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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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Cambridge gehört? Sie verteilen die Getriebebeanspruchung sehr viel gleichmäßiger …«
    Wakefield ignorierte die Bemerkung. »Sehen Sie, für das Parlament und die Polizei ist das Amt einfach eine Hilfsquelle, nicht mehr und nicht weniger. Immer gefragt, aber der Etat wird knapp gehalten. Die Politiker im Unterhaus haben keine Ahnung von unseren Erfordernissen, Sir! Die Technik ist ihnen ein Buch mit sieben Siegeln, doch glauben sie, auf den Techniker herabsehen zu können. Die alte traurige Geschichte, die Ihnen sicherlich bekannt ist. Sie selbst sind ja ein Mann der Wissenschaft. Ich will nicht respektlos reden, aber im Unterhaus können sie die Lochkartentechnik nicht von einem Bratspieß mit Aufzugvorrichtung unterscheiden.«
    Mallory rieb sich das Kinn. »Wenn ich mir vorstelle, was mit den Kapazitäten, die Sie hier haben, erreicht werden könnte – die Vorstellung ist atemberaubend.«
    »Ach, wissen Sie, ich bin überzeugt, dass Sie bald wieder zu Atem kommen würden, Dr. Mallory«, sagte Wakefield. »Die Nachfrage weitet sich ständig aus und übersteigt die Kapazität. Es ist, als ob es ein Naturgesetz wäre!«
    »Vielleicht ist es ein Gesetz«, sagte Mallory. »In einem Bereich der Natur, den wir erst noch verstehen müssen.«
    Wakefield lächelte höflich und warf einen Blick auf seine komplizierte Wanduhr. »Ein Jammer, dass unser höheres Streben immer wieder von den Erfordernissen des Alltags überwältigt wird. Ich habe nicht oft Gelegenheit, aus der Schule zu plaudern. Außer mit meinem sogenannten Kollegen, Mr. Oliphant, natürlich. Hat er Ihnen vielleicht von seinen visionären Plänen für unsere Maschinen erzählt?«
    »Nur ganz kurz«, sagte Mallory. »Mir scheint, dass seine Pläne für … äh … soziale Untersuchungen mehr Maschinenleistung verlangen würden, als wir in ganz Britannien besitzen. Um jede Transaktion in Piccadilly und sonstwo festzuhalten. Ehrlich gesagt, es kam mir ziemlich utopisch vor.«
    »In der Theorie, Sir«, erwiderte Wakefield, »ist so etwas durchaus möglich. Natürlich haben wir ein brüderliches Auge auf das Telegrafenamt, das Kreditwesen und so weiter. Das menschliche Element ist der einzige wirkliche Engpass, wissen Sie, denn nur ein ausgebildeter und tüchtiger Analytiker kann das Datenmaterial einer Maschine in brauchbares Wissen umwandeln. Und der ehrgeizige Maßstab dieser Anstrengung, verglichen mit der gegenwärtigen bescheidenen Personalausstattung des Amtes …«
    »Ich würde gewiss nicht daran denken, die drückende Bürde Ihrer Pflichten zu vermehren«, unterbrach ihn Mallory, »aber Mr. Oliphant deutete an, dass Sie mir helfen könnten, einen Verbrecher und seine Komplizin zu identifizieren. Ich hatte zu diesem Zweck zwei von Ihren Antragsformularen in dreifacher Ausfertigung ausgefüllt und durch Boten zustellen lassen.«
    Wakefield nickte. »Ja, letzte Woche. Und wir haben unser Möglichstes für Sie getan. Wir freuen uns immer, verdienten Persönlichkeiten wie Mr. Oliphant und Ihnen behilflich zu sein. Ein tätlicher Angriff und eine Morddrohung gegen einen prominenten Gelehrten ist selbstverständlich eine ernste Angelegenheit.« Wakefield nahm einen nadelscharfen Bleistift und einen karierten Block. »Aber eine ziemlich alltägliche Angelegenheit, die Mr. Oliphants besonderes Interesse gefunden hat, nicht wahr?«
    Mallory sagte nichts.
    Wakefield blickte ernst. »Sie können unbesorgt offen sprechen, Sir. Dies ist nicht das erste Mal, dass Mr. Oliphant oder seine Vorgesetzten unsere Hilfe in Anspruch genommen haben. Und als vereidigter Offizier der Krone kann ich Ihnen strikteste Vertraulichkeit garantieren. Nichts von dem, was Sie sagen, wird über diesen Raum hinausdringen.« Er beugte sich näher. »Also. Was können Sie mir sagen, Sir?«
    Mallory überlegte angestrengt. Welche Dummheit Lady Ada auch begangen hatte, durch welche Leichtsinnigkeit oder Unbekümmertheit sie in die Klauen des Zuhälters und seiner Hure geraten war, er konnte sich nicht vorstellen, dass durch das Hinschreiben des Namens Ada Byron auf den karierten Block irgendetwas zu erreichen war. Und Oliphant würde es natürlich missbilligen.
    Also täuschte Mallory ein widerwilliges Geständnis vor. »Sie sehen mich im Nachteil, Mr. Wakefield, denn ich glaube nicht, dass viel an der Sache ist – nichts, was eigentlich das Privileg Ihrer Aufmerksamkeit verdiente! Wie ich in meiner Mitteilung sagte, hatte ich auf dem Rennplatz eine Konfrontation mit einem betrunkenen

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