Die Donovans 3: Das geheime Amulett
fernzuhalten.“
„Das habe ich nie …“
„Streite es nicht ab. Du hast sie tagelang zu Hause gehalten.“ Ana hob eine Hand voll Kiesel auf und warf sie weit hinaus ins Meer. „Du willst ja schließlich nicht, dass deine kleine Tochter zu viel mit einer Hexe zu tun hat, was?“ Sie wirbelte zu ihm herum. „Herrgott, Boone, was glaubst du denn von mir? Meinst du, ich mäste sie und reibe mir heimlich die Hände, weil ich sie in den Ofen schieben will? Und den kleinen Hund am besten gleich mit?“
Seine Lippen zuckten. Er streckte die Hand aus, wollte sie berühren, aber sie wich zurück. „Du kannst mir ruhig etwas mehr zutrauen, Ana.“
„Das hatte ich. Vielleicht später, als ich hätte sollen, aber ich habe dir mehr zugetraut. Doch du hast dich abgewandt. Genau so, wie ich es vorausgesehen hatte.“
„Vorausgesehen?“ Auch wenn es ihn zu langweilen begann – er zog sie wieder zu sich herum. „Woher wusstest du, wie ich reagieren würde? Hast du in deine Kristallkugel geguckt? Oder hast du deinen Cousin gebeten, einen kleinen Spaziergang durch meinen Kopf zu machen?“
„Weder noch“, brachte sie mit dem letzten Rest von Haltung heraus.
„Das wäre unfair gewesen. Ich wusste, dass du dich abwenden würdest, weil …“
„Jemand anders es schon einmal getan hat.“
„Das ist unwichtig. Tatsache bleibt, du hast dich abgewendet.“
„Ich musste es erst Mal verdauen.“
„Ich habe deinen Blick an jenem Abend gesehen. Wie du mich angestarrt hast.“ Sie schloss die Augen. „Diesen Blick kenne ich. Oh, du warst nicht so grob und gemein wie Robert. Keine Beschimpfungen, keine Beschuldigungen, aber unterm Strich kommt das Gleiche heraus: ‚Halt dich von mir und den meinen fern.‘“ Sie schlang die Arme um sich.
„Ich werde mich nicht für etwas entschuldigen, das ich für eine sehr normale Reaktion halte. Verflucht, Ana, ich war müde und halb wahnsinnig. Die ganze Nacht habe ich dich angesehen, wie du blass und völlig regungslos in meinem Bett lagst. Ich hatte Angst, du würdest nie mehr zurückkommen. Als du erwachtest, wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Und dann erzählst du mir all das.“
Sie mühte sich um Ruhe, denn sie wusste, das war der beste Weg. „Das Timing war einfach schlecht. Ich war nicht stark genug, um mit deinen Gefühlen fertig zu werden.“
„Wenn du es mir früher gesagt hättest…“
„Hättest du anders reagiert?“ Sie warf ihm einen Blick zu. „Nein, ich glaube nicht. Aber du hast recht, ich hätte es dir früher sagen müssen. Ich hätte es nicht so lange verschweigen dürfen.“
„Lege mir keine Worte in den Mund, Ana. Es sei denn, du hast… Wie nennst du es? Das Band knüpfen? Also, wenn du das Band nicht geknüpft hast, weißt du auch nicht, was ich fühle. Es tat weh, dass du mir nicht vertrautest.“
Sie wischte sich eine Träne von der Wange und nickte. „Ich weiß. Es tut mir leid.“
„Du hattest Angst?“
„Ich sagte dir doch, dass ich ein Feigling bin.“
Er runzelte die Stirn, sah zu, wie der Wind mit ihren Haaren spielte, während sie auf die dunkle See hinausschaute. „Ja, stimmt. An dem Abend, als du meine Zeichnung fandest. Die von der Hexe. Das hat dich gekränkt.“
Sie zuckte die Achseln. „Manchmal bin ich überempfindlich. Es lag nur daran, weil ich dir gerade …“
„Weil du es mir an jenem Abend sagen wolltest, und dann habe ich dich mit meiner bösen Hexe verschreckt.“
„Es schien schwierig, es dir in diesem Augenblick zu sagen.“
„Weil du ein Feigling bist“, sagte er sanft, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Ana, ich möchte dich etwas fragen. An dem Tag, als Jessie stürzte, was genau hast du da gemacht?“
„Ich habe die Verbindung hergestellt. Ich bin eine Empathin.“
„Ich habe gesehen, wie es dir Schmerzen zugefügt hat.“ Er griff nach ihrem Arm und drehte sie zu sich herum. „Einmal hast du aufgeschrien, als ob du es nicht mehr ertragen könntest. Danach bist du in Ohnmacht gefallen und hast wie eine Tote dagelegen, für mehr als einen vollen Tag.“
„Das gehört dazu.“ Sie versuchte, seine Hand abzuschütteln. Es tat weh, berührt zu werden, wenn ihre Schutzmauer in Trümmern lag. „Wenn die Verletzungen so ernst sind, ist immer ein Preis zu zahlen.“
„Ja, ich habe Morgana gefragt. Sie sagte mir, dass du hättest sterben können. Sie sagte, das Risiko bestand, weil Jessie …“ Er brachte es nicht über sich, die Worte auszusprechen. „Sie war schon fort.
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