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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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zur Halbzeit von Fußballspielen war immer schon die beste Gelegenheit, den Fernseher weiter-, aber auch einmal den Harn laufen zu lassen. Zeitungen wurden auch früher schon selten von vorne bis hinten gelesen. Allein der Zeitaufwand wäre erheblich. Dennoch scheint die Lust an der Mediennutzung grundsätzlich ja schier unendlich, wenn man einschlägigen Studien Glauben schenken mag.
    So haben angeblich die Deutschen laut einer Studie (Christa Maria Ridder, Bernhard Engel: Massenkommuniktation 2010: Mediennutzung im Intermediavergleich. Media Perspektiven 11   /   2010, Frankfurt a. M.) täglich 187   Minuten Radio gehört. Und das ist gar nicht so viel, denn was machen die Deutschen noch so? Sie schauen fern. Und das machen sie dann weitere 220   Minuten täglich. Und sie sind 83   Minuten am Tag im Internet.Für die Tageszeitung hingegen bleibt nur ein kleiner Teil des täglichen Zeitbudgets der Bundesbürger übrig, aber immerhin auch noch 23   Minuten. Zählt man dies alles zusammen, kommt man auf satte 514   Minuten Mediennutzung pro Bundesbürger über 14   Jahren tagtäglich. Und das nur in der Zeit zwischen 5 und 24   Uhr, denn die dazwischen liegenden Stunden werden in diesen Studien nicht berücksichtigt. 514   Minuten, das sind gute achteinhalb Stunden. Klingt das für Sie unrealistisch? Für uns auch. Vor allem, weil dies Mittelwerte sein sollen. Natürlich gibt es eine Menge Menschen, die beim Arbeiten das Radio oder den Fernseher nebenbei laufen lassen. Aber kann man das überhaupt Mediennutzung nennen? Ist Nutzung nicht etwas Aktives, und der etwa beim Dönerdealer laufende Radiosender in erster Linie ein passives Hintergrundgedudel? Uns ist nicht klar, was dort gemessen wird. Aber dass wir ein Drittel unseres Tages mit Medienkonsum verbringen und davon den Großteil für Radio und Fernsehen verwenden sollen, das wirkt dann doch etwas befremdlich   – selbst im Mittel.
    Was kann man heutzutage überhaupt noch unter den »Medien« verstehen? Das Internet ist als Multimedium ein Allesfresser: Alle klassischen Medienformen können mehr oder minder gleichwertig im Netz stattfinden. Ob Texte, gesprochene Sprache, Musik oder Film: da wird kein Unterschied gemacht   – es sind schlicht Inhalte. Durch das spezifische Charakteristikum des Netzes, dass jeder zugleich Sender wie Empfänger ist oder zumindest potenziell sein kann, hat sich noch mehr verändert. Mit im Vergleich zur Produktion klassischer Medien geringen Mitteln können Menschen Inhalte veröffentlichen und einer beliebig großen Menge anderer Menschen zugänglich machen. Wer im Jahr 1994 erzählt hätte, dass man heute von seinem Mobiltelefon aus Liveübertragungen von einem fast beliebigen Ort aus in die große weite Welt machen könnte, der hätte Unglauben geerntet. Die damals gängigen Mobiltelefone waren groß wie Ziegelsteine und hatten weder Kamera noch Internetzugang. Heute ist das problemlos möglich: Alles, was es dafür braucht, ist ein internetfähiges Mobiltelefon mit einem Internetzugang. Jeder kann also das machen, was früher aufgrund technischer, finanzieller und Know-how-Hürden nur sehr wenigen möglich war.
    Es ist nicht so, dass die alten Leitmedien ihrer Wirkung beraubtsind. Aber durch die neuen technischen Möglichkeiten hat sich die Vielfalt der verfügbaren Informationen ins Unendliche erweitert. Das Spektrum ist viel größer geworden. Jede Ansicht, jede Information kann gefunden werden, sofern sie veröffentlicht ist. Kein Verleger dieser Welt hätte zum Beispiel ein Magazin für netzpolitische Themen aufgelegt, als Markus Beckedahl damit anfing. Aber mit wenig Aufwand stand die Technik, anhand derer er »ins Internet schreiben« konnte.
    Kampagnen
    Mit den Medien lässt sich Öffentlichkeit herstellen. Aufgabe des unabhängigen Journalismus ist es, über das Weltgeschehen zu berichten, insbesondere, wenn etwas schiefläuft. Doch was geschieht, wenn irgendwo auf dieser Welt etwas schiefläuft und kein Journalist darüber berichtet oder berichten kann? Mit dem Internet lässt sich Öffentlichkeit auch für Themen herstellen, die aus verschiedensten Gründen nicht Teil der klassischen Medienberichterstattung werden. Menschen können sich mit relativ geringem Aufwand   – vom eigenen Computer aus   – in die Berichterstattung über den Lauf der Welt einbringen. Insbesondere, wenn etwas schiefläuft. Dafür gibt es bekanntermaßen reichlich Anlässe auf unserem Planeten.
    Menschenrechtsaktivisten wie

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