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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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Rechteinhabern einzugehen, statt ihr Geld für Schrottdateien aus dem Fenster zu werfen.
    Erst als Apple den iPod entwickelte, kam Bewegung in die Labels. Apple nutzte die Lage der Musikindustrie als »lahme Ente« aus: Mit dem iPod bot der Gerätehersteller aus dem kalifornischen Cupertino nicht nur eine von vielen Kunden geschätzte, einfach zu bedienende Lösung für das Hören digitaler Musik an. Er brachte auch gleich noch etwas mit, das die Musikindustrie aufhorchen ließ: einen kompletten Vertriebsweg. Denn der iPod war und ist eigentlich nur über die Apple-iTunes-Software anständig zu verwalten. Und mit der iTunes-Software ist ein Onlineshop verbunden: Apples iTunes Store. Apple sprach mit einigen der Labels. Und die witterten eine große Chance: Wenn der iPod auf so ein großes Echo stößt, müssten dann nicht auch die Chancen groß sein, damit Geld zu verdienen, dass man dort Musik anbietet? Aber natürlich, da waren sich die Musiklabels sicher, nur dann, wenn man diese Dateien kopiergeschützt verkauft. Apple hatte dafür auch gleich die passende Lösung: ein eigenes Format. Nicht MP3, was keinen Kopierschutz vorsieht, sondern AA C-Dateien wurden über die Plattform verkauft. Apple war in einer überaus komfortablen Situation: Die Firma hatte, was die Labels wollten. Einen Shop, eine Softwarelösung und die Geräte beim Endkunden. Da konnte man nicht nein sagen.
    Fast alle großen Labels stellten ihre Songs auf der Plattform zur Verfügung, für 99   Cent pro Stück. Für die Plattenfirmen war es ein Test: Vielleicht konnte man ja online doch Geld verdienen. Man verabschiedete sich von dem Album-Konzept, das man lange Zeit wie ein Mantra vor sich hergetragen hatte. Doch die Nutzer waren nicht zufrieden. Das AA C-Format funktionierte nur mit Apple-Software, nur diese konnte erkennen, wie viele der fünf unter der Lizenz erlaubten Geräte zum Abspielen der Musik bereits in Verwendung waren. Wer einen anderen MP 3-Player besaß oder wer die iTunes-Software schlicht nicht mochte, der war außen vor. Doch würde Apple seine Nutzer dauerhaft enttäuschen?
    EMI war eines der traditionsreichsten und größten Plattenlabels der Welt. Es ist das Label, das seit 1932 fast 15000   Künstler unter Vertrag hatte, mit Weltstars wie R.   E.   M., Joe Cocker, JanetJackson und Elvis Presley Erfolge feierte. Aber es war noch etwas anderes: immer wieder am Rande des Ruins. Als EMI im Jahr 2007 in akuten Finanznöten war, kam es zu einer überraschenden Wendung: Apple versprach dem Unternehmen eine Vorauszahlung   – im Tausch gegen den nervigen Kopierschutz. Der musste weg, wenn die Nutzer etwas mehr zu bezahlen bereit waren. Bis dahin hatten die Musiklabels als eine einheitliche Gruppe agiert, doch die chronisch klamme EMI brach aus der Phalanx aus. Was nun folgte, war ein Dominoeffekt: Die anderen Musikkonzerne mussten umgehend nachziehen, ohne dass sie die gleichen Konditionen wie EMI bekommen hätten. Die Nutzer bekamen ab sofort Dateien geliefert, die fast überall abzuspielen sind. Und die auch problemlos zu kopieren sind.
    Das Einzige, was ausblieb, war die Katastrophe: Die Nutzer kauften mehr und mehr MP 3-Dateien , mit denen sie nun ja auch wirklich etwas anfangen konnten. Anders als es die Rechteindustrie oft hatte glauben machen wollen, sind viele Menschen grundsätzlich wohl doch gewillt, für Werke zu bezahlen   – wenn sie dabei nicht entrechtet werden. Heute müssen selbst die härtesten Lobbyisten aus Musik-, Film- und Verlagswirtschaft zugeben, dass ihre früheren Aussagen schlicht falsch waren und sich ihr Geschäftsmodell zwar gewandelt hat, aber nicht grundsätzlich obsolet geworden ist.
    Nach wie vor werden Studien veröffentlicht, die zeigen sollen, wie schlecht es der Rechteindustrie geht und dass die bösen Raubkopierer daran schuld seien   – zuletzt im Spätsommer 2011.   Das mit dem Internet sei schrecklich, und deshalb brauche man dringend Sanktionen, bis hin zur Abschaltung des Internetzugangs bei Verstößen. Doch die eigenen Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache: Allein von 2009 auf 2010 stieg die Zahl der bezahlten digitalen Downloads im Bereich Musik um über 30   Prozent an. Seit man sich dort von der Verkrüppelung der Musikdateien verabschiedet hat, sind Nutzer durchaus bereit, dafür Geld auszugeben. Die Auftragsstudie der Wirtschaft konnte nicht mehr als fünf Prozent der Bevölkerung ausfindig machen, die überhaupt möglicherweise nicht legale Kopien von

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