Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
zahlreiche hübsche Teekannen und versuchte sich zu entscheiden. „Sie sind beide Collegeprofessoren. Mein Vater ist Dekan der Englischfakultät.“
„Und deine Mutter?“ Wie zufällig zog er den Zeichenblock aus ihrer Ledertasche, die auf dem Tisch lag.
„Sie unterrichtet Geschichte.“ Sie hatte ihre Wahl getroffen – eine Teekanne in Form einer Elfe, die Flügel waren der Henkel. „Sie sind beide brillant“, fuhr sie fort, während sie Tee abmaß. „Und großartige Lehrer.
Meine Mutter hat letztes Jahr den Posten als Vizedekan übernommen, sie …“ Rowan brach ab, leicht entsetzt, als sie sah, wie Liam ihre Skizzen von dem Wolf betrachtete.
„Die sind sehr gut.“ Er sah nicht einmal auf, schlug nur die nächste Seite um und kniff konzentriert die Augen zusammen, als er auf die Zeichnung des kleinen Hains mit seinen Farnen sah. Aus den fächrigen Blättern lugten vorwitzig lachende Augen, waren die Andeutungen von Flügeln zu erkennen.
Sie kann die Elfen sehen, dachte er und lächelte.
„Das sind nur Kritzeleien.“ Es juckte ihr in den Fingern, ihm den Block zu entreißen, aber ihre Manieren hielten sie zurück. „Es ist nur ein Hobby.“
Als sein Blick zu ihr flog, wäre sie beinahe davor zurückgezuckt.
„Warum sagst du so etwas und willst es auch noch glauben, wenn du sowohl Talent als auch Freude daran hast?“
„Es ist etwas, das ich in meiner Freizeit tue. Ab und zu.“
Er blätterte auf die nächste Seite. Sie hatte eine Skizze von dem Blockhaus gefertigt, ließ es aussehen wie eine verwunschene Hütte aus einem Märchen, mit den Bäumen ringsum und der einladenden Veranda.
„Und dann bist du beleidigt, wenn dich jemand albern nennt?“, murmelte er. „Es ist albern und dumm, dass du nicht das tust, was dir Freude macht, und stattdessen verzweifelt die Hände ringst.“
„Aber das ist doch Unsinn. Ich ringe nicht verzweifelt die Hände.“ Sie wandte ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kessel zu, um sich genau davon abzuhalten – die Hände zu ringen. „Es ist nur ein Hobby, wie gesagt. Die meisten Leute haben eines. Warum sollte mein Hobby nicht Zeichnen sein?“
„Es ist deine Gabe“, verbesserte er sie. „Und du hast sie missachtet.“
„Seinen Lebensunterhalt kann man sich nicht mit Zeichnen verdienen.“
„Was hat das denn mit Lebensunterhalt zu tun?“
Er klang so arrogant, dass sie lachen musste. „Oh, eigentlich nichts, außer Essen, ein Dach über dem Kopf, Verantwortlichkeiten.“ Sie kam zum Tisch, stellte die Teekanne ab, ging zurück, um Tassen zu holen. „Nur Kleinigkeiten aus dem wahren Leben.“
„Dann verkaufe deine Zeichnungen, wenn du unbedingt einen Lebensunterhalt brauchst.“
„Niemand kauft Bleistiftzeichnungen von einer Englischlehrerin.“
„Ich kaufe diese hier.“ Er stand auf und hielt die Zeichnung von dem Wolf hoch. Der Wolf schaute den Betrachter von dem Blatt mit dem gleichen herausfordernden Blick an, der auch jetzt in Liams Augen lag.
„Wie viel?“
„Ich verkaufe es nicht, und du kaufst es nicht, nur um etwas zu beweisen.“ Sie nahm ihn nicht ernst und winkte ihn auf den Stuhl zurück.
„Setz dich und trink deinen Tee.“
„Dann schenke mir die Zeichnung.“ Er betrachtete das Bild erneut mit schief gelegtem Kopf. „Es gefällt mir. Und dieses hier auch.“ Er blätterte auf die Seite mit dem Hain und den Farnelfen. „So etwas könnte ich gebrauchen, für das Spiel, an dem ich arbeite. Ich habe absolut kein Talent fürs Zeichnen.“
„Wer macht dann die Illustrationen für deine Spiele?“ Sie hoffte inständig, das Thema wechseln zu können, und holte die verbrannten Zimtschnecken hervor.
„Ich habe verschiedene Leute für die unterschiedlichen Stimmungen.“ Er setzte sich wieder, nahm ein Gebäckteil vom Teller. Es war hart und die Unterseite unverkennbar verbrannt, aber davon abgesehen herrlich süß und großzügig gefüllt mit Johannisbeeren.
„Und wie …“
„Zeichnen deine Eltern auch?“, unterbrach er sie.
„Nein.“ Allein bei der Vorstellung musste sie kichern. Das Bild, wie ihre geschäftigen, sachlichen Eltern sich mit Papier und Bleistift hinsetzten und mit offenen Augen träumten. „Sie haben mir Unterricht gegeben, als ich noch ein Kind war und mein Interesse offensichtlich wurde. Meine Mutter hat sogar eine kleine Zeichnung von mir in ihrem Büro in der Uni aufgehängt.“
„Also weiß sie dein Talent zu schätzen.“
„Sie liebt ihre Tochter“, verbesserte Rowan und schenkte Tee
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