Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
Standorte, an denen wir arbeiten, kann auch ein großer Gewinn sein. Freischaffende wissen das durchaus zu schätzen. Und Menschen, die Familie haben, auch. Durch flexible Arbeitsplätze wird nicht grundsätzlich verhindert, dass man sich regelmäßig mit den Kollegen trifft, diskutiert und austauscht. Vielleicht wäre es für bzw. gegen die viel beklagten Leerläufeund überflüssigen Meetings hilfreich, wenn nicht ohnehin alle immer im Büro sind und ihre Zeit herumbringen müssen. Auf jeden Fall lassen sich Regelungen finden, die die möglichen Defizite einer solchen Arbeitsweise auffangen.
Neben dem festen Arbeitsplatz in der Firma steht ein zweites Grundprinzip der Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung zur Disposition: die Regelungen zur Arbeitszeit. Es gibt viele Berufe, in denen es darauf ankommt, dass Menschen zu bestimmten Zeiten verfügbar sind. Das ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Aber in vielen Fällen, oft auch nur bei einzelnen Aufgaben, ist es nicht wichtig, dass diese zwischen neun Uhr am Morgen und fünf Uhr am Nachmittag erledigt werden. Sondern dass sie zum richtigen Zeitpunkt erledigt sind. Menschen leben nach unterschiedlichen biologischen Uhren, sie sind zu unterschiedlichen Zeiten in der Lage, viel zu leisten. Wäre es nicht von Vorteil, wenn sie nicht mehr in das enge Korsett fester Arbeitszeiten eingezwängt sind?
Eine weitere Veränderung betrifft die Art und Weise, wie wir arbeiten. Dieses Buch beispielsweise haben zwei Menschen gemeinsam geschrieben. Früher hätten wir uns dafür umständlich Schreibmaschinenseiten hin und her schicken oder uns zusammen vor eine solche setzen müssen. Diese Zeiten sind passé. Wir können uns, dank der digitalen Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen, schnell und problemlos austauschen, Textpassagen zuwerfen. Wir können gemeinsam in Dokumenten arbeiten, an diesen diskutieren und gegebenenfalls Auszüge zum Gegenprüfen schnell anderen Experten zur Verfügung stellen, wenn wir dies möchten (wofür wir uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken!).
Diese Art der Zusammenarbeit, oft »kollaboratives Arbeiten« genannt, ist die dritte Veränderung. Menschen können in der digitalen Welt unabhängig vom Ort auf diesem Planeten, an dem sie sich befinden, einfach zusammenarbeiten, solange keine physischen Güter im Spiel sind. In manchen Firmen gibt es bereits heute eine Arbeitsverteilung, die für »Rund-um-die-Uhr-Produktivität« sorgt: Dadurch, dass irgendwo auf der Welt immer ein Teil der Firma wach und am Arbeiten ist, kann jederzeit an den Produkten weitergearbeitet werden. Zuerst die in Asien oder Australien lebenden Mitarbeiter, gefolgt von den Europäern undAfrikanern, bevor dann die Kollegen in Nord- und Südamerika weitermachen. Ohne digitale Technik und entsprechende Ablaufprozesse wären solche örtlich und zeitlich getrennten, aber dennoch gemeinsamen Arbeiten undenkbar. Dieses Zusammenwirken unabhängig vom Ort, das ist eine neue Qualität. In den letzten Jahren haben sich die technischen Werkzeuge hierfür deutlich verbessert, so dass man sagen kann: Langsam wird es damit ernst – wir werden uns darauf einstellen müssen, dass dies von der Ausnahme zur Regel wird.
Diese Veränderungen machen es unvermeidlich, dass wir uns damit auseinandersetzen, wie wir in Zukunft eigentlich leben und unser Zusammenleben und -arbeiten gestalten wollen. Sie werden schleichend althergebrachte Formen der Arbeitswelt ablösen. Wenn wir nicht wollen, dass dieser Wandel einfach nur passiert, sollten wir versuchen, ihn aktiv zu gestalten.
Die Roboter kommen
Darüber haben schon vor hundert Jahren die Romanautoren spekuliert. Die Entwicklung war nicht ganz so schnell, wie sie es prognostiziert hatten, aber inzwischen sind die Roboter längst da. Die industrielle Produktion wird von ihnen mitbestimmt, diesen mehr oder minder intelligenten Geräten, die nach programmierten Logiken arbeiten. Die berühmten Autofließbandroboter, die keine Fehler und keine Pinkelpausen machen sollen, sind genauso existent wie der Staubsaugerroboter für das traute Heim. Sie sind noch nicht mit der gleichen Eleganz und künstlichen Intelligenz versehen, die sich mancher Schriftsteller schon vor Jahrzehnten ausgemalt hat. Aber es gibt immer mehr von ihnen.
Manche können uns bereits heute kleine, lästige Aufgaben abnehmen, Staubsaugen und Rasenmähen zum Beispiel, und sind sogar fast bezahlbar. Das sind die ersten Vorboten der neuen Haus- und Arbeitsgenossen, die
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