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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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sich mit der Politik der Parteien zur digitalen Gesellschaft nicht anfreunden konnten. Und plötzlich, aufgeschreckt von dieser Wählerbewegung, fingen die schweren Tanker der Parteien an, sich doch ernsthafter mit den Bedürfnissen der digitalen Bürgerschaft zu beschäftigen. Doch verlorenes Vertrauen ist nur schwer zurückzuerobern. Und noch viel leichter ist es, sein Ansehen noch weiter zu beschädigen, indem man unglaubwürdig und populistisch für die Generation ZD F-Fernsehgarten agiert, der die digitale Welt fremd ist   – wie wir im folgenden Kapitel sehen werden.
    Politische Scheingefechte
    Haben Sie heute schon Angst gehabt? Nein? Dann haben Sie sicherlich noch keine Nachrichten geguckt, keine Zeitung gelesen und auch kein Newsportal im Internet aufgemacht. Es kann so viel passieren, und das Allerschlimmste davon scheint nur an einem Ort auffindbar: im Internet. Das könnte man zumindest meinen, wenn man reißerischen Nachrichtenmachern und manchen Politikern Glauben schenkt.
    Das Netz ist grundsätzlich erst einmal weder besser noch schlechter als die Gesellschaft, sondern ihr Abbild. Wie auch in der nicht-digitalen Fleisch-und-Blut-Umgebung gibt es im Netz Menschen, die nicht gerade zum Wohle ihrer Mitmenschenagieren möchten. So wird Technik seit jeher eingesetzt. Der eine benutzt sein Küchenmesser zum Möhrenschneiden, der andere, um damit andere Menschen zu bedrohen. Natürlich lassen sich auch mit dem Netz und digitalen Werkzeugen Dinge anstellen, die kaum Zustimmung oder Verständnis verdienen. Vorerst ist es allerdings so, dass das Ausüben körperlicher Gewalt dem realen Leben vorbehalten bleibt. Wir sagen vorerst, denn mit der Weiterentwicklung des »Internets der Dinge«, bei dem alle möglichen Geräte und Gegenstände mit digitalen Schnittstellen ausgerüstet werden, könnte sich das ändern. Dadurch könnten zum Beispiel auch Herzschrittmacher per Fernwartung angreifbar werden. Das ist noch Zukunftsmusik. Aber nicht mehr allzu lange, wenn nicht bereits bei der Gestaltung derartiger Produkte an derartige Szenarien gedacht wird.
    Wenn Politiker vom Internet sprechen, dann haben sie oft selbst Angst. Angst vor dem, was sie nicht verstehen. Angst vor dem, was man einen Kontrollverlust nennt: Vieles, was sie bislang als durch die Politik kontrollierbar empfanden, entzieht sich nun auf eine eigenartige Weise ihrem Einfluss, lässt sie hilflos zurück. Manche wirken wie trotzige Kinder, die mit dem Bundesgesetzblatt in der Hand auf den Boden stampfen und schreien, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Statt sich grundsätzlich positiv mit dem Netz und den Chancen der Digitalisierung auseinanderzusetzen und zu sagen, wie man als Gesellschaft diese Chancen ergreifen und nutzen kann, denken sie vor allem an eines: Diese Veränderung ist eine Bedrohung, weil manche der tradierten Werte und Normen in einer digitalen Gesellschaft so wenig funktionieren können, wie es die agrarischen Strukturen im Zeitalter der Industrialisierung taten. Hierbei geht es nicht vorrangig darum, dass die technische Kompetenz einiger der Entscheidungsträger verbesserungsfähig wäre, sondern um ein grundlegendes Missverständnis: Die Veränderung lässt sich nicht aufhalten. Es kommt darauf an, sie aktiv zu gestalten. Das hätte man eigentlich von den historischen Maschinenstürmern lernen können.
    Einige Sollbruchstellen an diesem Übergang sind bereits heute offensichtlich. Dies betrifft insbesondere relativ abstrakte Konstrukte, mit denen bislang versucht wurde, Teile oder die gesamte Gesellschaft vor bestimmten Dingen zu schützen, für die aberbislang das Update auf das 21.   Jahrhundert und seine Herausforderungen fehlt: z.   B. den »Heimatschutz«, wie die Amerikaner sagen. In Deutschland nennen wir das Sicherheitspolitik. Aber auch die Gesetze zum Schutze der Jugend, der Datenschutz und der Verbraucherschutz sind an solchen Sollbruchstellen angekommen.
    Verbraucherschutz
    Man kann es aus dem Begriff schon heraushören: Die Idee des Verbraucherschutzes stammt aus der Vorinternetzeit, als Güter noch auf jeden Fall »verbraucht« wurden und als die einen produzierten und die anderen konsumierten. Tatsächlich sind die Ursprünge der Geschichte des Verbraucherschutzes vielfältig, aber interessant.
    Bier ist ein typisches Verbrauchsgut. Es wird produziert, getrunken und ist damit, abgesehen vom einen oder anderen Kopfschmerz   – weg. Das bayrische Reinheitsgebot für Bier ist eine typische

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