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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Maximilian.«
    »Sobald ich die Gewissheit habe, dass Vikar Weisen tatsächlich die Gelder der Kirche in die eigene Tasche wandern und die Kranken absichtlich sterben lässt, versuche ich, euch hier rauszuholen. Doch ich muss wissen, was er mit dem Geld vorhat.«
    Elisabeth fasste die Schale fester, tunkte zwei Finger in den Brei und begann zu essen. »Dann kann es bereits zu spät sein, wenn das, was du sagst, stimmt.«
    »Es tut mir leid, aber ich kann niemanden einfach so ans Messer liefern, der mir die Kraft gegeben hat, zu überleben. Solltest du oder Schwester Agathe falsch liegen, kann das den ganzen Niederrhein mit in den Abgrund reißen. Bedenke die Abmachung zwischen ihm und Major von Rosen. Wenn dieser Handel nicht mehr gilt, würden unzählige Unschuldige sterben.«
    Stille senkte sich über die Zelle herab. Einzig das Herumstochern von Elisabeths Fingern im Brei gab ein schmatzendes Geräusch von sich.
    »Ich verstehe«, sagte sie mit Enttäuschung in der Stimme.
    »Außerdem kann ich nur noch zu den Essenszeiten hier sein«, sagte Maximilian und blickte zu Boden. »Ich muss den Schlüssel für die Zellen bei Doktor Sylar abgeben. Aber ich verspreche dir, ich werde so oft es geht hier sein und ein Auge auf euch haben.«
    »Wie du meinst.« Ihre Stimme war dünn, gleichgültig. »Maximilian?«
    Er blickte auf.
    »Versuch es zumindest. Für Lorenz.«
    Mit gesenktem Kopf verließ er die Zelle.

Kapitel 15
- Eine stille Bitte -

    Direkt am nächsten Tag hatte Maximilian einen Beutel mit Talern erhalten. In einem unbeobachteten Moment hatte Schwester Agathe ihm das kleine Bündel zugesteckt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie in ihm sah, doch anscheinend vertraute sie ihm ausreichend, um diese letzte Möglichkeit, das Böse vom Kloster abzuwenden, zu ergreifen. Zumindest waren das ihre Worte.
    Sein Plan war riskant. Es gab unendlich viele Gründe, warum er nicht gelingen könnte. Mehrmals war Maximilian diese in der Nacht durchgegangen. Egal, wie sehr er seinen Verstand auch bemühte, es gab keine andere Möglichkeit.
    Bei Tagesanbruch machte er sich auf, um zusätzliche Nahrung zu holen. Zwar wurde das Kloster von einem Karren beliefert, aber für die unzähligen Menschen, die in der Krankenstube verweilten, musste einiges mehr herangeschafft werden. Normalerweise brauchte er etwa vier Stunden, um alle Bauern und Vikar Weisens Handelspartner zu besuchen und schließlich mit dem schwer bepackten Handkarren zum Kloster zurückzukehren. Zumindest, wenn er gemütlich ging. An diesem Morgen hetzte Maximilian über die niederrheinischen Felder. Die Folgen des Krieges waren überall zu spüren, und es wurde immer schwieriger, Nahrung zu besorgen. Die Armeen mussten sich dort ernähren, wo sie marschierten und kämpften. Leider lagerten die Heere öfter, als dass sie weiterzogen. Den betroffenen Landstrichen blieb nichts anderes übrig, als die geforderten Mengen zu liefern, soweit sie das konnten. Die Anwesenheit eines 40.000-Mann-Heeres wirkte verwüstend. Hunderte Zentner Brot und Fleisch sowie Tausende Fässer Bier pro Tag waren aus keiner Region zu pressen. Den armen Bauern blühten Gewalt und Tod. Gegen die Übermacht hatten sie keine Chance. Oft hatte Vikar Weisen Maximilian vom schrecklichen ›Schwedentrunk‹ berichtet, der angewendet wurde, wenn ein Bauer nicht spurte. Bei dieser Pein wurde dem Opfer eine stinkende Brühe aus Fäkalien eingetrichtert, die alles verätzte. Noch qualvoller wurde die Folter, wenn die Soldaten auf den Bäuchen der Opfer herumtrampelten. Maximilian wusste um die Gefahr und den Argwohn der Bauern. Auch wollte er keinem Soldaten über den Weg laufen, was seinen Plan zu einem fast unmöglichen Unterfangen machte. Trotz aller widrigen Umstände – er musste es einfach versuchen. Die grausigen Gedanken konnten seine Beine nicht lähmen, im Gegenteil, er schoss über die Felder. Immerhin musste er in wenigen Stunden zurück im Kloster sein. Es gab unendlich viel zu tun und er hatte so wenig Zeit.
    Er war völlig außer Atem, als er endlich Crefeld erreichte. Das Erscheinungsbild der Stadt hatte sich geändert, auch hier war der Krieg nicht spurlos vorübergegangen. Sein Weg führte ihn durch enge Straßen und verwinkelte Gassen, dabei hatte er keine Zeit, sich die Stadt näher anzusehen. Als er Schwester Agathe von seinem Plan berichtet hatte, hatte sie ihn erst argwöhnisch angesehen, ihm schließlich aber eine passende Beschreibung gegeben. Endlich erreichte er sein

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