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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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liebgewonnenen Position Abstand nehmen, dass sie sich um Urheberrechte nicht scheren, weil die Rechteverwerter eh nur blutsaugende Schmarotzer sind. Das wäre im Sinne aller Betroffenen und Beteiligten.

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    Wirtschaft als globales Netz im Netz
    Wenn wir von der Digitalisierung sprechen, dann sprechen wir immer auch davon, wie sich das Verhalten von Menschen, die Prozesse und Funktionsweisen verändern. Am Beispiel der Musikindustrie lässt sich der Wandel eindrucksvoll illustrieren: Manche Branchen sind einem so fundamentalen Wandel ausgesetzt, da ihre Geschäftsmodelle des analogen Zeitalters heute nicht mehr so funktionieren können, wie sie dies einst taten. Nun könnte man sich als normaler Bürger natürlich die Frage stellen: Und was hat das eigentlich mit mir zu tun? Viel mehr, als einem im ersten Moment bewusst ist. Was wir als Arbeit kennen, die Abläufe des Wirtschaftslebens, das steht in der digitalen Gesellschaft vor erheblichen Umbrüchen. Zwar kommen nicht alle so schnell wie in der Medienbranche. Aber sie kommen, früher oder später   – oder sie sind schon da und werden in ihrer Entwicklung noch weiter gehen.
    Die Digitalisierung ist natürlich nicht der erste radikale Umbruch in der Wirtschaftswelt. Aber so wie die erste Welle der Verstädterung im Mittelalter, die Industrialisierung und die damit einhergehende Landflucht ihre gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen mit sich brachten, so wird dies auch durch die Digitalisierung erfolgen   – allerdings unter ganz anderen Bedingungen. Seit Jahrzehnten, wenn nicht bald über 100   Jahren, erzählen uns Ökonomen von der Globalisierung: Die Wirtschaft funktioniert nicht mehr nur lokal oder national, sondern über die Staatsgrenzen hinweg. Unsere T-Shirts sind als Produkt das Ergebnis eines aufeinander abgestimmten Prozesses, der von findigen Managern ausgedacht wurde: Sie werden dort produziert und verarbeitet, wo es am besten und billigsten möglich ist. Und die fertigen Produkte werden dort verkauft, wo es sich rechnet und wo die Kunden daran ein Interesse haben. Bis zum Internetzeitalter war dies für die Menschen ein relativ abstrakter Vorgang. In Thailand saß eine Näherin, die aus der in den USA produzierten Baumwolle ein Hemd nähte, das dann zusammen mit tausenden anderen Hemden zum Bekleidungshändler in unserer Fußgängerzone und in die anderen Läden der gleichen Warenhauskette transportiert wurde.
    Heute können wir uns mit wenigen Klicks einen Maßanzug in Asien schneidern lassen: Alles, was man braucht, sind die genauen Maßangaben, der Internetzugang und die Kreditkarte. Irgendwann klingelt dann hoffentlich der Postbote und liefert uns ein Päckchen. Wir können uns im Internet Möbel zusammenklicken, die dann als Auftragsarbeit in China produziert werden. Noch ist diese individuelle Globalisierung wenig genutzt. Aber sie kommt. Genau wie die Individualisierung. Das Beispiel mit dem Maßanzug geht schon in diese Richtung. Wir haben Eigenschaften und Interessen. Und für diese versuchen wir die richtigen Antworten zu finden, indem wir die dazu passenden Waren und Dienstleistungen erwerben. Ob das nun die richtige Kaffeemischung ist (Lieferanten für die individuelle Bohnenmischung entsprechend des Kaffeegeschmacks gibt es auch) oder ein anderes Produkt, das individualisierbar ist, wie Turnschuhe, Autos oder Schokolade, das spielt grundsätzlich keine Rolle. Das Netz ist ein Verbund aus Rechnern. Und hinter diesen Rechnern stehen, oder genauer: sitzen Personen. Sie haben ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das Internet macht es möglich, diese Fähigkeiten kennenzulernen und sich dann darauf zu verständigen, ob und wie man diese nutzen könnte. Der Standort spielt dabei keine Rolle mehr.
    Aber das Netz hat darüber hinaus auch noch eine andere Art von Sichtbarkeit hervorgebracht, die es vorher nicht gab. Schon lange werden Waren irgendwo billig produziert und hier verkauft. Doch erst mit dem Internet ist es denkbar, dass jemand ein Foto von Ihnen kommentiert und fragt: »Gefällt Ihnen das Hemd, das ich genäht habe? Für das Sie 40   Euro bezahlt haben, mehr als meinen Monatslohn? Schöne Grüße aus Dhaka.« Das Netz lässt die Welt kleiner werden, es globalisiert nach der wirtschaftlichen Dimension nun die soziale. So wie wir mit unseren Freunden, Bekannten und Verwandten über den ganzen Globus verstreut kommunizieren können, so können nun auch die Menschen hinter den Wirtschaftsprozessen

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