Die Donovans 3: Das geheime Amulett
muss, wie sehr mir Ihre Arbeit gefällt.“
Betreten steckte er die Hände in die Hosentaschen. Er war längst zu der Überzeugung gelangt, dass er sich mächtig geirrt hatte, und überlegte, wie er sich am besten aus der Affäre ziehen konnte. „Es kommt nicht oft vor, dass erwachsene Frauen Märchen lesen.“
„Das ist äußerst schade. Auch wenn Ihnen dieses Lob eigentlich gar nicht zusteht, werde ich Ihnen trotzdem sagen, dass Ihre Werke sehr lyrisch und wertvoll sind, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.“ Sie war noch lange nicht versöhnt und stellte zwei der Bücher wieder zurück ins Regal. „Aber vielleicht liegt es auch daran, dass es in meinem Blut liegt. Oft hat mich eine der Geschichten meiner Tante in den Schlaf gewiegt. Meiner Tante Bryna Donovan“, fügte sie betont hinzu und genoss es, seine Augen vor Erstaunen groß werden zu sehen. „Ich nehme stark an, der Name sagt Ihnen etwas.“
Zurechtgestutzt stieß Boone den Atem aus. „Ihre Tante also.“ Er sah zu dem Regal und erkannte die Gesamtausgabe der Geschichten von Bryna Donovan über Zauberei und magische Märchenländer direkt neben seinen Büchern. „Wir haben ein paarmal miteinander korrespondiert. Ich bewundere ihre Werke seit Jahren.“
„Ich auch. Und da Jessie erwähnte, dass ihr Vater Geschichten über Elfenprinzessinnen und Drachen schreibe, schloss ich, dass der Mr. Sawyer von nebenan wohl Boone Sawyer sein müsse. Es war nicht nötig, eine Sechsjährige zu verhören.“
„Es tut mir leid.“ Nein, er war mehr verlegen denn beschämt, aber es würde reichen müssen. „Ich habe schon einmal eine … unangenehme Erfahrung machen müssen. Noch gar nicht so lange her.“ Er nahm eine Elfenstatue zur Hand und drehte sie gedankenverloren, während er weitersprach. „Jessies Kindergärtnerin … Sie hat alle möglichen Informationen aus der Kleinen herausgeholt. Wobei das ja nun wirklich nicht schwer ist. Jessie ist immer bereit, alles sofort frei heraus zu erzählen.“
Er stellte die Statue wieder auf ihren Platz zurück und wurde noch verlegener, weil er sich zu einer Erklärung verpflichtet fühlte. „Diese Frau hat Jessies Gefühle manipuliert, ihr Bedürfnis nach einer Mutterfigur ausgenutzt. Sie hat ihr viel zusätzliche Aufmerksamkeit zukommen lassen, hat mich zu Gesprächen über Jessie zu sich bestellt, ist sogar so weit gegangen, für eine diese Unterredungen ein Dinner zu arrangieren, bei dem … Nun, belassen wir es dabei zu sagen, dass sie mehr an dem ungebundenen Mann mit der ansehnlichen Karriere interessiert war als an Jessies Wohlergehen. Jessie ist durch das Ganze sehr verletzt worden.“
Ana tippte mit dem Finger auf sein Buch, bevor sie es zurück ins Regal schob. „Ich kann mir vorstellen, wie schwierig das für Sie beide war. Aber ich kann Ihnen versichern, ich bin nicht auf der Suche nach einem Mann.
Selbst wenn ich es wäre, würde ich nie solche Taktiken anwenden.“
„Nochmals, es tut mir leid. Nachdem ich jetzt nicht mehr im Fettnäpfchen stehe, fällt mir vielleicht noch eine bessere Entschuldigung ein.“
Ihr kühler Blick mit den hochgezogenen Augenbrauen sagte ihm deutlich, dass er noch lange nicht aus dem Schlimmsten heraus war.
„Ich denke, es reicht, wenn wir beide wissen, woran wir sind. Nun, ich bin sicher, Sie wollen wieder an Ihre Arbeit zurück. Und ich muss auch noch etwas tun.“
Sie ging an ihm vorbei in die geflieste Halle und zog die Haustür auf.
„Sagen Sie Jessie, Sie möchte doch nachher vorbeikommen und mir von ihrem ersten Schultag berichten.“
Ein Rausschmiss, höflich, aber unmissverständlich. „Ich werde es ihr ausrichten.“ Boone trat nach draußen. „Und verarzten Sie Ihre Kratzer regelmäßig.“
Aber da hatte sie ihm schon mit einem kräftigen Schwung die Tür vor der Nase zugeschlagen.
3. KAPITEL
W irklich toll hingekriegt, Sawyer. Mit einem tiefen Seufzer setzte Boone sich kopfschüttelnd an seinen PC.
Erst rennt sein Hund sie in ihrem eigenen Garten um, dann hat der große starke Held seinen Auftritt und fummelt ihr unaufgefordert an den Schenkeln herum, und zu guter Letzt beleidigt er sie, zweifelt ihre Integrität an und beschuldigt sie mehr oder weniger offen, seine Tochter zu benutzen, um ihn einzufangen.
Und das alles an einem einzigen kurzen Nachmittag, dachte er angewidert von sich selbst. Ein Wunder, dass sie ihn nicht am Kragen gepackt und mit einem Tritt hinausbefördert hatte, anstatt ihm nur die Tür vor der Nase
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