Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
ihre volle Kraft akzeptiert.“
„Wenn es vorbestimmt ist, werden sie zueinanderfinden. Du magst sie.“
Arianna legte ihre Hand in Finns Nacken. „Sie hat ja auch deiner Eitelkeit geschmeichelt, als sie dich so angehimmelt hat und sagte, du seist schön.“
Diesmal zuckten beide Augenbrauen in die Höhe, ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Aber ich sehe doch wirklich gut aus – das sagst du auch. Wir werden die beiden ein wenig allein lassen.“ Er legte den Arm um ihre Hüfte. „Lass uns heimkehren. Irland fehlt mir.“
Weißer Rauch quoll auf, ein Blitz zuckte durch die Luft, und sie waren zu Hause.
Bis Rowan zu Hause angekommen war, sich eine Dosensuppe aufgewärmt und mehrere Kapitel über Rohrverlegen und -reparaturen gelesen hatte, ging die Sonne unter. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft blickte sie nicht verträumt aus dem Fenster, um dem eindrucksvollen Schauspiel zuzusehen, sondern vertiefte sich noch weiter in das nächste Kapitel.
Fast wünschte sie sich, eine Leitung würde platzen, damit sie ihr neues Wissen ausprobieren konnte. Sie fühlte sich bestens vorbereitet und absolut zuversichtlich und beschloss, als Nächstes die Elektroinstallationen anzugehen. Vorher jedoch würde sie den Anruf machen, den sie bisher aufgeschoben hatte. Sie überlegte, ob sie sich erst mit einem Glas Wein stärken sollte, doch das wäre eine feige Geste gewesen.
Sie nahm die Lesebrille ab, legte ein Lesezeichen ein, schloss das Buch und erhob sich, um zum Telefon zu gehen.
Warum nur war es so furchtbar schwer, Leute, die man liebte, anzurufen?
Sie verzögerte es noch ein Weilchen, indem sie erst die Bücher ordentlich stapelte, die sie gekauft hatte. Mehr als ein Dutzend waren es, und sie konnte immer noch nicht so recht glauben, dass mehrere davon Bücher über Märchen und Mythen waren.
Das wird unterhaltsam werden, dachte sie und verschwendete noch ein wenig Zeit, um das herauszusuchen, welches sie heute Abend im Bett lesen wollte.
Dann musste noch Feuerholz hereingeholt werden, der Suppenteller musste gespült und abgetrocknet werden. Blieb noch ihre allabendliche Ausschau nach dem Wolf, der sich heute den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen.
Als es nichts mehr gab, was ihr noch mehr Aufschub gewährt hätte, nahm Rowan endlich den Hörer auf und wählte die Nummer.
Zwanzig Minuten später saß sie auf der Treppe zur Hintertür, das Licht der Küche im Rücken. Und weinte.
Fast wäre sie unter dem liebevollen Druck zusammengebrochen, hätte dem verwirrten, verletzten Ton ihrer Mutter nachgegeben und alle Zugeständnisse gemacht, die man von ihr hören wollte. Ja, sie würde zurückkommen. Sie würde ihren Posten als Lehrerin wieder aufnehmen, ihre Dissertation schreiben, Alan heiraten, eine Familie gründen und in einer netten, ruhigen Nachbarschaft wohnen. Sie würde alles tun, was von ihr erwartet wurde, wenn es ihre Eltern nur endlich glücklich machte.
Es nicht zu sagen, es nicht zu tun war so schwer. Und absolut notwendig.
Die Tränen rannen heiß über ihre Wangen. Sie wünschte, sie wüsste, warum es sie ständig in eine andere Richtung gezogen hatte, ihr ganzes Leben lang. Warum sie unbedingt erfahren musste, was da so verschwommen an den Rändern ihres Bewusstseins existierte.
Denn da war etwas, das auf sie wartete. Etwas, das sie war oder werden musste. Das war alles, was sie wusste.
Als der Wolf seinen Kopf unter ihre Hand schob, schlang sie die Arme um seinen Hals und schmiegte die tränenfeuchte Wange an seinen Hals.
„Ich hasse es, wenn ich andere verletze. Ich ertrage es nicht und kann es doch nicht ändern. Was ist nur verkehrt mit mir?“
Ihre Tränen benetzten sein Fell. Und rührten an sein Herz. Um sie zu trösten, rieb er den Kopf an ihrer Wange, ließ sie weinen. Und dann gab er ihr einen Gedanken ein.
Verrate dich selbst, und du verrätst alles, was sie dir gegeben haben.
Die Liebe öffnet Türen, sie verschließt sie nicht. Wenn du durch diese Tür gehst und dich selbst findest, werden sie immer noch da sein.
Sie atmete schwer aus, schmiegte ihr Gesicht an sein Fell. „Ich kann nicht zurückgehen, auch wenn ein Teil von mir es will. Denn wenn ich es tun würde, würde etwas in mir einfach … aufhören zu existieren.“ Sie lehnte sich zurück, hielt seinen Kopf mit beiden Händen und sah ihn an. „Ginge ich zurück, würde ich nie wieder etwas wie dich finden. Selbst wenn es da wäre, würde ich es nicht bemerken. Ich würde nie mehr einem weißen
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