Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
wäre genauso falsch gewesen, ihn dadurch an mich zu binden. Ich habe eine Wahl getroffen.“
„Die falsche.“
Morgana hob das Kinn. „Es ist meine Wahl, ganz gleich, ob falsch oder nicht. Ich bitte dich nicht um deine Zustimmung, aber ich bitte dich um Respekt. Und ich möchte dich bitten, es noch niemandem zu sagen, auch nicht Vater.“
„Was soll Vater nicht gesagt werden?“, wollte Matthew wissen, als er ins Zimmer kam, gefolgt von dem Wolfshund, der Pans Vater war.
„Ach, wir Mädels haben nur miteinander geschwatzt“, lenkte Morgana elegant ab und küsste ihn auf die Wange. „Hallo, Hübscher.“
Er gab ihr einen leichten Nasenstüber. „Ich weiß doch genau, wenn meine Frauen mir etwas verschweigen.“
„Aber es wird nicht nachgesehen“, sagte Morgana sofort, weil sie wusste, dass Matthew fast so gut im Gedankenlesen war wie ihr Cousin Sebastian. „Also, wo sind die anderen?“
Er war nicht zufrieden. Aber geduldig. Wenn sie es ihm nicht sagen wollte, würde er eben später nachsehen. Schließlich war er ihr Vater.
„Douglas und Maureen sind in der Küche und streiten sich darüber, was zum Lunch zubereitet werden soll, und Camilla seift Padrick gerade beim Rommee ein. Er ist keineswegs guter Laune.“ Matthew grinste hinterhältig.
„Er beschuldigt sie, die Karten verhext zu haben.“
Bryna schaffte es zu lächeln. „Und? Hat sie?“
„Natürlich, das weißt du doch.“ Matthew streichelte dem Wolfshund über das silberne Fell. „Deine Schwester schummelt doch immer beim Kartenspiel.“
Bryna lächelte mild. „Dein Bruder ist einfach ein schlechter Verlierer.“
Morgana hakte sich lachend bei beiden ein. „Es ist mir ein Rätsel, dass ihr sechs hier in diesem Haus zusammenlebt und bisher der Blitz noch nicht eingeschlagen ist. Lasst uns nach unten gehen und noch ein bisschen mehr Arger machen.“
Es gab nichts Vergleichbares, was die Stimmung so heben konnte wie ein Familienessen mit den Donovans. Das war genau das, was Morgana jetzt brauchte. Dem liebevollen Necken und Frotzeln zwischen Geschwistern und Ehepartnern zuzusehen war besser als ein Besuch im besten Zirkus.
Morgana wusste, dass die sechs nicht immer gut miteinander auskamen.
Aber sie wusste auch, dass, ganz gleich, welche Reibereien es gegeben hatte, sie alle wie Sonne und Licht zusammengehörten, wenn eine Familienkrise sich abzeichnete.
Sie hatte nicht vor, der Auslöser für eine Krise zu sein. Sie wollte nur eine gewisse Zeit mit ihnen verbringen.
Sie mochten jeweils Dril inge sein, aber es gab kaum Ähnlichkeiten zwischen den Geschwistern. Ihr Vater war hoch gewachsen und schlank, mit einer wallenden grauen Mähne, stahlblauen Augen und einer würdevollen Haltung. Padrick, Anastasias Vater, war nicht größer als Morgana, mit dem massiven Körperbau eines Berufsboxers und dem Herzen eines Clowns. Douglas war fast zwei Meter groß, hatte bereits die meisten seiner Haare verloren und trug die tiefen Geheimratsecken mit Eleganz. Sein Hobby war es, sich exzentrisch zu geben. Im Moment trug er eine Lupe um den Hals, um alles und jeden dadurch anzusehen, wann immer es ihm gefiel. Den Hut mit dem Hirschgeweih hatte er nur abgesetzt, weil seine Frau Camilla sich standhaft geweigert hatte, so mit ihm an einem Tisch zu sitzen.
Camilla, allgemein als das Nesthäkchen betrachtet, war rund und mollig und hübsch, aber sie hatte einen eisernen Willen. Was das Exzentrische betraf, so stand sie ihrem Mann in nichts nach. Gerade heute Morgen hatte sie sich die Haare orange gefärbt, und eine Adlerfeder baumelte lang von ihrem Ohrläppchen.
Maureen, das begabteste Medium, das Morgana jemals kennengelernt hatte, war groß und solide gebaut und hatte ein volles, herrlich ansteckendes Lachen, das die Grundmauern bis in ihre Festen erschüttern konnte.
Wenn man noch Morganas sanfte Mutter und ihren würdevollen Vater hinzuzählte, ergaben die sechs einen bunt gemischten Haufen. Alle Hexen und Zauberer. Und während Morgana dem Geplänkel zuhörte, schwappte eine Welle der Liebe über sie.
„Deine Katze ist wieder an meinen Vorhängen hochgeklettert“, teilte Camilla Maureen mit und wedelte vorwurfsvoll mit der Gabel.
„Na und?“ Maureen zuckte unbeteiligt die Schultern. „Sie jagt Mäuse. Das tun Katzen.“
Camillas Locken flogen. „Du weißt genau, dass nicht eine Maus mehr im Haus ist. Douglas hat sie verbannt.“
„Und hat wieder mal nur halbe Arbeit geleistet“, murmelte Matthew.
„Das Einzige, was hier
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