Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
vollem Galopp voranpreschte. Im selben Moment, als sie auf dem Innenhof einritten, kam ihnen eine große dunkelhaarige Frau aus dem Haus entgegengerannt.
Mit zusammengebissenen Zähnen sprang Nash vom Pferd und eilte auf sie zu. „Du wirst mir eine Menge Fragen beantworten müssen, Schätzchen. Du hast dein Haar abgeschnitten. Was, zum Teufel, willst du eigentlich …“
Er verstummte abrupt, als er näher gekommen war und erkannte, dass die Frau ihn mit amüsierten Augen musterte. „Ich dachte, Sie wären … Entschuldigen Sie, das ist mir sehr unangenehm.“
„Aber nein, ich fühle mich geschmeichelt.“ Lachend sah Bryna zu ihrem Mann. „Matthew, was hast du uns denn da mitgebracht?“
„Einen jungen Mann, der in den Graben gefahren ist und behauptet, Morgana haben zu wollen.“
Brynas Blick wurde scharf und durchdringend, als sie einen Schritt auf Nash zutat. „Und? Stimmt das? Sie wollen meine Tochter haben?“
„Ich …Ja, Ma’am.“
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Sie hat Sie unglücklich gemacht?“
„Ja … Nein.“ Er seufzte schwer. „Das habe ich selbst übernommen. Bitte, ist sie da?“
„Kommen Sie herein.“ Bryna nahm ihn beim Arm. „Ich werde mich um Ihren Kopf kümmern, dann können Sie zu ihr.“
„Wenn Sie vielleicht …“ Wieder brach er ab, als ein riesiges Auge an der Türschwelle erschien. Douglas ließ seine Lupe los und trat aus dem Schatten.
„Wer, zum Teufel, ist das?“
„Ein Freund von Morgana“, klärte Bryna ihn auf und schob Nash ins Haus.
„Ah. Lassen Sie es sich von mir sagen, junger Mann.“ Er schlug Nash herzhaft auf die Schultern. „Das Mädchen benimmt sich seltsam.“
Der kalte Wind fegte Morgana über das Gesicht und fand einen Weg durch die dichten Maschen des schweren Wollpullovers. Er war reinigend, und er heilte. In wenigen Tagen würde sie so weit sein, dass sie wieder zurückfahren und sich der Realität stellen konnte.
Mit einem Seufzer ließ sie sich auf einem Felsen nieder. Hier, in der Abgeschiedenheit, mit sich allein, konnte sie es zugeben: Sie würde nie geheilt werden. Sie würde nie wieder ein Ganzes sein. Aber das Leben ging weiter, sie würde ein gutes Leben für sich und das Kind aufbauen, weil sie stark war und ihren Stolz hatte. Aber etwas würde ihr immer fehlen.
Sie hatte sich ausgeweint, und sie hatte das Selbstmitleid überwunden.
Irland hatte ihr dabei geholfen. Sie hatte herkommen müssen, auf diesem Strand spazieren gehen und sich daran erinnern müssen, dass nichts ewig währte, ganz gleich, wie schmerzlich es auch sein mochte.
Außer der Liebe.
Sie schlug den Rückweg ein. Sie würde sich einen Tee aufbrühen, vielleicht würde sie auch Camillas Tarotkarten legen oder sich eine von Padricks lebendigen Geschichten anhören. Dann würde sie tun, was sie schon lange hätte tun sollen: ihnen von dem Baby erzählen.
Sie wusste, dass ihre Familie hinter ihr stehen und sie immer unterstützen würde.
Ihr tat es unendlich leid, dass Nash eine solche Einheit nie erfahren würde.
Sie spürte ihn, bevor sie ihn sah. Aber sie glaubte, ihr Verstand würde ihr einen Streich spielen. Sehr, sehr langsam, mit rasendem Puls, drehte sie sich um.
Er kam den Strand herunter, mit großen, eiligen Schritten. Die Gischt benetzte sein Haar, die feinen Wassertropfen funkelten. Auf seinem Gesicht stand ein Zweitagebart, und an seiner Schläfe klebte ein weißer Verband. Der Ausdruck in seinen Augen allerdings ließ sie einen Schritt zurückweichen.
Es war diese Bewegung, die ihn erstarren ließ.
Sie sah so … Wie sie ihn ansah. Ihre Augen waren trocken, keine Tränen, die ihn in Stücke zerrissen. Aber dieses Glitzern … Als hätte sie Angst vor ihm. Wie viel einfacher wäre es doch gewesen, wenn sie sich auf ihn gestürzt und ihn mit Zähnen und Klauen bearbeitet hätte.
„Morgana.“
Ihr war schwindlig, sie presste eine Hand auf das wohl behütete Geheimnis in ihrem Leib. „Was ist mit dir passiert? Bist du verletzt?“
„Das?“ Er fuhr automatisch mit den Fingern über den Verband. „Das ist nichts. Wirklich. Mein Wagen ist unter mir auseinandergefallen. Deine Mutter hat das gemacht. Den Verband, meine ich.“
„Meine Mutter?“ Ihr Blick glitt unstet zum Schloss hinüber. „Du hast meine Mutter getroffen?“
„Und den Rest der Familie auch.“ Er lächelte kurz. „Sie sind wirklich … außergewöhnlich. Um genau zu sein, ich bin im Graben gelandet, einige Meilen vom Schloss entfernt. So habe
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