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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Seine Vermutung wurde bestätigt, als die Frauen auf Weisen zugingen.
    »Tötet ihn!«, rief eine.
    »Knüpft ihn am nächsten Baum auf!«, schrie eine andere.
    Etliche Flüche und Drohungen wurden ausgestoßen, bis Schwester Agathe die Hand hob und die Frauen verstummten. »Ihr habt lange genug Unheil über dieses Kloster gebracht. Eigentlich sollte ich Euch festsetzen, aber der Herrgott wird das Urteil über Euch sprechen. Jegliche Würden sind Euch genommen, das Geld, welches Ihr unrechtmäßig an Euch nahmt, befindet sich wieder in den Schatullen der Abtei. Auch Major von Rosen wird sicherlich nichts mehr mit Euch zu tun haben wollen, jetzt, da Ihr ihm nicht mehr nutzt. Auch Eure mächtigen Freunde werden Euch fallen lassen. Ihr seid also allein und mittellos. Glaubt mir, ich werde dafür sorgen, dass jede Gemeinde am Niederrhein erfährt, was hier geschehen ist. Das gilt natürlich auch für Euch, Doktor Sylar.« Sie machte eine Pause. »Ich verabscheue Euch, ich verabscheue jede Eurer sündigen Taten. Aber das Töten liegt nicht in unserer Natur. Geht, bevor ich die Jungen bitte, Euch in eine der Zellen zu stecken. Gott allein soll über Euch richten. Und nehmt dieses Gesindel mit.«
    Noch ein paar Momente schien Weisen zu überlegen. Blut war über seinen Mund und das Hemd gelaufen, als er einen Schritt in die Richtung Schwester Agathes machte, sich dann aber anders entschied.
    »Zieht die Karre«, befahl er den beiden Soldaten. Mit einem letzten Blick auf das Kloster ging er in Richtung Stadtgrenze davon. Die Landsknechte zogen das quietschende Wägelchen, dem Doktor Sylar mit hängendem Kopf folgte.
    Erst als die Gruppe außer Sichtweite war, kam Ratte mit langsamen Schritten und geschulterter Muskete auf Maximilian zu.
    »Du bist abgehauen«, stellte er ruhig fest. »Einfach so. Wir dachten, du wärst tot. Und als plötzlich diese Schwester nach uns fragte, glaubten wir erst, dass sich der Herrgott einen Scherz mit uns erlaubt.«
    »Es tut mir leid«, sagte Maximilian leise. »Ich wollte …«
    »Ist in Ordnung«, unterbrach ihn Ratte, und erst jetzt bemerkte Maximilian das Lächeln auf dessen Gesicht. »Ich wollte es nur mal sagen. Es tut gut, dich zu sehen.« Mit diesen Worten umarmte der Junge Maximilian, während Jakob seine tellergroße Pranke auf dessen Rücken niedersausen ließ.
    Erst jetzt erlaubten sich die beiden Freunde einen Blick auf die Frauen. Leicht lehnte sich Ratte zu Maximilian hinüber. »Die Schwester, die uns in Kempen aufsuchte, hat uns weitestgehend ins Bild gesetzt. Sind das wirklich alles …?«
    »Huren, ja«, antwortete Elisabeth und trat aus der Menge.
    »Du lebst?«, entfuhr es Ratte und Jakob beinahe gleichzeitig.
    Dabei konnte Maximilian die Feindseligkeit in ihren Stimmen ausmachen. Angewidert beäugten sie das Mädchen von oben bis unten.
    »Wir sollten sie töten«, flüsterte Ratte leise. »Immerhin ist sie schuld, dass …« Allem Anschein nach traute er sich nicht, weiterzureden.
    »Lorenz hieß er«, sagte Maximilian. »Sprich seinen Namen ruhig aus, sonst gerät er in Vergessenheit. Er starb durch meine Klinge, nicht durch Elisabeths. Außerdem trägt sie mein Kind unter ihrem Herzen.«
    Als wäre Mutter Maria höchstpersönlich erschienen, schnellten ihre Blicke zu ihm herum.
    »Sie ist von dir schwanger?«, stieß Ratte hervor.
    »Ihr habt doch nicht etwa im Kloster …?«, entfuhr es Schwester Agathe.
    Während Jakob ihm anerkennend auf die Schulter klopfte, bekreuzigten sich die Nonnen und schickten ein kurzes Gebet in den dunklen Viersener Nachthimmel.
    »Wie ist das passiert?«, wollte Ratte wissen und beäugte Elisabeth, die zu der Gruppe stieß.
    »Eine lange Geschichte«, erklärte Maximilian und zog sie an sich. Es tat unendlich gut, sie im Arm zu halten, sodass er alles andere für einen Moment vergaß. Schwester Agathe hatte ihr Wort gehalten. Tatsächlich hatte sie eine Nonne nach Kempen geschickt, mitten durch das Kriegsgebiet, und die einzigen Menschen um Hilfe gebeten, denen er vertrauen konnte.
    »Wir haben dringlichere Probleme«, unterbrach Elisabeth seine Gedanken und funkelte die beiden an. »Wir müssen Bela retten.«
    Jetzt mischten sich auch Uta und Pauline ein, stimmten Elisabeth zu, was zu einem kleinen Tumult unter den Frauen führte. Einige wollten den Gasthof stürmen, andere schlugen vor, Feuer zu legen, um Verwirrung zu stiften und sie dadurch zu befreien. In ihren Augen blitzte blanker Hass, die Vorschläge überschlugen sich.
    »Seid

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