports, mit Reitgerten unter den Armen, die über die Chancen der bevorstehenden Rennen diskutierten, erreichte die Theke und klopfte mit einem Shilling darauf.
    »Wie belieben, Sir?«, fragte der Verkäufer.
    »Einen Huckle-buff.«
    »Sie kommen aus Sussex, Sir?«
    »Richtig. Warum?«
    »Kann Ihnen keinen richtigen Huckle-buff machen, Sir, da ich keinen Gerstenschleim habe«, sagte der Mann mit bedauernder Miene. »Nicht viel Nachfrage, außerhalb von Sussex.«
    »Bald sind es zwei Jahre, seit ich Huckle-buff gekostet habe«, sagte Mallory.
    »Ich empfehle Ihnen einen guten Bumboo, Sir. Ziemlich ähnlich. Nein? Eine gute Zigarre vielleicht? Nur zwei Pence! Feiner Virginiatabak.« Der Barkeeper präsentierte ihm eine flache Holzkiste mit krummen Virginiazigarren.
    Mallory schüttelte den Kopf. »Wenn mir nach etwas ist, bin ich hartnäckig. Ein Huckle-buff oder nichts.«
    Der Barkeeper lächelte. »Lässt sich nicht mit der Herde treiben, der Herr. Ein Mann aus Sussex, wahrhaftig! Ich bin selbst vom Land. Nehmen Sie diese feine Zigarre gratis, Sir, mit meiner Empfehlung.«
    »Sehr anständig von Ihnen«, sagte Mallory überrascht. Dann schlenderte er davon und zog ein Zündholz aus der Schachtel. Er riss es an seinem Stiefel an, erweckte die Virginia paffend zum Leben und steckte die Daumen unternehmungslustig in die Armlöcher seiner Weste.
    Die Zigarre schmeckte wie feuchtes Schießpulver. Er riss sie sich aus dem Mund. Ein billiges Papierband umgürtete das übel

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