Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
zweifelnder Blick ließ ihn grinsen. „Okay, ich geb’s zu, auch ich liebe Happy Ends, wie jeder andere. Also, hat sie ihren Schwärm bekommen?“
Morgana biss ein Stück vom Hummer ab. „Zumindest sieht es so aus, als hätte sie genügend Mut gefunden, um Matthew zu fragen, ob er mit ihr hingehen will.“
„Sehr gut. Und?“
„Ich habe das nur von Mrs. Littleton aus zweiter Hand, es muss also nicht unbedingt alles stimmen. Laut Aussage von Mrs. Littleton ist er rot geworden, hat rumgestottert, sich die Nickelbril e höher auf die Nase geschoben und ‚warum nicht‘ geantwortet.“
Ernst hob Nash sein Glas. „Auf Jessie und Matthew.“
Morgana stieß mit ihm an. „Auf die erste Liebe. Sie ist immer die schönste.“
Er war da nicht sicher, hatte er diese Erfahrung doch bisher erfolgreich vermieden. „Was ist eigentlich aus deiner Highschool-Liebe geworden?“
„Wieso nimmst du an, ich hätte eine gehabt?“
„Hat das nicht jeder?“
Sie hob nur fragend eine Augenbraue. „Um ehrlich zu sein, ja, da war dieser Junge. Er hieß Joe und war in der Basketballmannschaft.“
„Ah, ein Athlet also.“
„Ich fürchte, Joe war nur Ersatzspieler. Aber er war groß, und das war damals sehr wichtig für mich, weil ich alle Jungs aus meiner Klasse überragte. Wir sind im letzten Jahr zusammen gewesen.“ Sie nippte an ihrem Champagner. „Und haben fürchterlich oft in seinem Auto geknutscht.“
„Solche Sachen stelle ich mir gern bildlich vor.“ Er grinste. „Erzähl ruhig weiter, ich sehe es vor mir. Außen. Nacht. Der Wagen steht mit abgestelltem Motor auf einer einsamen Straße. Die beiden Teenager umarmen und küssen sich leidenschaftlich. Aus dem Radio erklingt…“
„Ich glaube, es war ‚Hotel California‘“, erinnerte sie sich.
„Sehr schön. Also. Die letzten Gitarrenriffs verklingen, und … Was dann?“
„Ich fürchte, das war es dann auch. Er fing im Herbst in Berkeley an, und ich ging nach Radcliffe. Körpergröße und ein hübscher Mund waren leider nicht genug, um mein Herz über eine Distanz von dreitausend Meilen bei der Stange zu halten.“
Nash stieß einen tiefen Seufzer für alle Männer dieser Welt aus.
„Flatterhaft, wie eben nur Frauen sein können …“
„Ich denke, Joe hat sich erstaunlich gut erholt. Er hat eine Diplomandin in Wirtschaft geheiratet und ist nach St. Louis gezogen. Soviel ich gehört habe, sollen sie mittlerweile drei Fünftel eines eigenen Basketballteams produziert haben.“
„Der gute alte Joe.“
Diesmal war es Morgana, die die Gläser nachfüllte. „Und bei dir?“
„Ich habe nie Basketball gespielt.“
„Ich meinte die Teenagerliebe.“
„Ach so.“ Er lehnte sich entspannt zurück und genoss den Moment. Das Feuer knisterte in seinem Rücken, die Frau lächelte ihn durch das Kerzenlicht an, der Champagner war ihm angenehm zu Kopf gestiegen.
„Sie hieß Vicki – mit i – und war Cheerleader.“
„Und weiter?“
„Ich habe sie zwei Monate lang angehimmelt, bevor ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und sie eingeladen habe, mit mir auszugehen. Ich war nämlich sehr schüchtern.“
„Erzähl mir etwas, das ich auch glauben kann.“
„Nein, wirklich. Ich bin mitten im Jahr auf eine andere Schule gekommen. Die Gruppen und Cliquen bestanden längst, und es gab kaum eine Möglichkeit, da aufgenommen zu werden. Und da du der Außenseiter bist, hast du Zeit, zu beobachten und dir Dinge auszumalen.“
Sie spürte Mitleid in sich aufkeimen, aber sie war nicht sicher, ob er es wollte. „Also hast du deine Zeit damit angefüllt, Vicki mit i zu beobachten.“
„Oh ja, und ich hatte sehr viel Zeit. Als ich sie zum ersten Mal diesen Luftsprung machen sah, war es um mich geschehen. Ich war verliebt.“ Er musterte Morgana fragend. „Du warst nicht zufällig Cheerleader?“
„Nein, tut mir leid.“
„Schade aber auch. Ich kriege nämlich heute noch weiche Knie, wenn ich einen Luftsprung sehe. Nun, auf jeden Fall … irgendwann habe ich mich überwunden und sie ins Kino eingeladen. ‚Freitag, der 13.‘. Der Film, nicht der Tag. Und während sich auf der Leinwand das Gemetzel abspielte, habe ich die ersten vorsichtigen An näherungsversuche bei ihr gemacht. Vicki war keineswegs abgeneigt.
Danach traten wir für den Rest des Schuljahrs als Pärchen auf. Allerdings hat sie mich dann für diesen Motorradkerl mit einer schweren Maschine und einem Tattoo sitzen lassen.“
„Gemeines Luder.“
Mit einem Achselzucken
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