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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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D-Brennern . Ab der Mitte der 1990er Jahre war die Herstellung von CDs auch zuhause möglich, da entsprechende Geräte und die zugehörigen Scheibenmedien günstige Massenware wurden. Das »Brennen« der schillernden Scheiben war zwar nur ein historischer Zwischenschritt, führte aber dahin, wo wir uns heute befinden   – ins Zeitalter der verlustfreien Vervielfältigungsmöglichkeit. Als die Preise für Festplattenspeicher in den Keller gingen   – 1995 kosteten Festplatten mit einem Gigabyte Speicher, also mit Platz für etwa eineinhalb unkomprimierte Audio-CDs, noch mehrere Hundert Mark   – und sich neue Formen für die Speicherung durchsetzten, waren die technischen Voraussetzungen geschaffen, um Medien jeder Art in fast beliebig großer Zahl zu speichern.
    Was fiel der Musikindustrie daraufhin ein? Sie produzierte CDs, die technisch betrachtet »kaputt« waren (und daher am Ende auch gar nicht mehr CD genannt werden durften). Kopierschutz hieß das Zauberwort. Es ist mit Sicherheit eine der absurdesten Folgen des Lobbyings der Rechteindustrie, dass im heute gültigen Urheberrechtsgesetz steht, eine »wirksame technische Maßnahme zum Schutz eines nach diesem Gesetz geschützten Werkes [dürfe] ohne Zustimmung des Rechteinhabers nicht umgangen werden«, sofern der Nutzer dies weiß oder bemerkt. Aus dem Juristendeutsch übersetzt heißt das: Ich darf nichts kopieren, was ich nicht kopieren kann oder von dem ich weiß, dass es gegen das Kopieren eigentlich geschützt sein soll. Wenn ich es jedoch weder weiß noch bemerke, dann ist das wiederum grundsätzlich im Rahmen des Erlaubten möglich. Dann ist doch alles klar, oder?
    Um diese Regelung vollends im Reich des Blödsinns zu verorten, genügt ein Blick auf die Folgen: Tatsächlich wurde als eine Folge dieser Gesetzesänderungen der Vertrieb von Programmen untersagt, die echte Kopien von CDs erlaubten. Dass diese natürlich trotzdem weiterexistierten, versteht sich von selbst.Die Lobbyisten der Musikindustrie hatten wieder einmal einen gesetzgeberischen, später dann auch gerichtlichen Pyrrhussieg errungen.
    Ein Name steht wie kaum ein anderer für den Kampf der Musikindustrie gegen das Internet und die digitale Vervielfältigung: Napster. Napster war die erste Software, die sinnvoll zum Austausch von Musikdateien genutzt werden konnte. Ihre große Stärke: Sie etablierte das sogenannte Peer-to-Peer-Prinzip. Das bedeutet, dass es keinen zentralen Rechner mehr gibt, auf dem die Dateien gelagert werden müssen. Ein Teilnehmer, ein Peer, kann seine Daten direkt zu einem anderen Peer übertragen. Napster war die Geburtsstunde der Massennutzung digitaler Tauschbörsen. Und es war unglaublich einfach: Die Napster-Software analysierte die Musikdateien der Nutzer und bildete eine Art Identifikationsnummer. Napster bildete bei sich selbst nur einen Index der Fundstellen ab und speicherte keine Dateien. Nun konnten die Nutzer von vielen verschiedenen Computern kleine Teile einer Datei laden. Alles, was sie dazu machen mussten: Musikstücke via Napster suchen (lassen) und auswählen.
    Shawn Fanning war, als er Napster entwickelte, noch Student. So wie Mark Zuckerberg ein Student war, als er mit Facebook anfing, so wie Larry Page und Sergej Brin noch an der Uni ihre ersten Schritte unternahmen, um Google zu gründen. Die Menschen, die mit dem Internet die Welt verändern, sind meistens keine klassischen Unternehmer. Sie kommen nicht aus Unternehmerfamilien, sie haben eine Idee, und wenn sie genug Menschen für diese begeistern können, fängt sie an, zu fliegen. Und Napster konnte die Menschen für sich begeistern.
    Waren es zu Beginn nur wenige Tausend Nutzer, die diesen Service nutzten, sollte sich dies bald ändern: Napster wurde zum Massenphänomen. Und während zu Beginn das Finden von Musikstücken noch eine Ausnahme war und das Herunterladen aufgrund der langsamen Internetverbindungen der meisten Nutzer bei besonders seltenen und langen Stücken in guter Qualität auch einmal erst nach Wochen abgeschlossen war, wurde dies in den knapp drei Jahren, die Napster am Netz war, immer komfortabler. Mehr Nutzer, schnellere Leitungen, verbesserte Software: Napster machte den Menschen Musik aus der ganzen Weltzugänglich (und beinhaltete zudem später auch eine Chatfunktion, anhand derer Nutzer miteinander ins Gespräch kommen konnten und dies auch häufig taten).
    Napster veränderte die Welt und insbesondere auch das Hörverhalten. Bisher hatte die Musikindustrie immer

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