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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zu übersehen.« Sie wischte Jeanne die Tränen aus dem Gesicht und ließ nach der ältesten der Waschfrauen schicken, die hier auf der Burg arbeitete, seit Elisabeth zurückdenken konnte. Sie gab Jeanne in ihre Obhut und bat sie, ihre Erfahrung mit der jungen Frau aus Frankreich zu teilen.
    »Aber gern, Jungfrau Elisabeth«, sagte die Alte und nickte Jeanne aufmunternd zu, die noch immer vom Weinen verquollene Augen hatte. Elisabeth zuckte bei dieser Anrede noch immer ein wenig zusammen, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen. Für Jeanne schien der Wandel ihrer Freundin von der Dirne zur Tochter des Bischofs ganz natürlich.
    »Ich wusste immer, dass du nicht so bist wie wir«, sagte sie schlicht.
    Nun folgte sie der alten Magd zur Tür. Dort drehte sich die Waschfrau noch einmal um.
    »Es ist gut, dass Ihr wieder da seid. Es geht mich ja nichts an, aber die Sitten hier werden immer schlimmer. Es ist wie ein Strudel, der uns zu verschlingen droht. Seht Euch nur das Weib an, das sich wie die Herrin der Burg aufführt! Haare, schwarz wie der Teufel, und ich wette, ihre Seele ist genauso dunkel.«
    Elisabeth öffnete den Mund, doch die Alte wehrte ab.
    »Ich bin ja schon ruhig. Ich weiß, so soll ich nicht über die Herrschaften sprechen, aber in meinen Augen gehört die gewiss nicht dazu! Jedenfalls würde ich deren Magd nicht unter meine Fittiche nehmen!« Mit schweren Schritten stapfte sie hinaus und ließ eine nachdenkliche Elisabeth zurück.
    An manchen Abenden, wenn Elisabeth sich frühzeitig von dem üblichen abendlichen Bankett davonmachen konnte, traf sie sich mit Jeanne und Gret im Vorhof. Von Weitem sahen sie den Wächtern zu, die gerade frei hatten, wie sie um kleine Feuer herumsaßen und ihre Wein- oder Metbecher kreisen ließen. Aus den weit geöffneten Stalltüren erklang das Schnauben und Wiehern der Pferde. Die drei Frauen spazierten ein wenig umher und unterhielten sich leise. Das war für Elisabeth die schönste Zeit des Tages, und sie war froh und dankbar, diese beiden Freundinnen an ihrer Seite zu wissen. Denn nicht alle Menschen auf der Festung waren ihr wohlgesinnt.
    Als Jeanne und Gret gerade vier Tage auf der Festung waren, trafen sie auf die beiden jungen Ritter Seitz von Kere und Bernhard von Seckendorf, als die beiden Frauen mit Elisabeth über den Hof schlenderten.
    Die Ritter blieben kurz stehen, begrüßten Elisabeth, ignorierten jedoch die Mägde in ihrem Gefolge. Als sie weitergingen, blieb Jeanne stehen und sah ihnen nach.
    »Er ist so schön, der junge Ritter von Seckendorf. Er ist mir gleich am ersten Tag aufgefallen.«
    »Schön?«, griff Gret ihre Worte auf. »Mag sein, aber genauso widerlich wie der von Kere.«
    Elisabeth sah sie überrascht an. »Warum sagst du das? Ist er dir irgendwie zu nahe getreten?«
    Gret schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich mag es nicht, wie sie überall herumschnüffeln. Sie kommen in die Küche, inspizieren und probieren die Speisen des Bischofs und spielen sich groß auf.«
    »Ich glaube, der Herr Bischof vertraut ihnen«, sagte Jeanne. »Wenn ich ihn sehe, sind sie immer in seiner Nähe.«
    »Ja, er hat sie zu seinen ›wachenden Engeln‹ ernannt, wie er es nennt«, stimmte Elisabeth zu.
    »Was ist das?«, wollte Jeanne wissen.
    »Er sucht immer zwei seiner Ritter aus, deren Aufgabe es dann ist, für ein Jahr über ihn zu wachen. Es ist eine Ehre, und er bestimmt immer diejenigen, die sich ihm besonders ehrerbietig oder nützlich gezeigt haben. Meist sind es Söhne verbündeter Grafen oder Freiherren, die hier auf der Festung als Ritter dienen. Im vergangenen Jahr waren es die Junkersöhne Hans von Henneberg und Georg von Castell.«
    »Und dann müssen sie Tag und Nacht in seiner Nähe sein, um sein Leben zu schützen, und sogar seine Speisen vorkosten?«, fragte Jeanne ungläubig.
    Elisabeth nickte.
    »Ist ja gut und schön, wenn der Bischof den beiden vertraut«, sagte Gret. »Ich jedenfalls halte nicht viel von ihnen, und sollte einer der beiden mir zu nahe kommen, wüsste ich mich wohl zu wehren.« Sie zog ein langes Küchenmesser zwischen den Falten ihres Rockes hervor.
    Jeanne sah sie mit großen Augen an. »Meinst du, das brauchst du hier auf der Bischofsburg? Du scheinst zu vergessen, dass wir nicht mehr im Haus der Eselswirtin sind.«
    »Oh nein, wie könnte ich das vergessen. Gerade deshalb kann es nicht schaden! Ich habe Augen und Ohren im Kopf. Es liegt eine seltsame Spannung in der Luft; bald wird es ein heftiges Gewitter

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