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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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herrschaftliche Küche. Ich würde gerne in der Küche der Burg arbeiten, wenn das möglich ist.«
    »Ich denke, das wird gehen. Ich freue mich so, dass auch du mit mir kommst.«
    Gret erhob sich, ging zu ihrem Lager und raffte die wenigen Dinge zusammen, die sie ihr Eigen nannte. Mit einem kleinen Bündel trat sie an den Tisch zurück. »Ich bin fertig. Von mir aus können wir gehen.«
    »Halt, halt, so schnell geht das nicht. Noch habe ich dich nicht aus meinen Diensten entlassen«, warf die Wirtin ein. Ihre Stimme klang ungewöhnlich schrill.
    »Dann bitte ich dich, die Schuldblätter von Gret und Jeanne zu holen, damit wir das erledigen können«, sagte Elisabeth.
    Else Eberlin blickte Hilfe suchend zu Meister Thürner, doch der hob nur die Schultern. »Wenn Lisa die Schulden bezahlt, kannst du die beiden nicht halten.«
    »Ach ja? Und was ist mit ihrer Vergangenheit? Ihrem sündigen und unehrlichen Leben in dieser Stadt? Kann man das so einfach auslöschen und anständige Mägde aus ihnen machen? Ist das recht?«
    »Nein, das ist es eigentlich nicht«, gab der Henker mit sichtlichem Unbehagen zu. »Aber wenn Lisa ihnen einen guten Leumund gibt und sich für ihre Ehrlichkeit verbürgt, willst du, Else Eberlin, dann zu ihrer Anklägerin werden und sie der Unehrlichkeit bezichtigen? Ich werde es jedenfalls nicht tun! Ich halte meine Augen und Ohren in diesem Fall geschlossen, es sei denn, jemand zwingt mich, den Fall zur Kenntnis zu nehmen.«
    Elisabeth lächelte den Henker an. »Danke, Meister Thürner. Das ist sehr großherzig von Euch.«
    »Es ist großherzig von dir«, gab er zurück. »Ich hoffe, du bist dir im Klaren, dass so etwas auch für dich Schwierigkeiten bedeuten könnte.«
    Elisabeth nickte. »Ich bin bereit, die Gefahr auf mich zu nehmen. Auch mein eigenes Geheimnis kann mich jederzeit in den Schmutz zurückwerfen. Warum dann nicht für die, die mir am Herzen liegen, etwas wagen?«
    Der Henker erhob sich. »Dann gehe ich jetzt und gebe dir die besten Wünsche mit auf den Weg. Möge der Herr ihn segnen.«
    »Danke, Meister Thürner«, sagte Elisabeth bewegt.
    Unter der Tür traf er mit der Wirtin zusammen, die mit den beiden Schuldbögen zurückkehrte. Sie schob sie zu Elisabeth hinüber. Diese kniff die Augen ein wenig zusammen und ließ den Blick die Zahlenreihen entlangwandern.
    »Hier hast du dich verrechnet -und dort auch. Kannst du mir Feder und Tinte geben?«
    Else Eberlin zog eine Miene, als habe sie auf eine Zaunrübe gebissen, holte aber das Gewünschte. Flink rechnete Elisabeth die Listen nach und schrieb dann schwungvoll das Ergebnis darunter. Bei beiden Frauen hatte sich Else mehrfach zu ihren Gunsten verrechnet. Ob die Aufstellung ansonsten korrekt war und die Frauen die aufgeführten Kleidungsstücke und anderen Kleinigkeiten wirklich erhalten hatten, konnte Elisabeth nicht sagen, und es war ihr auch gleichgültig. Die Gesamtsumme war weit niedriger als die Anzahl der Gulden in ihrem Beutel. Elisabeth zählte fünf Goldstücke auf den Tisch.
    »Das ist mehr als genug, um Jeanne und Gret auszulösen.« Sie sah das gierige Funkeln in Elses Augen, als sie nach dem Geld griff.
    »Ist gut. Dennoch ist es nicht richtig von dir, mir meine Frauen abspenstig zu machen«, sagte die Meisterin barsch.
    Jeanne sprang auf, packte rasch auch ihr Bündel und stellte sich neben Gret. Ihre Wangen glühten vor Aufregung.
    »Ich bin bereit«, sagte sie. Anne, Mara und Ester umarmten die beiden herzlich. Marthe prophezeite ihnen, dass sie sich als Mägde nur krumme Rücken holen würden, reichte ihnen aber zum Abschied die Hand. Elisabeth gesellte sich zu ihnen. »Gehen wir?«
    »Es war ein unglücklicher Tag für mich, an dem die Männer deinen reglosen Körper hierher gebracht haben«, sagte die Meisterin.
    »Es war auch nicht mein bester Tag«, entgegnete Elisabeth.
    Die beiden Frauen starrten einander an, ohne dass eine bereit gewesen wäre, den Blick zu senken. Plötzlich teilte ein Lächeln die dünnen Lippen der Frauenhauswirtin. »Ja, das kann ich mir denken. Aber du hast deine zweite Chance bekommen.«
    »Und ich meine, dass jeder eine verdient«, ergänzte Elisabeth.
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, brummte die Meisterin, doch es klang nicht mehr verärgert. Sie trat zu Gret und Jeanne und legte ihnen ihre Hände auf die Schultern.
    »Möge die heilige Jungfrau auf euch herabsehen und euren neuen Weg behüten, auf dass ihr diesen Schritt nie bereuen müsst.«
    »Das wünschen wir uns auch«, stimmte

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