Die Dirne und der Bischof
meiner Studien nie etwas daraus gemacht. Aber für ein Mädchen? - Natürlich hast du deinen Kopf durchgesetzt. Wie immer. Er war einfach zu vernarrt in dich. Und er hat sich nie gescheut, für die, die ihm wichtig sind, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen und große Geldsummen auszugeben.« Die letzten Worte sagte er mit Bitterkeit.
»Und darunter müssen seine Bürger in Würzburg und alle Menschen im ganzen Bistum leiden«, ergänzte Elisabeth.
»Ja, so ist es. Und deshalb werden wir uns das nicht länger gefallen lassen!«, stieß er leidenschaftlich hervor.
»Wir? Wer ist wir?«
»Das Domkapitel, die anderen Stifte in Würzburg, der Rat und die Bürgerschaft, die anderen Landstädte und Gemeinden und die Junker, bei denen der Bischof hoch verschuldet ist und die inzwischen ebenfalls jede Geduld mit ihm verloren haben. Wir haben einen Bund geschlossen.«
Ein ungutes Gefühl stieg in Elisabeth auf. Das alles kam ihr bekannt vor. Und wie hatte es geendet? »Er wird das nicht so einfach hinnehmen«, sagte sie.
»Ihm bleibt gar keine Wahl!«
Elisabeth stemmte die Hände in die Hüften. »So? Und wie ist es das letzte Mal gelaufen, als der Rat und das Kapitel ihm den Gehorsam aufgekündigt haben? Seine Gläubiger haben die Stadt bedroht und belagert! Ihnen war es egal, wer die Zeche bezahlt, Hauptsache, sie bekommen ihre Gulden. Die Bürger mussten zittern vor Angst. Und dann hat er auch noch die Abgesandten, die er selbst zu Verhandlungen auf die Burg gebeten hatte, in den Turm geworfen, um den Druck noch weiter zu erhöhen.« Tränen standen ihr in den Augen. Elisabeth sagte »er«, denn sie brachte es nicht über sich, ihn »mein Vater« zu nennen. »Ratsherr Maintaler hat er gar über Monate im Verlies der Warte festgehalten - einfach so. Ohne einen Grund!« Sie brach ab, als sie das wachsende Erstaunen in seinen Zügen sah.
»Du weißt gut Bescheid. Ich hätte nicht gedacht, dass die Nachrichten aus Würzburg so ungehindert durch die Klostermauern dringen.«
Elisabeth wandte den Blick ab und sagte nichts. Es war gar nicht so einfach, eine Lüge aufrechtzuhalten. Sie musste vorsichtiger mit dem sein, was sie sagte, wollte sie das Versprechen, das sie ihrem Vater in der Nacht gegeben hatte, nicht schon am heutigen Tag brechen.
Sie spazierten langsam zum Tor zurück. »Ich muss dich nun leider verlassen. Ich sollte nicht zu spät kommen. Der Propst hat eine außerordentliche Versammlung des Kapitels einberufen. Ein päpstlicher Legat ist angekommen, der uns anscheinend in unserer Sache Unterstützung bringt.«
Eine Welle von Übelkeit schwappte durch ihren Körper. Elisabeth hatte das dumpfe Gefühl, dass ihr der Legat aus Rom nicht unbekannt war. Sie konnte nur hoffen, dass sie ihm nicht noch einmal begegnete - und wenn doch, dass er sie nicht als seine Bettgenossin wiedererkennen würde!
»Gut, dann wünsche ich euch Erfolg bei euren Verhandlungen«, sagte sie und reichte ihm zum Abschied beide Hände.
Albrecht von Wertheim machte ein ernstes Gesicht. »Ja, das wünsche ich uns auch. Aber weißt du, was es für dich bedeutet, wenn wir wirklich Erfolg haben?«
»Sage es mir!«
»Du wirst dich entscheiden müssen zwischen deinem Vater und - ja, und dem, was wir für das Bistum Würzburg und all seine Bewohner für gut und richtig halten.«
»Was habt ihr vor? Wollt ihr ihn ermorden lassen und mich gleich mit dazu, wenn ich mich an seine Seite stelle?«, fragte sie mit einem nervösen Auflachen. Die Worte rührten an etwas, das noch immer tief in der Finsternis vor ihrem Bewusstsein verborgen schlummerte.
»Unsinn! Natürlich nicht!«, wehrte der junge Mann empört ab. »Wir sind die Vertreter des Rechts und wollen, dass Recht und Ordnung wieder in Würzburg Einzug halten. Ein Mord würde uns ins Unrecht setzen.«
»Schön. Da sind wir ja gleicher Meinung«, sagte sie spitz.
Er legte ihr die Hände auf die Oberarme und sah sie eindringlich an. »Elisabeth, hier geht es um eine große Sache, die nicht nur sein Leben grundlegend ändern wird. Er wird seine Macht verlieren und seinen Einfluss. Dann kann er seine schützende Hand nicht mehr über seine Verwandtschaft und Freunde halten, über seine Mätressen und ihre Kinder - und auch nicht mehr über dich! Es wird kein Geld mehr für euch da sein. Kein Platz auf einer Bischofsburg. Das musst du dir klarmachen.«
Sie kniff die Augen ein wenig zusammen und sah ihn kampflustig an. »Und was rätst du mir? Soll ich zum Schwert greifen und gemeinsam
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