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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Silbernetz aus der Truhe. Sie band ihr Haar auf und verstaute es in dem Netz. Als sie fertig war, trat sie zwei Schritte auf ihn zu und knickste. Der Domherr schluckte und starrte sie aus großen Augen an. Dann schüttelte er unwillig den Kopf, so als müsse er einen unangenehmen Gedanken vertreiben. »Sehr schön. Das wäre vorläufig alles.«
    Elisabeth blieb stehen. »Ich wollte...«
    »Du brauchst mir nicht zu danken. Geh in dein Zimmer. Ich habe noch zu tun.«
    Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Ich wollte Euch gar nicht danken. Ich meine, das natürlich auch, aber ich möchte Euch um noch einen Gefallen bitten.«
    »So?« Wieder dieser strenge, unergründliche Blick, der ihr eisige Schauder über den Rücken jagte. Am liebsten wäre sie wie ein kleines Mädchen davongelaufen,
    doch sie unterdrückte die Nervosität und krallte ihre Finger in den roten Stoff.
    »Was kann ich denn noch für dich tun?«
    »Es ist so schrecklich eintönig, den ganzen Tag in der Kammer zu verbringen. Ich arbeite gern für alles, was Ihr mir Gutes tut! Ich möchte mich nicht nur in Eure Schuld begeben. Sagt mir, wo ich zur Hand gehen kann.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Bitte! Dann lasst mich wenigstens in Büchern lesen oder Handarbeiten verrichten - und ab und zu die Sonne sehen.«
    »Wäre das dann alles?« Wieder dieser leicht spöttische Ton.
    »Ja, das wäre alles.« Sie knickste tief.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, und nun geh bitte wieder auf dein Zimmer!«
    Mehr blieb nicht zu sagen. Also nahm Elisabeth die restlichen Kleider aus der Truhe und verließ das Gemach des Domherrn. Fritz Hase erwartete sie vor der Tür und führte sie zu ihrer Kammer zurück.
    Der Domherr ließ ihr nicht nur Bücher geben, auch einen Stickrahmen und farbige Seidengarne brachte ihr der krummbeinige Diener in ihre Kammer. Elisabeth machte sich an die Arbeit. Sie ging ihr leicht von der Hand. Offensichtlich war sie darin geübt, auch wenn ihr die Stickerei keine Freude bereitete. Die Lektüre dagegen verschlang sie geradezu und bat bald darauf um neue Bücher. Ab und zu ging sie in den Hof hinunter und sah den Mägden und Knechten bei ihrer Arbeit zu, doch nie ging sie weiter als bis zum Tor, den Wunsch - oder den Befehl - des Domherrn respektierend. Ab und zu sprach Hans von Grumbach mit ihr. Meist wollte er mehr von ihrem Leben im Frauenhaus hören - und von ihrer Vergangenheit. Doch sie blieb dabei, dass sie sich an nichts erinnerte. Was gingen ihn ihre sehnsuchtsvollen Träume von einem jungen Ritter an? Und vielleicht waren sie ja nichts anderes als nur Träume.
    Rede dir nichts ein! Du weißt, dass es ihn gibt und dass dies Erinnerungen sind! Du hast ihn getroffen und seine Stimme erkannt.
    Und ich habe die Chance vertan, dachte sie traurig. Nun in ihren wohlanständigen Kleidern hätte sie es wagen können, ihn anzusprechen.
    Ach ja? Bist du jetzt keine Dirne mehr, nur weil deinen Rock kein gelber Saum mehr ziert? Meinst du, du kannst den Schmutz einfach so in einer Wanne heißen Wassers abwaschen?
    Es gelang ihr nicht, die gehässige Stimme in ihr zum Schweigen zu bringen. Wenn sie nur einen Menschen zum Reden an ihrer Seite hätte! Das Leben im Haus des Domherrn war gut, warm, satt und sicher, und dennoch breitete sich eine kalte Leere in ihr aus. Sie vermisste Jeanne und Gret und die anderen Frauen, ja selbst Marthes scharfe Zunge und die barschen Befehle der Meisterin. Wäre sie sogar bereit, ins Frauenhaus zurückzukehren und wieder für Else zu arbeiten?
    Die Frage stellt sich nicht!, wies sie sich selbst zurecht. Sie hat dich weggeschick t! Hast du das schon vergessen?
    Nein! Wie könnte sie.
    »In so grüblerischer Stimmung? Bist du denn nicht zufrieden?«
    Elisabeth erschrak. Sie hatte Hans von Grumbach gar nicht kommen hören. Nun trat er über den sonnigen Hof auf sie zu.
    »Doch, schon, es ist nur...« Sie verstummte. Wie konnte der Domherr ihre widerstreitenden Gefühle und Sehnsüchte verstehen?
    Ein energisches Pochen erklang. Einer der Knechte ließ die Axt und den Holzscheit, die er gerade in Händen gehalten hatte, fallen und eilte zum Tor, um es zu öffnen. »Oh!«, stieß Elisabeth aus, als sie den Besucher erkannte. Der Dompropst Anthoni von Rotenhan und zwei weitere Domherren, die Elisabeth nicht kannte, traten in den Hof. Der Hausherr ging auf sie zu, um sie zu begrüßen, doch der Propst starrte nur Elisabeth an. Dann wanderte sein Blick zu Hans von Grumbach.
    »Ich kenne sie! Ist das nicht das Mädchen

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