Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
zurück.
Dabei war sie noch nie ihrem Zeitplan hinterhergehinkt. Allerdings hatte sie auch noch nie eine Beziehung mit einem Zauberer gehabt. Es gab anscheinend immer ein erstes Mal.
Hätte sie nicht ein Treffen mit einem Klienten, Papierkram zu erledigen und einen Gerichtstermin wahrzunehmen gehabt, wäre sie vielleicht gar nicht von Sebastian weggekommen. Er hatte wahrlich alles in seiner Macht Stehende versucht, um sie davon abzubringen.
In Erinnerungen schwelgend, tippte sie sich lächelnd mit dem Bleistift an die Lippen.
Aber Arbeit ist Arbeit, ermahnte sie sich. Sie hatte ein Geschäft zu führen.
Die besten Neuigkeiten des Tages waren, dass die Polizei von New Hampshire James T. Parkland festgenommen hatte. Außerdem gab es da einen Sergeant, der sehr dankbar für ihren Tipp war und zudem sehr verstimmt, weil das FBI übernommen hatte. Was ihn wiederum sehr kooperationsbereit machte.
Er hatte Mel eine Kopie von Parklands Aussage gefaxt. Das war ein guter Anfang.
Sie hatte jetzt den Namen des Geldeintreibers, der Parklands Schuldschein besaß. Daraus würde sich bestimmt mehr machen lassen.
Mit ein bisschen Glück würde Mel wohl ein paar Tage in Lake Tahoe verbringen.
Sie musste mit Devereaux reden. Sicher wollte er seine eigenen Leute für diesen Fischzug einsetzen, und Mel würde sehr gute und stichhaltige Gründe vorbringen müssen, um ihn zu überzeugen, dass sie und Sebastian einfach die besseren Köder waren.
Ihre Kooperationsbereitschaft im Merrick-Fall sprach für sie, aber das würde nicht ausreichen. Die Partnerschaft mit Sebastian gereichte ihr auch zum Vorteil. Außerdem war sie bereit, den Löwenanteil der Bundespolizei zu überlassen, damit die sich mit den Federn schmücken konnten, was ebenso ein Pluspunkt für sie war.
„Ist der Laden noch offen?“ Sebastian trat durch die Tür.
Sie ignorierte das Flattern in ihrem Magen geflissentlich und lächelte ihm zu. „Ehrlich gesagt, wollte ich in fünf Minuten schließen.“
„Das trifft sich ja bestens. Was ist das denn?“ Er nahm ihre Hand und zog Mel von ihrem Stuhl hoch, um das pfirsichfarbene enge Kostüm zu bewundern, das sie trug.
„Ein Gerichtstermin heute Nachmittag.“ Sie bewegte unruhig die Schultern, als er mit der Perlenkette an ihrem Hals spielte. „Scheidungsfall.
Hässliche Geschichte. Da ist es besser, wenn man wie eine Lady aussieht.“
„Das ist dir gelungen.“
„Du hast leicht reden. Man braucht doppelt so lange, um sich als Lady fertig zu machen denn als Normalbürger.“ Mel lehnte sich mit der Hüfte an die Schreibtischkante und reichte Sebastian ein Blatt Papier. „Parklands Aussage.“
„Schnelle Arbeit.“
„Er ist ein erbärmlicher kleiner Gauner. Wie du lesen kannst, war er nur völlig verzweifelt, er wollte niemanden verletzen. Versank bis über beide Ohren in Spielschulden und fürchtete um sein Leben.“ Sie gab eine schnelle, wenig damenhafte Einschätzung seiner Ausreden an. „Wundert mich, dass er nicht noch eine schwere Kindheit hinzugefügt hat und wie sehr er sein ganzes Leben darunter gelitten hat, dass sein Vater ihm nie das rote Feuerwehrauto zu Weihnachten geschenkt hat.“
„Er wird bezahlen“, sagte Sebastian. „Ob erbärmlich oder nicht.“
„Stimmt, denn er ist zudem ziemlich beschränkt. Dass er David über die Staatsgrenze gebracht hat, hat ihn so richtig reingerissen.“ Sie streifte den Pumps von einem Fuß und rieb sich über die Wade. „Er behauptet, er hätte den Auftrag per Telefon bekommen.“
„Hört sich doch logisch an.“
„Sicher. Möchtest du etwas trinken?“
„Ja, gern.“ Während Mel in der Küche verschwand, las Sebastian die Aussage noch einmal.
„Fünftausend Dollar, um ein Kind zu entführen. Ziemlich mickrige Summe im Vergleich zu der Haftstrafe, die ihm bevorsteht.“ Sie drehte sich um, sah Sebastian im Türrahmen und reichte ihm das Glas Limonade. „Er schuldet einem Casino in Tahoe dreieinhalbtausend Dollar, und er wusste, wenn er nicht bald bezahlte, würde man ihm eine mit Sicherheit unangenehme Gesichtsbehandlung verpassen. Also hat er nach einem Kind gesucht.“ Mel nahm auch einen Schluck Limo.
„Warum gerade David?“ Sebastian folgte ihr in den angrenzenden Raum.
„Das habe ich herausgefunden. Stan hat vor ungefähr fünf Monaten Parklands Auto repariert. Stan zeigt jedem, der nicht sofort die Flucht ergreift, Fotos von David. Also hat Parkland sich wohl gedacht, es ist einfacher, ein Kind zu entführen, als
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