Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Oder fast. Du hast nicht nur einfach ein paar gebrochene Knochen geheilt, du hast sie von der Grenze zur anderen Seite zurückgeholt. Morgana hat mir erklärt, dass ein Heiler dort sehr leicht selbst zum Opfer werden kann.“
„Was hätte ich denn tun sollen? Sie sterben lassen?“
„Ein Feigling hätte es getan. Ich denke, deine und meine Definition von ‚feige‘ sind unterschiedlich. Nur weil du Angst hast, bist du noch lange kein Feigling. Du hättest dich selbst retten und sie gehen lassen können.“
„Ich liebe sie.“
„So wie ich. Du hast sie mir zurückgebracht, Ana. Und ich habe dir noch nicht einmal gedankt.“
„Du glaubst, ich wollte deine Dankbarkeit?“ Das war einfach zu viel. Als Nächstes würde er ihr sein Mitgefühl anbieten. „Ich will keinen Dank von dir.
Was ich getan habe, habe ich aus freien Stücken getan. Weil ich es nicht ertragen hätte, sie zu verlieren. Und ich hätte es für dich nicht ertragen können …“
„Für mich?“, hakte er leise nach.
„Dass du noch jemanden verlierst, den du liebst. Dafür will ich keinen Dank. Das ist es, was mich und meine Kräfte ausmacht.“
„Du hast das schon vorher getan? Was du für Jessie getan hast?“
„Ich bin Heilerin. Ich heile. Sie war …“ Noch immer schmerzte es sie, daran zu denken. „Sie wollte entgleiten. Ich musste alle meine Kräfte einsetzen, um sie von der Grenze zurückzuholen.“
„So einfach ist das nicht.“ Seine Hände lagen jetzt auf ihren Armen, streichelten sanft. „Nicht einmal für dich. Du fühlst mehr als andere. Das hat Morgana mir auch gesagt. Wenn du deinen Schutzschild fallen lässt, bist du empfänglicher für Gefühle. Schmerz, Elend, alles. Und verletzbarer.
Deshalb weinst du auch nie.“ Sacht, ganz sacht hob er die Träne von ihrer Wange auf seine Fingerspitze.
„Aber du weinst jetzt.“
„Du weißt alles, was es zu wissen gibt. Was soll das Ganze also dann noch?“
„Wir sollten einen Schritt zurück machen. Zu dem Abend, als du mir alles erklärt hast. Der Sinn liegt darin, dass du mir noch eine Chance gibst und dich öffnest. Für mich.“
„Du verlangst zu viel.“ Sie schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht. „Oh, lass mich in Ruhe. Lass mir meinen Frieden. Siehst du nicht, wie sehr du mich verletzt?“
„Doch, das sehe ich.“ Er umarmte sie, fest, fester, als sie sich wehrte, um sie zu beruhigen, zu trösten. „Du hast abgenommen, du bist blass.
Wenn ich in deine Augen sehe, sehe ich auch den Schmerz, den ich dir zugefügt habe. Ich weiß nicht, wie ich es ungeschehen machen kann. Und ich weiß auch nicht, wie dein Vater sich beherrschen konnte, nicht sein ganzes Arsenal an Flüchen auf mich niederprasseln zu lassen.“
„Wir benutzen unsere Gabe nicht, um zu schaden. Das ginge gegen alles, was wir sind. Bitte, lass mich gehen.“
„Ich kann nicht. Ich dachte, ich könnte es. ‚Sie hat mich angelogen‘, sagte ich mir. ‚Sie hat mein Vertrauen missbraucht. Sie ist nicht wahr, nicht ehrlich.‘“ Er hielt sie bei den Armen, als sie sich losreißen wollte. „Aber das ist unwichtig. Nichts davon ist wichtig. Wenn es Magie ist, dann will ich es nicht verlieren. Ich will dich nicht verlieren. Ich liebe dich, Ana. Alles an dir, alles, was du bist. Bitte.“ Er berührte ihre Lippen, schmeckte die salzigen Tränen. „Bitte, komm zu mir zurück. Ich kann nicht ohne dich leben und ich will es nicht.“
Der Hoffnungsstrahl war fast schmerzhaft. Sie klammerte sich an ihn, wie sie sich an Boone klammerte. „Ich würde so gern glauben.“
„Ich auch.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, küsste sie noch mal.
„Und ich glaube. Glaube an dich, an uns. Wenn dies hier mein Märchen ist, dann will ich es zu Ende leben.“
Sie schaute zu ihm auf. „Du kannst das alles akzeptieren? Uns alle?“
„Ich denke, ich habe die besten Voraussetzungen dazu, als Märchenbuchautor. Allerdings wird es wohl eine Weile dauern, bis ich deinen Vater davon überzeugt habe, nicht drastisch etwas an meiner Anatomie zu verändern.“ Mit einem Finger zeichnete er ihre Lippen nach, als sie sich zu einem Lächeln verzogen. „Ich war mir nicht sicher, ob du je wieder für mich lächeln würdest. Sag mir, dass du mich noch liebst. Bitte, gewähre mir das.“
„Ja, ich liebe dich.“ Ihre Lippen erzitterten unter den seinen. „Immer.“
„Ich werde dich nicht mehr verletzen.“ Er wischte ihr die Tränen mit dem Daumen von den Wangen. „Ich werde es
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