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Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Titel: Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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waren seine Instinkte blockiert gewesen. Als er sich jetzt umdrehte, nahm er ihren Duft wahr – weiblich, unschuldig, mit einem Hauch von Jasmin.
    Er sah, wie sie aus dem Wald trat. Sie hatte ihn nicht erblickt – nicht gleich. Die Sonne stand in seinem Rücken, und sie war in die andere Richtung gegangen, von ihm abgewandt, als sie sich daranmachte, die rauen Klippen zu besteigen.
    Sie hatte ihr Haar zu einem losen Zopf zurückgebunden, ein warmes Braun, das im Sonnenlicht schimmerte, als der Wind mit dem Haar spielte.
    Um ihre Schulter hing eine flache Ledertasche. Die graue Hose war abgetragen, ihre Bluse hatte die Farbe von blassen Narzissen.
    Ihr Mund war ungeschminkt, ihre Nägel kurz gehalten, ihre Stiefel, die so offensichtlich neu waren, wiesen eine lange Schramme auf der linken Schuhspitze auf. Ihr Anblick, wie sie vor sich hin murmelnd auf die Felsen kletterte, entspannte und verärgerte ihn zugleich. Dann wandelten beide Empfindungen sich in pures Vergnügen, als sie ihn erblickte, zusammenzuckte und tief die Stirn runzelte, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte und eine unbeteiligte Miene aufsetzte.
    „Guten Morgen, Rowan.“
    Sie nickte, umklammerte mit beiden Händen den Gurt ihrer Tasche, als wüsste sie nicht, was sie sonst mit ihnen tun sollte. Der eisige Blick aus ihren Augen stand in direktem Kontrast zu ihren fahrigen Fingern, und jetzt schaute sie bewusst an ihm vorbei.
    „Hallo. Hätte ich gewusst, dass du hier bist, hätte ich einen anderen Weg gewählt. Ich nehme an, du willst allein sein.“
    „Nicht unbedingt.“
    Sie sah ihn an, wandte den Blick dann wieder ab. „Nun, ich aber“, sagte sie entschieden, drehte sich um und ging über die Felsen in die entgegengesetzte Richtung.
    „Nachtragend, was, Rowan Murray?“
    Sie versteifte sich und ging weiter. „Sieht wohl so aus.“
    „Das hältst du nicht lange durch, das ist nicht deine Natur.“
    Sie zuckte nur mit der Schulter, obwohl sie wusste, dass es eine trotzige und kindische Geste war. Sie war hergekommen, um das Meer zu malen, die kleinen Boote, die Vögel, die ihre Schreie in die Lüfte stießen. Und ja, verflucht noch mal, sie wollte in dem Gelege nachschauen, ob schon Junge aus den Eiern geschlüpft waren.
    Ihn wollte sie nicht sehen. Wollte nicht an das, was zwischen ihnen vorgefallen war, erinnert werden. Welche Gefühle sich in ihr geregt hatten.
    Aber sie würde auch nicht vor ihm die Flucht ergreifen wie die Maus vor der Katze. Also setzte sie sich auf einen Felsen und öffnete ihre Tasche. Holte eine Flasche Wasser hervor, stellte sie neben sich, zog Zeichenblock und Bleistift hervor.
    In Gedanken befahl sie sich, sich zu konzentrieren und ein Motiv zu erfassen. Sah übers Wasser, ließ sich Zeit, um die Bilder in sich aufzunehmen. Sie begann zu zeichnen und schwor sich, nicht zu ihm hinüberzublicken. Oh, er war noch da, dessen war sie sicher. Warum sonst sollte jeder einzelne Muskel in ihrem Körper in Alarmbereitschaft sein, warum sonst sollte ihr Herz wie wild schlagen?
    Aber sie würde nicht hinschauen.
    Natürlich schaute sie hin. Und er war immer noch da, nur wenige Schritte entfernt, die Hände lässig in die Taschen gesteckt, das Gesicht dem Meer zugewandt. Es ist einfach nur Pech, dachte sie, dass er so gut aussieht. Dass er dastehen konnte, den Wind in dieser wundervollen seidigen Mähne, das Profil so scharf und markant, dass sie an Heathcliff oder Byron oder irgendeinen poetischen Helden denken musste.
    Ein Ritter vor der Schlacht. Ein Prinz, der sein Königreich überblickt.
    Oh ja, er hätte all das sein können. So romantisch in Jeans und Sweatshirt wie der stolze Krieger in schimmernder Rüstung.
    „Ich habe nicht vor, mit dir zu kämpfen, Rowan.“
    Sie glaubte ihn das sagen zu hören, aber das war natürlich Unsinn. Er stand viel zu weit weg, als dass sie diese leisen Worte hätte vernehmen können. Sie bildete sich nur ein, dass das seine Antwort gewesen wäre, hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen. Also schnaubte sie nur und starrte auf ihren Zeichenblock. Entsetzt stellte sie fest, dass sie unbewusst begonnen hatte, sein Porträt zu zeichnen.
    Irritiert und wütend schlug sie die Seite um.
    „Es hat wenig Sinn, böse auf mich zu sein. Oder auf dich selbst.“
    Dieses Mal war sie sicher, dass er gesprochen hatte. Sie blickte auf und musste gegen das Sonnenlicht anblinzeln, das hinter seinem Rücken schien und seine Schultern und seinen Kopf mit einem Ring von Licht umgab.
    „Es

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