Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
ist auch fruchtlos, darüber zu diskutieren.“
Sie schnaubte, als er sich friedfertig neben ihr niederließ. Er verfiel in Schweigen, er schien tatsächlich vorzuhaben, hier sitzen zu bleiben.
Ungeduldig tippte sie mit ihrem Bleistift auf den Zeichenblock und starrte wütend vor sich hin.
„Der Küstenstreifen hier ist endlos. Würde es dir etwas ausmachen, dir einen anderen Platz zu suchen?“
„Hier gefällt’s mir aber.“ Als sie nur ein Zischeln hören ließ und aufstehen wollte, zog er sie unsanft am Arm zurück auf den Fels. „Sei nicht albern.“
„Sag mir nicht, dass ich albern bin! Ich bin es leid, aber so richtig leid, mir ständig anhören zu müssen, ich sei albern!“ Sie riss ihren Arm los.
„Dabei kennst du mich nicht einmal!“
Er drehte sich ein wenig, sodass sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. „Daran liegt es wahrscheinlich auch. Was zeichnest du denn da eigentlich?“
„Wie man sieht, zeichne ich nicht.“ Missmutig steckte sie den Block zurück in die Tasche. Wieder wollte sie aufstehen, wieder zog er sie herunter.
„Na schön“, fauchte sie. „Reden wir also darüber. Ich gebe zu, ich habe mich durch die Wälder geschlagen, weil ich dich sehen wollte. Ich fand dich anziehend – ich bin sicher, du bist daran gewöhnt, dass Frauen dich anziehend finden. Ich wollte dir für deine Hilfe danken, auch wenn das nur ein Teil davon ist. Ich bin zu dir gekommen, kein Zweifel, aber du bist derjenige, der mich geküsst hat.“
„Ja, das habe ich tatsächlich getan“, murmelte er. Er würde es zu gern wieder tun, jetzt, hier, wenn ihre Lippen sich zu diesem hinreißenden Schmollen verzogen hatten und Nervosität und Wut in ihren Augen standen.
„Und ich habe völlig überreagiert.“ Allein bei der Erinnerung wurde sie rot. „Du hattest allen Grund, mich aus dem Haus zu wei sen, aber du hattest kein Recht, so grob und herzlos dabei zu sein. Und es ist wohl klar, dass deine Reaktion völlig anders als meine war und du daher Abstand wahren möchtest.“ Sie schob die Strähnen zurück, die sich aus dem Zopf gelöst hatten und um ihr Gesicht flatterten. „Warum also bist du hier?“
„Eins nach dem anderen“, wehrte er ab. „Also … ja, ich bin es gewöhnt, dass Frauen mich attraktiv finden. Und da ich Frauen mag, weiß ich diese Tatsache zu schätzen.“ Das kleine Lächeln um seine Lippen entlockte ihr ein verächtliches Schnauben. „Ich bin sicher, du würdest es lieber hören, wenn ich es abstritte, aber ich halte falsche Bescheidenheit für unangebracht und heuchlerisch. Und obwohl ich es meist vorziehe, allein zu sein, betrachte ich deinen Besuch nicht als aufdringlich. Geküsst habe ich dich, weil ich es wollte, weil du einen so verlockenden Mund hast.“
Er bemerkte ihre erstaunte Miene, bevor sie das Gesicht abwandte.
Niemand hatte ihr das bisher gesagt, wie ihm klar wurde. Er schüttelte den Kopf über die Dummheit des männlichen Geschlechts.
„Weil du Augen hast, die mich an die Elfen erinnern, wenn sie auf den grünen Hügeln meiner Heimat tanzen. Haare wie poliertes Eichenholz, schimmernd und seidig. Und Haut, so sanft, dass meine Hand hindurchgleiten müsste, wenn ich sie berühre.“
„Lass das.“ Ihre Stimme zitterte, und sie schlang die Arme um sich. „Das ist nicht fair.“
Vielleicht war es das nicht. Solche Worte zu einer Frau zu sagen, die nicht daran gewöhnt war, sie zu hören. Aber er zuckte nur die Achseln. „Es ist nur die Wahrheit. Und meine Reaktion auf dich war … impulsiver, als ich erwartet hatte. Deshalb war ich so unhöflich. Ich entschuldige mich dafür, Rowan. Aber nur dafür.“
Sie war völlig erfüllt von ihm und wünschte sich, diese Qual wäre nicht so reizvoll. „Entschuldigst du dich dafür, dass du grob warst oder weil du auf mich reagierst?“
Eine kluge Frau, dachte er bei sich und entschloss sich für die Wahrheit.
„Um ehrlich zu sein, für beides. Ich sagte schon, dass ich nicht vorbereitet war auf dich. Und das meinte ich ernst.“
Es war die Tatsache, dass er die Wahrheit offen aussprach, die sie besänftigte und sie ein wenig erschauern ließ. Sie schwieg eine Weile, starrte nur auf ihre verschränkten Finger, während unten die Wellen an die Felsen krachten und oben die Möwen kreischten.
„Vielleicht kann ich das sogar verstehen. Ich stehe momentan an einem schwierigen Punkt in meinem Leben“, sagte sie schließlich langsam. „Eine Kreuzung, sozusagen. Ich denke, die Menschen sind
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