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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sich schon wieder an ihn und warf Elisabeth herausfordernde Blicke zu. Wenn das so weiterging, würde ein Machtkampf zwischen den beiden Frauen nicht zu vermeiden sein. Vielleicht sollte sie gleich beginnen, die Grenzen aufzuzeigen. Elisabeth trat zu ihnen.
    »Nun, mein Kind?«, fragte der Bischof freundlich und lächelte sie an. »Zu schade, dass du nicht mit auf die Jagd geritten bist. Das hast du doch früher immer getan, und du warst eine couragierte Reiterin!«
    Elisabeth ging nicht auf seine Worte ein. Stattdessen bat sie ihn um eine Unterredung unter vier Augen. Wie erwartet begann die Schwarzhaarige zu quengeln. Sie drängte sich noch dichter an den Bischof und umschlang ihn wie eine Efeupflanze einen Baumstamm.
    »Wollten wir uns nicht in Eure Gemächer zurückziehen? Gespräche, immer nur Gespräche! Hat das nicht Zeit bis morgen?« Der säuselnde Ton ließ Elisabeth die Fäuste ballen.
    Bist du vielleicht eifersüchtig? Dass sie die Aufmerksamkeit bekommt, die du gerne von ihm hättest?
    Unsinn! Außerdem ist diese Art von Aufmerk samk eit das Letzte, was ich mir wünsche!
    »Geradina, mein schwarzes Lämmlein, nun hör auf zu schmollen.« Er tätschelte ihr den Hintern. Elisabeth dachte, ihr müsse schlecht werden, ihren Vater so reden zu hören.
    »Meine Tochter möchte etwas mit mir bereden, und wenn sie das sofort tun möchte, dann nehme ich mir auch die Zeit. Und nun marsch ins Bett. Ich möchte dich dort nachher in den warmen Daunen vorfinden, wenn ich mich zur Ruhe lege. Meine Schultern und meine Beine schmerzen noch von dem schnellen Ritt am Nachmittag, und irgendetwas stimmt mit meinem Hals nicht. Du musst dich um mich kümmern und mir Linderung verschaffen!«
    Elisabeth sah, wie es in Geradina arbeitete. Sollte sie sich weiter störrisch zeigen und auf ihre Stellung pochen? Oder sollte sie dem Bischof beweisen, dass sie ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen und ihm keinesfalls Scherereien bereiten würde oder ihn mit ernsten Gesprächen zu später Stunde langweilen wie seine Tochter? Geradina entschied sich für die zweite Möglichkeit. Sie blinzelte verführerisch und strich ihr langes Haar zurück.
    »Aber sicher, mein lieber Herr und Meister. Ich werde immer für Euch da sein und Euch Erleichterung für alle Eure Beschwerden verschaffen.«
    Sie warf Elisabeth einen Blick zu und lächelte kalt. Dem Bischof schienen ihre Worte peinlich zu sein, denn er wehrte hastig ab.
    »Schon gut, schon gut, wir sehen uns dann später. Nun aber fort mit dir!«
    Er wirkte fast erleichtert, als sich Geradina mit wiegenden Hüften entfernt hatte.
    »Manches Mal empfinde ich sie als ein wenig anstrengend«, sagte der Bischof mehr zu sich, und Elisabeth verzichtete darauf, ihre Meinung zu seiner Mätresse kundzutun.
    Sie folgte ihm in den gemütlichen Raum, in dem sie auch das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte. Der Bischof lehnte sich in einem rotsamtenen Ruhebett zurück, streifte seine Schuhe ab und streckte seine in Seidenstrümpfen steckenden Füße der Glut im Kamin entgegen. Obwohl der Frühling bereits in den Sommer überzugehen begann, ließ der Bischof in seinen privaten Gemächern am Abend noch alle Feuerstellen bestücken.
    »Nun, meine Tochter, was kann ich für dich tun?«
    Obwohl Elisabeth zu dem Gespräch gedrängt hatte, wusste sie nun nicht, wie sie beginnen sollte. Welche Worte würden die richtigen sein? Gab es überhaupt die richtigen Worte, um das auszudrücken, was sie ihm sagen wollte?
    »Ich bin in Sorge«, sagte sie schließlich. »Die Bürger in der Stadt und die Herren des Kapitels sind erzürnt.«
    Johann von Brunn machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das sind sie schon seit meiner Wahl zum Bischof. Ich, ein Elsässer, habe den Thron eingenommen. Dabei hat jede Partei versucht, ihren Kandidaten auf den Bischofsstuhl zu hieven. Es kam zum Patt, das nur gelöst werden konnte, indem sie einen ›Ausländer‹ wählten. Sie dachten, ich komme aus einer wenig bedeutenden Familie und habe hier keine Unterstützung, daher bliebe mir nichts anderes übrig, als nach ihrer Pfeife zu tanzen. Sie haben sich getäuscht! Und so zür nen sie mir, seit sie bemerkt haben, dass ich nicht von ihrer Gnade lebe. Das ist nichts, worüber du dir Sorgen machen solltest.«
    Elisabeth überlegte. »Das mag so gewesen sein, das will ich nicht bestreiten. Dennoch ist das nicht der alleinige Grund, weshalb das Kapitel Euch so feindlich gesinnt ist. Und vor allem die Bürger! Sie sind am Parteiengezänk nicht

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