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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Schwester.«
    Ihre Augenbrauen schnellten nach oben. »Geld? Wofür? Damit du dich mit deiner Hure davonmachen kannst?«
    »Nein, aber ich muss die Wahrheit herausfinden. Es ist die einzige Möglichkeit. Solltet Ihr recht haben, werdet Ihr sowieso keine Münzen mehr benötigen.«
    »Nonnen besitzen kein Geld, aber ich werde sehen, was sich machen lässt.«
    »Habt Dank, Schwester Agathe.«
    Sie lachte auf. »Nun geh, Junge, und liefere mich deinem Herrn aus.«
    Hastig öffnete er die Tür, hielt in der Bewegung inne und drehte sich noch einmal zu der Nonne um, die mittlerweile gedankenversunken aus dem Fester starrte. »Vielleicht ist nicht alle Hoffnung vergebens, Schwester Agathe.«
    Sie drehte sich zu Maximilian um. »Wenn der Allmächtige mir ein Wunder schenken würde, ich wäre bereit, es anzunehmen. Genau, wie ich für den Tod bereit bin.«
    Mit einen Nicken schloss Maximilian die Tür und spurtete die Treppe hinunter. Gerade rechtzeitig erreichte er die unteren Gänge. Aus den Augenwinkeln bemerkte er einige Nonnen, die ihr Gebet beendet hatten und sich auf den Weg in die Schlafräume machten.
    Dieses Gespräch hatte weit mehr als einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen. Unsicherheit vermischte sich mit Angst, als er an die Tür der Schreibstube des Vikars klopfte. Weisen erwartete ihn bereits.
    »Du bist spät«, wunderte sich der Vikar, während er Dokumente sortierte.
    »Verzeiht, Herr, ich habe verschlafen.«
    »Gut, auch das kann einmal passieren. Wir sind alle Menschen. Wie ist deine gestrige Arbeit in der Krankenstube verlaufen? Doktor Sylar war eben hier und hat sich freudig über dein Werk geäußert.«
    Maximilian rang sich ein Lächeln ab, als er sich auf der Holzbank niederließ. »Vielen Dank. Genau darüber wollte ich mit Euch reden, wenn Ihr erlaubt.«
    Interessiert sah der Vikar auf. »Nur los, junger Schmied.«
    »Diese Frauen in den Kerkern, was passiert mit ihnen?«
    Vikar Weisen verschränkte die Hände, legte sie auf seinen Hinterkopf und ließ sich in die Lehne zurückfallen. »Nun, die Huren in unserer Obhut werden natürlich von Doktor Sylar behandelt. Und so Gott will, werden sie irgendwann gesund.«
    »Und dann werden sie entlassen?«
    Der Vikar nahm einen Federkiel, tunkte ihn in Tinte und schreib etwas in eines seiner wertvollen Notizbücher. »Nein, sie dürfen den Rest ihres Lebens in unserer Obhut verbringen. Das war die Übereinkunft mit Major von Rosen.«
    »Und die anderen Patienten werden gesund gepflegt, dabei spielt es keine Rolle, wie lange es dauert, oder?«
    Erneut blickte der Vikar auf, seine Stimme klang beinahe ein wenig entrüstet. »Aber natürlich. Sie werden gepflegt, bis sie vollends genesen sind. Dann dürfen sie die Abtei mit Gottes Segen verlassen.«
    »Und den Frauen passiert wirklich nichts?«, vergewisserte er sich.
    Ein herausforderndes Lächeln umspielte seine Lippen. »Wieso, gefällt dir eine der Huren ganz besonders? Möchtest du mit ihr vielleicht ein wenig mehr Zeit allein verbringen? Vielleicht mit der blonden Schönheit in der letzten Zelle?« Das Grinsen des Vikars wurde breiter.
    »Herr, wieso sollte ich … Woher wisst Ihr?«
    »Rolf, ich meine Doktor Sylar, hat mir erzählt, dass du nach dem Besuch bei ihr aufgewühlt wirktest«, erklärte der Vikar. »Außerdem berichtete Sylar mir, dass sie weder in Ketten war noch einen Knebel trug. Du siehst, ich erfahre derlei Dinge.«
    Auch wenn der Arzt fahrig wirkte, er schien ein hervorragender Beobachter zu sein und ein loyaler Freund des Vikars. Maximilian nahm sich vor, Sylar ab jetzt mit einer gewissen Vorsicht zu begegnen. Er durfte den Vikar nicht wissen lassen, dass er Elisabeth kannte. Mit gespielter Belanglosigkeit zuckte er mit den Schultern.
    »Sie ist eine Hure wie jede andere. Dies hat nichts zu bedeuten.«
    »Gut, gut. Dann kannst du ja jetzt deine Arbeit in der Krankenstube aufnehmen.«
    »Da ist eine weitere Frage, die ich mir stelle.«
    Der Vikar streckte zwei Finger aus und kreiste mit der Hand, um ihm zu bedeuten, seine Zweifel zu formulieren. »Nur zu, mein Freund.«
    »Wenn wir so viele Kranke beherbergen und sie gesund pflegen, müsste es um unsere Situation doch besser bestellt sein. Die Kurie müsste der Abtei somit große Beträge zukommen lassen.«
    »Worauf willst du hinaus?«, wollte der Vikar mit sanftmütigem Ausdruck wissen.
    »Bei meinen Abschriften entdeckte ich, dass die Einnahmen sehr gering sind für eine derart große Anzahl an Bedürftigen. Vielleicht gab es einen

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