Die Dilettanten
werde »eine ganze Generation arbeiten« müssen. Das klingt nach der Deppenversion eines Werbespots der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, maßgeschneidert für das vermeintlich unwissende Stimmvieh – und genau das ist es auch.
Aber da in diesem unserem Lande nichts unmöglich ist, könnte uns – wenn es sehr dumm läuft – Peer Steinbrück auch nach den Wahlen als Minister erhalten bleiben.
Michael Glos (CSU), Müller, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie (bis Februar 2009)
Zu dumm, einen Vermerk zu lesen?
Michael Glos, geboren am 14. Dezember 1944 in Brünnau (Unterfranken), ist ein stilechtes Konzernsprachrohr. 1968 besteht er seine Meisterprüfung als Müller und übernimmt den elter-lichen Getreidemühlen- und Landwirtschaftsbetrieb. Seit 1970 ist er in der CSU, von 1972 bis 1993 im Kreistag Kitzingen, von 1975 bis 1993 CSU-Kreisvorsitzender, seit 1993 Vorsitzender des CSU-Bezirksverbandes Unterfranken, seit 1993 im Parteipräsidium. Seit 1976 ist er ununterbrochen mit Direktmandat im Bundestag, von 1981 bis 1987 Vorsitzender des CSU-Arbeitskreises »Finanzen und Haushalt« der CSU-Landesgruppe, von 1987 bis 1990 Finanz- und steuerpolitischer Fraktionssprecher und von 1990 bis 1992 Fraktionsvizechef für den Bereich »Wirtschaft, Verkehr, Mittelstand und Landwirtschaft«. Ab Januar 1993 ist Glos Landesgruppenchef und als solcher ErsterStellvertretender Fraktionschef, von 2005 bis Februar 2009 Bundesminister für Wirtschaft und Technologie.
»Ein Rauhbein unter Ökonomen«, nennt ihn die
Zeit
von Anfang an und fragt schon bei seinem Amtsantritt im November 2005: »Ist der künftige Wirtschaftsminister Michael Glos der richtige Mann, um den Ruf seines Hauses zu retten?« 166
Wäre Michael Glos einer der besten Wirtschaftsexperten unseres Landes, Deutschland wäre – um mit dem legendären Fuß-ballnationaltrainer Berti Vogts zu sprechen – im Export nicht Weltmeister, sondern Waldmeister. Nun ist Müller ein ehrenwerter Beruf, aber das ist OP-Schwester auch. Trotzdem würde man ihr nicht unbedingt das Wirtschaftsressort anvertrauen. »Nicht prinzipienfest, nur einfallslos«, nennt ihn zum Beispiel Daniela Vates in der
Berliner Zeitung
, weil er inmitten der Finanzkrise wie immer Steuersenkungen fordert.
Was Glos kann – vom unreflektierten Wiederkäuen marktradikaler Arbeitgeberplattitüden einmal abgesehen –, das ist die lautstarke Weitergabe von Forderungen einzelner Wirtschaftszweige, und zwar nach Zuruf und dem Prinzip: »Wer zuerst kommt, profitiert zuerst.«
Mal kämpft der »Bundeswitzeminister« (
Stern
) sogar gegen den Koalitionsvertrag und seine Kanzlerin für den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Atomenergie. Dann wieder fordert er umweltschädliche CO 2 -Werte und nennt die EU-Grenzwerte »unannehmbar«. Schließlich gehe es hierbei »nicht um Umweltpolitik«, sondern um »knallharte industriepolitische Interessen«. Dabei bemerkt er eines nicht: Was nutzt den Autokonzernen ein Freibrief zur hemmungslosen Klimaverpestung, wenn selbst die eingefleischtesten Umweltmuffel die Dreckschleudern aus Kostengründen nicht mehr kaufen? Und wenn er in der Haushaltsdebatte des Bundestags im September 2008 auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise gegen die Spekulantenwettert, deren »Gier und Maßlosigkeit« die aktuellen Turbulenzen an den Börsen überhaupt erst ausgelöst hätten, dann würde man ihn gern fragen: Wie sähe denn in einer freien Marktwirtschaft »maßvolles Profitstreben« aus, und was ist von einer Weltwirtschaft zu halten, die von Appellen an ihre Zerstörer abhängig ist? Und nach seiner Rolle als Verwaltungsratschef der Kreditanstalt für Wiederaufbau beim Milliardendesaster der IKB-Bank möchte man ihn schon gar nicht mehr fragen: Der Mann weiß es ja wirklich nicht besser, und vielleicht meint er es ja sogar gut. Selbst die wirklich nicht unionsfeindliche
Welt
schreibt da nichts mehr schön: »Die Menschen rieben sich die Augen, als sie am Sonntag vergangener Woche Michael Glos im Fernsehen bei Anne Will erlebten. Als die Moderatorin den Bundeswirtschaftsminister nach den Folgen der Finanzkrise fragte, sah der nicht gut aus. Glos’ Auftritt offenbarte, wie wenig er von den Ereignissen versteht.« 167
Und je weniger, desto nassforscher tritt er auf. So kanzelt er den Vorschlag von Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy zur Teilverstaatlichung wichtiger EU-Industrien nur vier Tage nach Verabschiedung des Bankenhilfspakets mit den Worten ab: »Das
Weitere Kostenlose Bücher