Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)
Schutzbrille über seine Ohren. »Ein paar von diesen Dampfliebhabern kennen mich und könnten versuchen, uns zu folgen … Aber das hat nichts zu sagen. Es ist gut, Sie wiederzusehen. Willkommen in England.«
»Ich werde Sie nicht lange aufhalten«, erwiderte Mallory. »Ich wollte ein paar Worte unter vier Augen mit Ihnen sprechen. Über den Jungen und so.«
»Oh, Tom ist ein feiner Kerl«, sagte Godwin. »Er lernt. Er gibt sich Mühe.«
»Ich hoffe, er wird es zu was bringen.«
»Wir tun unser Bestes«, beteuerte Godwin. »Es tat mir leid, von Tom traurige Nachricht über Ihren Vater zu hören. Dass er so schwer erkrankte und alles.«
»›Der alte Mallory geht erst, wenn er seine letzte Braut weggegeben hat‹«, zitierte Mallory. »Das sagte Vater immer zu uns. Er wollte alle seine Mädchen unter der Haube wissen. Ein tapferer Mann, mein armer alter Vater.«
»Es muss sehr tröstlich für ihn sein, einen Sohn wie Sie zu haben«, sagte Godwin. »Also, wie gefällt Ihnen London? Haben Sie den Ausflüglerzug genommen?«
»Ich bin nicht in London gewesen. Ich war in Lewes, bei der Familie. Nahm den Morgenzug nach Leatherhead, und von dort ging ich zu Fuß.«
»Sie sind von Leatherhead zum Derby gegangen? Das sind fünfzehn Kilometer oder mehr!«
Mallory lächelte. »In der Wildnis von Wyoming sind wir oft zwanzig gegangen, querfeldein auf der Suche nach Fossilien. Mir war danach, wieder die vertraute englische Landschaft zu sehen. Ich bin gerade erst von Toronto zurückgekommen mit all unseren Kisten voll versteinerter Knochen, während Sie seit Monaten hier sind und das Leben genießen.« Er machte eine ausgreifende Armbewegung.
Godwin nickte. »Nun, wie finden Sie dann die Gegend hier – da Sie nun wieder zu Hause sind?«
»Londoner Becken, Antiklinale«, konstatierte Mallory. »Kalkablagerungen aus Tertiär und Eozän, darüber etwas neuzeitlicher kieselhaltiger Lehm.«
Godwin lachte. »Wir werden alle zu neuzeitlichem kieselhaltigen Lehm … Da sind wir schon; hier gibt es anständiges Gebräu.«
Sie gingen einen sanft geneigten Hang hinunter zu einem Bierwagen, der mit Fässern beladen war. Mallory ließ zwei Halbe zapfen.
»Es war nett von Ihnen, unsere Einladung anzunehmen«, sagte Godwin, »ich weiß, dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind, mit Ihren berühmten geologischen Kontroversen und dergleichen.«
»Nicht beschäftigter als Sie«, erwiderte Mallory. »Solide Konstruktionsarbeit. Praktisch und nützlich. Darum beneide ich Sie, wirklich.«
»Nein, nein«, sagte Godwin. »Ihr Bruder hält viel von Ihnen. Wir alle tun das! Sie sind der kommende Mann, Ned. Ihr Stern ist am Aufgehen.«
»Gewiss, wir hatten in Wyoming großes Glück«, stimmte Mallory ihm zu. »Es gelang uns eine großartige Entdeckung. Aber ohne Sie und Ihren Dampfpanzerwagen hätten diese Rothäute kurzen Prozess mit uns gemacht.«
»Sie waren nicht so übel, sobald sie sich an uns gewöhnt und vom Whiskey gekostet hatten.«
»Der Wilde respektiert britischen Stahl«, sagte Mal lory. »Theorien über alte Knochen beeindrucken ihn nicht sehr.«
»Nun«, meinte Godwin, »ich bin ein guter Parteigänger der Radikalen, auch von Lord Babbage. ›Theorie und Praxis müssen sein wie Knochen und Sehnen.‹«
»Diese verdienstvolle Einstellung verlangt nach einem zweiten Glas«, sagte Mallory. »Erlauben Sie, dass ich zahle. Ich gebe noch meinen Bonus von der Expedition aus.«
Godwin nahm sein Bierglas und führte Mallory außer Hörweite der anderen Trinker. Er sah sich vorsichtig um, dann nahm er die dunkle Brille ab und blickte Mallory ins Auge. »Vertrauen Sie auf Ihr Glück, Ned?«
Mallory strich sich den Bart. »Kommt darauf an. Haben Sie einen Vorschlag?«
»Die Tippgeber nennen Wahrscheinlichkeiten von zehn zu eins gegen unseren Zephyr .«
Mallory schmunzelte. »Ich bin keine Spielernatur, Mr. God win! Geben Sie mir klare Tatsachen und Beweise, und ich werde mich danach richten. Aber ich bin kein törichter Träumer, auf unverdiente Reichtümer zu hoffen.«
»Sie haben die Reichtümer von Wyoming genommen. Sie riskierten dabei Ihr Leben.«
»Aber das hing von meinen eigenen Fähigkeiten und denen meiner Kollegen ab.«
»Genau!«, sagte Godwin. »Das ist auch meine Einstellung dazu! Aber passen Sie auf. Lassen Sie uns von unserer Bruderschaft der Dampfmechaniker sprechen.«
Godwin blickte in die Runde, fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Der Vorsitzende unserer Bruderschaft oder Gewerkschaft, wenn Sie so
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